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des Todtentanzes. Ansser Lützelburger lässt sich aber auch kein
anderer Meister der Holbeimschen Schule namhaft machen, welchem
man den Schnitt jener Blätter zutrauen könnte, und somit nennen die
Vertheidiger der Eigenhändigkeit von Maler-Formschnitten den Holbein
selbst als Formschneider, welcher der ganzen Schule als Muster vor-
gelenchtet, und den Impuls zu jener meisterhaften Behandlung des
Formschnittes gegeben habe, welche aus vielen Holzschnitten nach
Zeichnungen dieses Meisters hervcrleuchtet. Die Gegner der Eigen-
händigkeit behaupten das Gegentheil, und erkennen in Allem dem
Lützelburger die Ehre zu. Unter dem Monogramm H L kommen wir
darauf zurück, da es sich besonders um die Todtentanzbilder handelt.
Die genannten Blätter stammen aber alle aus der Zeit der Voll-
endung der Xylographie, und es müssen daher noch andere Holz-
schnitte aus früherer Periode vorhanden seyn, welche dem Holbein
zugeschrieben werden können. Ein solches Blatt ist jenes mit dem ge-
gebenen Monogramme, und wenn es wirklich von ihm selbst geschnitten
ist, dann gehören ihm auch noch verschiedene andere analoge Form-
schnitte ohne Zeichen an. Die wenigsten stimmen aber mit den er-
wähnten Musterblättern, und Holbein ist daher erst in seiner mittleren
Periode zu jener Vollkommenheit gelangt, oder er hat nur die früheren
Blätter geschnitten, und nicht den Todtentanz, nicht die biblischen
Bilder, nicht den Erasmus u. s. w. Doch ist auch ein Holbein nicht
mit einem Schlage Meister geworden, sondern nur nach verschiedenen
Xfrsuchen zu jener Höhe gelangt, auf welcher wir ihn bewundern.
ir sind indessen weit entfernt, ihm alle Holzschnitte zuzuschreiben,
die jetzt für ihn in Anspruch genommen werden. Zu vielen hat er
nur die Zeichnungen geliefert, da ja auch die Arbeit mit dem Pinsel
eine theuere Zeit in Anspruch nahm.
Den Kampf für die Eigenhändigkeit Holbeimscher Formschnitte
nahm besonders Baron v. Rumohr (Hans Holbein der jüngere in
seinem Verhältniss zum deutschen Formschnittwesen. Leipzig 1836)
auf, und ihm zur Seite stand R. Weigel, welcher zu diesem Zwecke
das erwähnte Prachtwerk herausgab. v. Rumohr zählt S. 42 ü". die
Formschnittwerke auf, und verbindet damit die Literatur und spezielle
Kritik derselben. Dazu gab R. Weigel S. 89 E. einen reichen Anhang,
sowohl von einzelnen Blättern, als von Bilderwerken. Wir haben es
hier nur mit dem Blatte zu thun, auf welchem das Zeichen vorkommt.
Man bezieht dieses zum Graue] der Herren Sotzmann u. Comp. auf
Holbein als Formschneider. Das Blatt ist aber wirklich fern von jener
Schönheit und Sicherheit, von jenem hohen Kunstwerthe der biblischen
Bilder, des Erasmus, des Todtentanzes u. s. w., und die Gegner der
Eigenhändigkeit von Maler-Formschnitten empfanden daher einen wahren
Widerwillen, wenn sie diese Meisterwerke dem Holbein selbst zuge-
schrieben fanden, da sie ihm nicht einmal den Schnitt der geringeren
Blätter anvertrauen wollten, damit er sich ja nicht in die Finger schneide.
Das Monogramm des Künstlers findet man auf folgendem Blatte,
man beliebe aber auch den Schluss des Artikels ins Auge zu fassen,
wo wir die Ketzerei durchblicken lassen, dass sich das Monogramm
allenfalls auf einen H. Hermann beziehe.
Die Oebestafel, oder der Weg des menschlichen Lebens, in einer
breiten Titeleinfassung mit Aufschriften vorgestellt. Ganz oben steht
auf einem geschlungenen Bande: ARX vnune FELICITATIS, und vor der
Burg der wahren Glückseligkeit sitzt die Felicitas auf dem Throne,
wie sie einen vor ihr knieenden Mann krönt. Am Bogen der Stuhl-
lehne steht: FELICITAS. Unten in der Mitte steht unter dem zum Vor-
hofe führenden Thore ein bärtiger Mann mit dem Stecke, und hält