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1032.
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1031- Unbekannter Kupferstecher, welcher in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts thätig war, und wahrscheinlich auch unter
H die Maler zu zählen ist. Das gegebene Zeichen findet man auf
einem fein gestochenen Blatte, welches einen Soldaten verstellt, wie er
die rechte Hand an die Hüfte legt, und mit der anderen die Lanze
trägt, deren Spitze bis an den oberen Rand reicht. Er ist von vorn
gesehen, und trägt eine Mütze mit einer langen Feder. Den Grund
schliesst eine Mauer ab, rechts steht aber ein Baum. Links unten
am Steine bemerkt man das Zeichen. H. 2 Z. 9 L. Br. 1 Z. 8 L.
1032. Hans llolbein der jüngere ist unter dem Monogramm HH
. No. 1010 bereits eingeführt, und wir kommen auch unter den
llä Initialen H. H. N0. 1038 und dem Monogramme H L auf ihn zurück.
Hier handelt es sich um einen Holzschnitt, dessen Monogramm auf H. Hol-
bein gedeutet wird; nur fragt es sich, ob dieses Blatt von ihm selbst
geschnitten wurde, was die Einen bejahen, die Anderen verneinen.
Dass Holbein die Fähigkeit besessen habe, das Schneidemesser zu
führen, unterliegt keinem Zweifel. Die nach seinen Zeichnungen vor-
handenen Holzschnitte bilden den Uebergang zu einer ganz eigenthüm-
liehen Technik, welche nicht Ursus Graf, nicht Hans Lützelburger,
nicht Hans Frank, nicht irgend ein anderer Meister der Schule, son-
dem nur H. Holbein selbst herbeigeführt haben konnte. Er musste
also vorgearbeitet haben, und mancher Holzschnitt ist sicher unter
seiner Aufsicht, wenn nicht unter seinen Händen entstanden. R. Weigel
stellt in seinem Prachtwerke: Formsclmüte berühmter Meister m2
sechstes Heft, das meisterhaft geschnittene Bildniss des Erasmus von
Roterdam mit dem Terminus als ein Muster zur Kenntniss der eigen-
händigen Formschnitte Holbein's auf, und wenn dieser Künstler je in
Holz gearbeitet hat, so kann nur dieses Bildniss von ihm geschnitten
seyn. Weigel sagt mit Recht, dass hierin jeder Strich und jeder Punkt
ein Typus des künstlerischen Bewusstseyns, oder aller Vollkommen-
heit sei. Die alten Abdrücke sind sehr selten, Weigel fügte aber eine
genaue Copie von E. Kretzschmar bei. Einen weiteren Vergleich ge-
stattet Weigel im zweiten Hefte seines Werkes, welches mehrere andere
Copien nach Holbein enthält, die den Verfertiger des Bildnisses des
Erasmus von Roterdam beurkunden. Weigel gibt zwei Copien aus dem
äusserst seltenen Catechismus von Cranmer. London 1548, 8., nämlich
Moses auf Sinai, wie er die Gesetztafeln empfängt, und Christus, welcher
die Verkäufer aus dem Tempel treibt. Auf Cranmerls Werk kommen
wir aber unter den Initialen H H zurück. Eine weitere Copie bei
Weigel ist dem ersten Blatte der lateinischen Bibel. Lyon 1538, fol.,
entnommen. Es stellt den Sündenfall vor, von einer Platte, welche
früh abhanden gekommen, da sie nicht einmal zu der ersten Ausgabe
der Holbeiwschen Bilderbibel von 1538, sondern nur zu den soge-
nannten Probedrücken benützt werden konnte. Dann liess R. Weigel
auch das Bild des Krämers aus dem Todtentanz, und zwei iigurirte
Buchstaben aus dem griechischen Galen. Basel 1538, fol., copiren. Die
Buchstaben sind ganz verschieden von jenen im Folioblatte mit Lützel-
burger's Namen im k. Knpferstichkabinet zu Dresden und in Basel.
Es ist je ein Buchstabe aus dem Bauern- und Kinder-Alphabete ent-
nommen, und man ersieht, dass die Lützelburgewsche Folge von jener
Holbein's ganz verschieden ist. Hinsichtlich des Schnittes der ge-
nannten Werke herrscht aber noch eine Controverse. Einige sagen:
Lützelburger kann das Alphabet im Galenus nicht geschnitten haben,
und er ist desswegen auch nicht der Verfertiger des Bildnisses des
Erasmus, der Bilder der Bibel und des Catechismus, und auch nicht