Volltext: GK - IML (Bd. 3)

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besass Dr. Keller, und 1837 wurden sie im Kunstblatt als in Dr. Jau- 
mann's Besitz beschrieben. Die weiteren Schicksale des Künstlers sind 
bekannt. Er begab sich 1526 von Basel nach London, und starb da- 
selbst 1554 an der Pest. Im Künstler-Lexicon VI. S. 241 11'. ist das 
Weitere nachzulesen, da auch die vorzüglichsten Werke des Meisters 
aufgezählt sind. Nach Hegner ündet man das erste Zeichen auf einigen 
Gemälden, und das zweite auf Kupfersticheu nach Gemälden und Zeich- 
nungen des Künstlers. Wir kommen aber auf ihn zurück, indem sich 
auch Holzschnitte finden, auf welchen ein kleineres H in dem grösseren 
steht. Unter dem Monogramm H L handeln wir über den Todtentanz, 
und unter den Initialen H H über andere Werke, welche dem H. Hol- 
bein zugeschrieben werden. Man findet nämlich auch Holzschnitte 
nach Zeichnungen dieses Künstlers, und solche, welche man ihm selbst 
beilegt. Reich an Zeichnungen und Holzschnitten von Holbein ist jetzt 
das Museum in Basel, wo uns der junge Holbein mit einer Zeichnung 
von 1513 begegnet. Sie stellt drei Nachtwächter- vor, mit dem Namen 
und der Jahrzahl 1513. Zeichnungen aus dem Jahre 1514 sind in 
dem fragmentirten Skizzenbuche der k. Handzeichnungs-Sammlung in 
Berlin. Es enthält ausser verschiedenen Bildnissen von Mitgliedern 
der Familie Fugger, von Geistlichen des Stiftes St. Ulrich in Augs- 
burg dtc. auch die Bildnisse von Holbein Vater und Sohn, und über 
dem des letzteren steht die Zahl 14, welche entweder die Jahrzahl 1514, 
oder das damalige Alter des jungen Künstlers audeutet. Die gezeich- 
neten Bildnisse des Bürgermeisters Meyer und seiner Frau sind 1516 
datirt. In demselben Jahre malte er diese Bildnisse auch in Oel. Beide 
sind im Baseler Lluseum mit dem Monogramme und der Jahirzahl 1516 
versehen. Sie sind in einem zart bräunlichen Tone ausgeführt, und 
zeigen bereits das wunderbar treue Naturgefühl, welches dem Künstler 
eigen ist. Mit dem Monogramme und der Jahrzahl 1517 sind die 
lebensgrossen Köpfe von Adam und Eva von derb naturalistem Wesen, 
und als Naturstudien in Oel auf Papier zu betrachten. Um 1516 oder 
1517 setzt man auch die berühmte Passion in einem Cyclus von acht 
Bildern, welche in Basel dem jungen Holbein zugeschrieben werden. 
Auch Dr. Waagen (Kunstwerke und Künstler in Deutschland II. S. 271) 
glaubte überzeugt zu seyn, dass diese Tafel eines der ersten grösserexi 
Werke sei, welche Holbein jun. nach seiner Uebersiedlung von Augs- 
burg nach Basel ausgeführt hat. Wir glauben ebenfalls, dass diess ein 
Werk eines Hans Holbein sei, aber von dem Vater Holbein. Waagen 
gesteht selbst eine auffallende Verwandtschaft zu dem Hauptwerke des 
alten Holbein, der Geschichte des hl. Paulus in der Gallerie zu Augs- 
burg zu, und es unterliegt auch keinem Zweifel, dass diese Passion 
das Hauptwerk des alten Holbein in Basel ist. Ambros Holbein, welcher 
1517 als Mitglied der Zunft zum Himmel in Basel vorkommt, und Hans 
Holbein der Sohn, mögen dem Vater hülfreiche Hand geleistet haben, 
und daraus erklärt sich die bekannte Ungleichheit der Bilder. Die 
starken Verzeichnungen, welche öfters vorkommen, gehen wohl auf 
Rechnung des alten Holbein. Der kräftig röthliche Lokalton des 
Fleisches, die dunklen Schatten und der sehr verschmolzene Vortrag 
sind Holbein dem Vater eigen. Der Vater ist höchst wahrscheinlich 
auch jener Hans Holbein der Maler, welcher 1520 im rothen Buche 
der Zunft zum Himmel in Basel erscheint, ohne Angabe, dass er von 
Augsburg stamme, während Ambros Holbein als Maler von Augsburg 
eingetragen ist. Holbein der Vater konnte auf das Bürgerrecht in Basel 
Anspruch machen, da er zur Zierde der Stadt beigetragen hatte. Er war 
bereits eine Reihe von Jahren in Basel thätig, musste daher fast als 
einheimisch gelten, und daher fand man es 1520 wohl nicht mehr
	        
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