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985. Hugo van-der Goes, nach C. van Mander Schüler des Jan
van Eyck, und von Vasari „Ugo dhllnversa" genannt, be-
hauptet im Künstler-Lexieon V. S. 255 einen ziemlich aus-
führlichen Artikel, welcher zusammenfasst, was bis 1836
über ihn bekannt war. Rathgeber beschreibt in den Annalen
der niederländischen Malerei, Gotha 1839 S. 118, in 76 Num-
mern die Werke dieses Meisters, oder vielmehr alle jene
Bilder, die ihm mit Recht oder Unrecht zugeschrieben werden.
Es fehlen aber noch immer die sicheren historischen An-
haltspunkte, und diese beschränken sich hauptsächlich auf
die Angaben im Messager des Sciences et des Arts. Gand 1833,
I. p. 417, Idem 1841 p. 311, und 1842 p. 214. Graf Leon de Laborde
durchsuchte zum Behufe seines Werkes: Les Duos de Bourgogne,
Paris 1849, die burgundischen Archive, und fand wenigstens etliche
Documente, welche eine bestimmte Zeit feststellen. Im Juli 1467 ord-
nete er die Festdecorationen bei der Inauguration Oarl des Kühnen an.
Im Juli 1468 war in Brügge bei der Vermählung des Herzogs Oarl
von Burgund mit der Margaretha von York ein grosses Banket, wobei
Hugo zur Decoration beitrug. Davon weiss Graf Laborde, die Unter-
nehmungen von 1467 waren aber schon früher bekannt. Im Jahre 1473
malte Hugo in Gent beim Jubiläum des Papstes Decorationen, und
durch den Grafen L. de Laborde wissen wir, dass er 1479 an die
Stelle des Dirk Stuerbout von Haarlem zum Taxator von Kunstgegen-
ständen ernannt wurde. Aus den Rechnungen der Stadt Gent geht
hervor, dass der Künstler bis 1480 daselbst thätig war. Die letzte
Zeit seines Lebens brachte Hugo im Kloster Roodendale im Walde
von Soignies (Rooden-clooster in Zuenien) bei Brüssel zu. Er starb
daselbst als Canonicns, die von Sweertius (Monumenta sepulchralia
Antoerpiae 1613) beigebrachte Grabschrift ist aber ohne Datum.
In diesen Angaben fehlen die Anhaltspunkte, nach welchen dem
Künstler das eine oder das andere Gemälde zugeschrieben werden
könnte. Sein Name figurirt aber in mehreren grossen Sammlungen.
Man schreibt ihm durch Tradition das obige Zeichen zu, es ist aber
die grösste Anzahl der ihm beigelegten Werke ohne Namen und Zeichen.
Die authentischen Bilder sind leicht gezählt, und was ausserdem über
diesen Meister noch Urkundliches bekannt, ist in folgendem Werke
am ausführlichsten zusammengefasst: Les anciens peinlres flamands
leur m'a et leurs oeuores par J. A. Crowe et G. B. Caoalcaselle.
Traduit de l'Anglais pur O. Delepierre, annotä et augmente de
documents inedits pur Alex. Pinchart et Ch. Ruelens, I. p. 126 ff.
Das von Vasari erwähnte Hauptwerk des Hugo van der Goes ist
der Altar in Santa Maria Nuova zu Florenz, ein Weihgeschenk des
Thomas Portinari, welcher 1468 bei der Vermählung des Garl von
Burgund Abgesandter der Medicis in Brügge war. Der Altar ist jetzt
zertheilt. Das Mittelbild ist im Schiife links, und die Altarflügel sind
rechts untergebracht. Das Hauptgemälde stellt die Anbetung des neu-
gebornen Jesuskindes, und einen Chor von Engeln vor, Alles in voll-
kommener Erhaltung. Auf dem einen Flügel ist Tommaso Portinari
mit seinen Söhnen und zwei Heiligen, auf dem anderen die Gattin mit
den Töchtern und drei weiblichen Heiligen vorgestellt. Die hl. Jungfrau
und die Engel sind in hellen und glänzenden Tönen mit bläulichen
Schatten gemalt, und contrastiren mit den bräunlichen und stark schat-
tirten Köpfen des hl. Joseph und der Hirten. Ausserordentlich reich
sind die Ziertheile, und mit vlämischer Geduld vollendet. Den Hugo
van der Goes kann man in Florenz am besten kennen lernen. Auch
in Deutschland sind Werke von ihm, aber keines in Belgien. In der