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heisst er H. Feide. Denn auf einem Bildnisse ist dem Monogramme
das Wort eide fe. 1570 beigefügt. Dieser Feide muss nun in der
Weise der holländischen Schule gearbeitet haben, oder es handelt sich
um zwei Künstler, wie wir glauben möchten. Dem H. Feide bleiben
daher nur die Bildnisse.
1) Die Ehebrecherinvor Christus. Sie steht in Mitte des Blattes
von Pharisäern und Soldaten umgeben, und links deutet Christus mit
dem einen Knie auf dem Boden nach den eingeschriebenen Worten;
Quz" sine peccato etc. Rechts unten bemerkt man ein Tafelchen mit
dem ersten Zeichen und der Jahrzahl 1572. H. 5 Z. 4 L. Br, 9 Z.
2) Allegorie auf die Vergänglichkeit der Zeit. In einem von Ara-
besken umgebenen Rund sitzt eiu nackter Greis mit der Sanduhr auf
dem Todtenkopf, und blickt mit geschlossenen Händen nach dem Himmel.
Links gegenüber ist ein Greif mit einem grossen Degen, welcher sich
auf dem Rücken hält. Um das Rund ist ein holländischer Vers ein-
gestochen, und das Wort Mate. 10. In der Mitte unten bemerkt man
die Jahrzahl 1572, und das zweite Monogramm steht auf einem Steine.
H.5Z.2L. Br.3Z.7L.
3) Eine friesartige Landschaft. Links sieht man Enten im Wasser,
und oben bei Gestrauch sitzt ein Schütz. In Mitte des Blattes steht
ein dicker Baumstamm, hinter welchem der Jäger mit der Flinte lauert.
Rechts schiesst ein anderer nach den Enten, und neben ihm steht der
Hund. Am Baumstumpf links unten ist das kleine Zeichen. "Höhe
i Z. 3 L. Br. 4 Z. 1072 L.
Dieses sehr seltene Blatt schreibt Bermann ebenfalls dem Meister
bei Bartsch IX. p. 546 zu.
4) Ein etwas kleineres ähnliches Blatt mit Landschaft und Bäumen.
Rechts kniet St. Hubertus vor dem Hirsche mit dem Crucifixe zwischen
den Gcweihen, und links am Rande sieht man die Hälfte des Pferdes.
Ohne Zeichen. H. 11 L. Br. 5 Z. L.
5) Die Bildnisse des Churfürsten Joachim II. von Brandenburg,
einmal in Rüstung, und dann im churfürstlichen Ornate. Beide sind
mit dem Monogramme bezeichnet; auf dem Blatte mit dem Churfürsten
in der Rüstung ist aber beigefügt: eide fe 1570.
6) Das Bildniss des Johannes Tacleri, Pastor zu Cotbus. Mit dem
Monogramm H F.
905. Unbekannter Formschneider, vtielcher um 1570 thätig war.
ejJß Blätter mit seinem Zeichen findet man in einer Bibel,
H? welche 1.570 zu Prag bei Georg Melantrichius ab Aven-
tinum gedruckt wurde. Sie stellen Scenen aus dem alten und neuen
Testamente vor. H. 4 Z. 6 L. Br. 6 Z. 6 L. Die Zeichnungen fer-
tigte der Monogrammist TF, welcher in Wien lebte, wo sich wahr-
scheinlich auch der [Vormschneider aufhielt. In Wien lebte zu
jener Zeit der Briefmaler Hans Forster. Er gab 1573 eine Piquet-
karte in 48 Blättern heraus. Die Figuren und Farben wurden auf
zwei Bogen abgedruckt, und ein dritter Bogen gab die Kehrseiten.
F. v. Bartsch beschreibt in seinem Werke über die Kupferstichsammlung
der k k. Hofbibliothek in Wien S. 295 ein Exemplar. Auf einem
Blatte steht: HANS FORSTER KARTENMALER zv wmn. Diese alten Karten-
maler, auch Briefmaler genannt, waren gewöhnlich auch Formschneider.
Hans Forster konnte daher auch grössere Compositionen geschnitten
haben, namentlich für die böhmische Bibel, da der Zeichner sein Zeit-
genosse war.