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Wien 1819, aufmerksam, gibt aber das Monogramm ungenau, und nur
mit kurzer Andeutung, dass es mit der Jahrzahl 1522 vorkomme.
Diess ist nun unser drittes Zeichen mit der voranstehenden Jahrzahl
1522. Man findet es auf einem tretiiich gearbeiteten Flachrelief in
Kellheimer-Stein, welches das Urtheil des Paris vorstellt. Letzterer er-
scheint als geharnischter Ritter des 16. Jahrhunderts schlafend bei
einem von Bäumen umgebenen Brunnen. Vor ihm steht Venus mit
einer Kette um den Hals, hinter ihm Juno mit dem Apfel und Mi-
nerva mit dem Buche, alle drei nackt. Rückwärts sitzt Merkur im
Harnisch mit Bart und Flügelhtit, und in der den Hintergrund bilden-
den Landschaft bemerkt man eine Burg. Die Figuren sind voll Cha-
rakter und Leben, so dass dieses Bildwerk zu den geistreichsten Ar-
beiten damaliger Zeit gehört. H. Z. Br. 6 Z. Baron von Sacken,
die k. k. AmbraseriSammlnng II. S. 1.01, beschreibt es noch genauer.
Das erste Monogramm steht auf der Kupfertafel XXVII. in F. van
Stampartfs und A. J. v. Prenner's Prodromus des eröffneten-Selten-
und Wunder-Prachtes aller deren an dem k. Hof zu Wien sich
befindlichen Kunst-Schätzen. Wien 1785. Da ist ein Reiterbildniss
des Kaisers Carl V. abgebildet, wahrscheinlich nach einem Hochrelief
in Stein. Oben steht: mir. cnns. cnnonvs. AVG. Am Boden liegt ein
Zettel oder ein viereckigcs Tä-felchen mit dem Namenszeichen, und
unten steht die Jahrzahl 1522. Das zweite Zeichen kommt auf einem
Relief in Metall vor, welches ebenfalls das Reiterbild des genannten
Kaisers vorstellt, aber verschieden vom Steinbilde. Der Zettel mit dem
Monogramme und der Jahrzahl ist unten am Boden angebracht. Höhe
6 Z. 7 L. Breite lt Z. 2 L. Wo sich das Relief befinde, wissen wir
nicht, Hr. J. A. Börner sah aber bei H. Galimberti in Nürnberg eine
galvanoplastische Nachbildung desselben.
Wie bereits bemerkt, ist der angebliche Hans Dollinger in' der
Kunstgeschichte unbekannt, und er steht daher nicht urkundlich fest.
Wir keimen aber einen Bildhauer Hans Deibler, welcher längere Zeit
in Wien lebte, und dann in München sich niederliess. Er wird in den
uns bekannten Archivalien als Meister in kleinen Arbeiten gerühmt,
so wie sein gleichnamiger Sohn, welcher unter dem Jahre 1590 zum
letzten Male erwähnt wird.
8Ü5. Hans Donauer, Maler in München, machte sich die Grund-
sätze der Dürefschen Schule eigen, und genoss in der
genannten Stadt als Fremder Ruf. Er malte religiöse
Vorstellungen, und wählte auch Stoffe aus der Geschichte.
Der bayerische Hof beschäftigte ihn viel, man findet
A0" 75 aber sehr selten Gemälde von seiner Hand. Brulliot I.
N0. 978 fand das gegebene Zeichen auf einem histori-
schen Gemälde, welches er für jenes eines unbekannten deutschen
Meisters halt. Donauer zeichnete aber auch Landschaften und archi-
tektonische Ansichten. Im Jahre 1585 erhielt er von Herzog Wilhelm V.
den Auftrag, die Ansichten von Ingolstadt und Passau zu zeichnen,
und 1388 musste er andere Städte des Landes aufnehmen. Der Künstler
starb 1596, mit Hinterlassung eines gleichnamigen Sohnes, welcher
1599 als Meister auftrat, und 1644 starb. Passau ist gestochen.
866. Unbekannter Formschneider, welcher um 1550 in Köln lebte.
Das gegebene Zeichen findet man in einer kleinen Vignette mit
ä einem Blätterkranze, in welchem ein geflügeltes Kind mit bei-
den Händchen ein Schildchen mit dem Monogramme hält. Merlo
gibt das Zeichen in Eacsimile, aber wahrscheinlich zu gross. Er fand
die Vignette auf dem letzten Blatte eines seltenen Buches: Catalogus