Volltext: GK - IML (Bd. 3)

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708. 
Strassburg. Bartsch schreibt alle HnB. gezeichneten Holzschnitte in 
Augsburger Drucken dem H. Burgkmair zu, es hat aber Hans Baldung 
Grien sicher ein grösseres Recht darauf. Dieser Künstler war in 
Augsburg ohne Zweifel wohl bekannt. In einem schon oben genannten 
Concepte des C. Pentinger vom 17. November 1510 ist eine ausge- 
strichene Stelle, nach welcher Peutinger den Kaiser auf einen Form- 
schneider in Strassburg, "der alhie die Form wol ausgeschnitten 
hatte", aufmerksam machen wollte. Es fällt diess in eine Zeit, in 
welcher sich in Augsburg ein Formschneider heimlich entfernte, und 
Peutinger zum "Maler alhie", nämlich zu Burgkmair seine Zuiiucht 
nehmen musste. Der von ihm erwähnte Formschneider in Strassburg 
ist sicher Hans Baldung Grien, und es musste nach seinen Blättern 
in Gailer's Werken bekannt seyn, dass er zum Ausschneiden einer 
Zeichnung vollkommen befähiget war. H. Baldung Grien war aber 
auch Maler und, Zeichner, und es steht selbst dahin, ob Burgkmair 
für Gailerls Schriften eine Zeichnung geliefert hat. Die Compositioneil 
in denselben stimmen in der Auffassung und Behandlung für Baldnng 
Grien. Dieser Künstler bediente sich zwar gewöhnlich eines aus HGB 
bestehenden Monogramms, er verband aber auch die Buchstaben HB, 
wie wir N0. 769 dargethan haben. Es handelt sich an jener Stelle um 
Holzschnitte, welche dem Burgkmaii- zugeschrieben wurden, und der 
Künstler konnte daher auch die Initialen H. B. beigefügt haben. In 
der Form ist ein geringer Unterschied zu bemerken, so dass wir unten 
nur auf die Werke des Gaileir von Keysersberg eingehen. Die weiss 
auf schwarzem Grunde abstechenden Buchstaben sind auf Hans Baldung 
zu beziehen, oder im Allgemeinen die der unteren Reihe, welche auf 
Blättern in Gailer's Schriften Augsburger Druckes vorkommen. Die 
übrigen Buchstaben findet man auf Holzschnitten von und nach Burgk- 
mair mit geringer Abweichung. Sie kommen aber zuweilen in einem 
mehr oder weniger verzierten Täifelchen vor. 
Baron von Rumohr (Geschichte und Theorie der Formschneide- 
kunst S. 58) ist geneigt, den Hans Burgkmair auch für den Erfinder 
des Druckes in Helldunkel von zwei und drei Platten zu halten. Für 
den ältesten Versuch dieser Art halt er Burgkmaiens Todesengel,- 
B. N0. 40. Der Tod hat einen jungen Mann zu Boden geworfen, und 
das Mädchen sucht ihm schreiend zu entfliehen. Den Hintergrund 
bilden italienische Gebäude, und der Canal mit der Gondel erinnert 
an Venedig, wo sich der Künstler um 1507 aufgehalten zu haben scheint. 
Am Rande links, in der Umrissplatte eingeschnitten, steht der Name: 
H. BVRGKMAIR. H. 7 Z. 10 L. Br. 5 Z. 8 L. Heinecke (Dict. 
des Art.) gibt zu diesem Blatte die Jahrzahl M. D. X. an, Bartsch u. A. 
fanden aber dieses Datum nicht vor. B. von Rumohr halt desswegen 
das Blatt für alter, als den dieMadonna malenden heil. Lukas von 
1507, in welchem ebenfalls italienische Reminiscenzen gewahr werden. 
Allein dieses berechtiget immer noch nicht, den Todesengel für den 
ältesten Versuch in Helldunkel zu halten. B. von Rumehr gibt selbst 
die Mittel zur Widerlegung an die Hand. Das Exemplar, welches er 
besass, hat links in vertikaler Richtung den Namen des Jost de Negker, 
von welchem auch Heinecke Kunde hatte. Jost Dienecker tritt in 
Augsburg erst 1512 als Formschneider und Drucker auf, und der 
Todesengel könnte selbst mit der Jahrzahl 1510 nicht der erste Ver- 
such in Helldunkel seyn, indem Lukas Cranach diese Kunst schon 
1506 übte. Die schönen Blätter mit St. Christoph, und Venus und 
Amor tragen diese Jahrzahl. So lange daher für Burgkmair nicht ein 
älteres Datum spricht, muss dem L. Cranach die Ehre der Erfindung 
des Druckes in Helldunkel bleiben.   
	        
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