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.4 708._ Hans Bllrgkmair, auch Burgmair, Maler und Formschneider,
H - B T. H .3 wird 111 den meisten Werken über Kunst und
l Künstler als Schüler A. Dürers bezeichnet, ist
hßjHgßq aber um kaum zwei Jahre jünger, als dieser
l Meister, und ein durchaus eigenthümlicher Künst-
pHÄB 1er ln der Bichtung der schwäbischen Schule,
welche von Jener des A. Dürer sehr verschieden
F 1st. Man nimmt ziemlich allgemein an , dass
MM Burgkmair 1473 zu Augsburg geboren sei, nach
ää den ältesten Bildnissen desselben stellt es sieh
aber anders heraus. Ein meisterhafter Medaillon
o von 2 Z. 7 L. Durchmesser hat die Umschrift:
Joann A Burgkmair A Avgvstani A S A Caes 4
Maiestat A A A Pictvris 4 , und die innere Schrift: Anno. MDXVIII.
Aetatis Sue XLIIII. In der k. k. Gallerie zu Wien ist das Bildniss
des Künstlers mit jenem seiner Frau von 1528, und da steht auf einem
Zettel: Joann Burgkmaier Maler LVI Jar all. Nach dem Medaillen
wäre also der Künstler 1474, nach dem eigenhändigen Spiegelbilde in
Wien 1472 geboren. Ueber das Todesjahi- Burgkmains herrschen
aber sehr abweichende Angaben, indem 1517. 1529, "1539, 1550 und
1559 als dasselbe angegeben werden. Man hat nämlich nicht gewusst,
dass es drei Burgkmair gibt. Thomas, der Grossvater, starb nach dem
Gerechtigkeitsbuche der Stadt Augsburg 1523, Hans, dessen Sohn 1531,
und Hans, der Sohn des gleichnamigen Meisters, ist nicht eingetragen,
da das Zunftbuch nur bis 1548 die Todesanzeige gibt. Der jüngere Hans
Burgkmair lebte noch 1559. Er zeichnete und malte mit seinem Vater
ein Tnrnierbuch, welches zweimal vorkommt, nämlich im k. Kupferstich-
Oabinet zu München, und im Besitze des Fürsten von Hohenzollern-
Sigmaringen. Das Prachtwerk des Letzteren hat Professor J. v. Hefner-
Alteneck 1852 ff. im Kupferstiche colorirt herausgegeben. Das Werk
im Cabinet zu München war im Besitze des Herzogs Wilhelm IV. von
Bayern, und trägt unter dem bayerischen Wappen auf dem Titelblatte
die Jahrzahl 152.9. Es zeigt im Vergleiche mit dem Exemplare des
Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen Veränderung in der Farbe und
weniger malerische Freiheit. Die Dedication beweist, dass beide Hans
Burgkmair die Bearbeitung unternommen hatten. Sie lautet:
Dem durchlenclttigen hochgebornetzFursten und Herren Herren
Wilhelm pfaltzgrauen bey Rein, Herzogen in obern und nieder
Bayrn etc. seinem gnedigen Herren dise weyland lraiser Illumi-
milians lt0cltl0blicltster' gedechtnus verordnet und angeben gesläche,
vnnd Bennspill durch Hannsen Burckmair den elttern maller zu
Attgspurg erstliclt in Iverzavfcltnus genomen gemacht, cnnd In diSS
werk gerichl, hat Hanns Burckmayr der Jünger vntertheniglich zu-
gestellt cnd überantwort, dennselben sein fürstlichen gnaden sich
daneben diemüttliclt thut becelclten.
Das Turnierbuch im Besitze des Fürsten von Hohenzollern stammt
aus späterer Zeit; denn auf S. 37 beginnen die Darstellungen des
„Gestechs übers Dill" (Barriere) zur Verherrlichung der am 9. Jänner
1553 in Augsburg gehaltenen Hochzeit des Grafen Jakob von Montfort
mit Catharina Fugger. Hans Burgkmair jun. nennt sich hier ausdrück-
lich als Urheber des Werkes durch die Beischrift: wie ichs Hans
Burgkmair abgemalt und vertzaichnet hab. C. Becker schliesst bei
der Anzeige des Prachtwerkes im Deutschen Kunstblatt 1850 S. 314
daraus, dass H. Burgkmair noch 1553 gelebt habe, während P. v. Stetten
(Kunst- und Handwerksgeschichte S. 276) seine Spur nur bis 1550 ver-
folgt hätte. An einen jüngeren Hans Burgkmair dachte Becker nicht,