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703.
703. Johann Andreas Graf oder Grav, Architekturmaler und Ra-
x direr, wurde den 1. Mai 1637 zu Nürnberg ge-
äper) (fg boren, stand fünf Jahre bei Jakob Marrel zu
I Frankfurt in der Lehre, bereiste dann Italien,
T'a,l) .f und verehelichte sich 1665 zu Frankfurt mit
der berühmten Maria Sibylla Merian. Graf? arbeitete mehrere Jahre
in dieser Stadt, hielt sich aber abwechselnd auch in Nürnberg auf,
und starb daselbst den 6. Dezember 1701.
Ob sich Gemälde mit den gegebenen Zeichen finden, wissen wir
nicht, sie kommen aber auf radirten Blättern des Künstlers vor. Diese
Radirungen sind nirgends genau beschrieben, und daher geben wir
einen Artikel für den Peintre-graveur. Das Monogramm soll die Buch-
staben JA G enthalten, der Unkundige wird aber eher H B vermuthen.
1) Die Ansicht der im Bau begriffenen Barfüsser-Kirche in Nürn-
berg, oder vielmehr die perspektivische Ansicht des 1681 aufgestellten
Gerüstes. Mit dem ersten Zeichen, Hochfolio.
2) Der Römerberg zu Frankfurt am Main. Im oberen Theile der
Platte sieht man den kaiserlichen Doppeladler mit dem Bildnisse des
Kaisers Leopold I. Umher sind die Portraite der sieben Churfürsten
gegeben, Brustbilder innerhalb ovalen Kränzen. Unter dem Kaiser-
bildnisse ist folgendes Chronostichon , welches die Jahrzahl 1658
enthält:
VIVat RoManVs IleX AVgVstVS SH VbIqVe
LeopoLDVS.
Im unteren Theile der Platte ist der Römerberg vorgestellt. Eine
rechts unten in der Radirung angebrachte geölfnetePapierrolle enthält
die Inschrift: Der Römerberg zu Frankfurt, und darunter im beschat-
teten Theile der Rolle den oben gegebenen Namen und die Adresse:
Jacobg Marzell (Marrel) Ima: emcudit. Die Platte ist nicht egal ge-
formt. In der Mitte gemessen 16 Z. 6 L. hoch, 13 Z. 7 L. breit.
Oben 13 Z. 4 L., unten 13 Z. 10 L. breit.
Die Abdrücke mit dem Reichsadler sind sehr selten. Sie wurden
bei der Kaiserkrönung 1658 verkauft, und als kein weiterer Absatz
mehr zu hoifen war, wurde der Adler mit den Bildnissen abgeschnitten,
so dass nur der Prospekt des Römerberges blieb. Auch die oben ge-
dachte Schriftrolle wurde weggenommen, und an deren Stelle einge-
stochen: Joh: And: Graff, del. et fc. et emcudit. Ueber den rechts
befindlichen Hausern sieht man Wolken, und in der Mitte der Luft
die Aufschrift:
Der Römer Berg in Frankfurt am Mayn.
A. das Rathaus. B. Mayn Pfort. C. St: Nicolaus Kirch etc.
Die Vorstellung ist mit Einfassungslinien umzogen, oben 13 Z. 5 L.,
unten 13 Z. 8 L. breit, llllkS 5 Z. 1 15., rechts 5 Z. 2 L. hoch.
Auch von dieser Prospektplatte gibt es zweierlei Abdrücke. Die
einen haben die oben mitgetheilte zweizeilige deutsche Aufschrift, und
diess sind nach Börner die ersten. In den zweiten Abdrücken steht
über der Aufschrift: Curie Francofurtensis. Die zarteren Theile der
Arbeit sind bereits schwächer.
Füssly jun. schreibt dieses Blatt einem Wiener Hans Graf zu,
worin er irrt. Hüsgen glaubt im artistischen Magazin S. 194, der Adler
mit den Bildnissen sei von Jakob Marrel radirt, und nur der Prospekt
rühre von J. A. Graff her. Unter S. 261 kommt er darauf zurück,
und jetzt erklärt er die Radirung als eigenhandiges Werk des
genannten Künstlers.