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Dieses sehr seltene Buch enthält 30 Holzschnitte mit Bordüren.
Bnrtsch beschreibt drei Blätter im Verzeichnisse der Holzschnitte des
Hans Burgkmziir N0. 14, 15.18. Das obige llionoäramm übergeht er,
sowie jenes des lllonogrammisten b I. N0. 1606. Andere glaubten,
dieses Zeichen ebenfalls dem II. läurgkmair zuschreiben zu müssen,
es deutet aber den Maler Jörg I-irne oder Brey an. Ansserdem kom-
men in diesem Buche auch noch Blätter mit einem aus HS bestehen-
den Zeichen vor, welches dem Hans Schäuffelein zugeschrieben wird.
Letzterer könnte als junger Mann von '19 bis 20 Jahren höchstens
Zeichnungen zur Illustration geliefert haben, was wir aber bezweifeln,
da sich darin der Einduss des älteren Holbein kundgibt. Wir möchten
daher das Zeichen eher auf Sigmund Holbein deuten. Auch das obige
Monogramm gehört eher dem Jörg Bruc an, da es auch aus IB be-
stehen kann. H. Burgkmair blieb bei den Initialen H. B.
669. Hans Baldung, genannt Grien oder Grün, bediente sich
, gewöhnlich eines aus HGB bestehenden Zeichens, man kann
418 aber wohl mit Sicherheit annehmen, dass der Holzschnitt mit
dem gegebenen Illonogramme von ihm herrühre. Dieses Blatt stellt
die bl. Elisabeth von Thüringen spinnend unter ihren ebenfalls mit
Spinnen beschäftigten fünf Frauen vor. Oben ist ein fliegender Zettel
mit dem Namen S. ELSBETH, und links ein lvVappenschild mit dem
sehreitenden Löwen. Unter diesem Schilde bemerkt man das Künstler-
zeichen. H. 6 Z. 4 L. Br. ä Z. Bartsch VII. p. 210 N0. 28 beschreibt
dieses Blatt unter den Holzschnitten des Hans Burgkmair, will es aber
auch einem anderen Künstler überlassen, da sich Burgkmair eines
solchen Zeichens ausserdem nicht bedient hat.
Dieses Blatt findet sich in einem Werke des Johannes Geiler von
Kaysersperg: Das Buch Granatapfel Strassbzlrg, J. Knoblauch
1511, und dann 1516, fol. Es gehört zur Abtbeilung: Gaistlich
spinnerin nach dem Exempel der heiligen wittib Elizabelh.
Hans Baldung Grün hat mehrere Zeichnungen zur Illustration der
Vllerke Geiler's geliefert, aber kein zweites Blatt hat das obige Zeichen.
In demselben Granatapfel, beim Hasen im Pfeffer, ist ein Holzschnitt
mit der Küche, auf welchem der Künstler deutlich HGB zeichnet.
R Weigel gibt die Vorstellung mit der hLElisabeth im siebenten Hefte
seines Prachtwerkes: Holzsclznille berühmter Jlleister etc. in Nach-
hildung, und erklärt den Holzschnitt im Granatapfel für eigenhändige
Arbeit des H. B. Grien. In der Augsburger Ausgabe des Granatapfels
von 1510 kommt ebenfalls die Spinnerin vor, aber mit sieben Frauen,
und ohne Zeichen. H. 6 Z. 4 L. Br. 4 Z. 3 L.
Von demselben Meister, wenn nicht von Hans Baldung, welcher
gleichzeitig mit Baldung Grien in Freiburg lebte, ist auch der schlafende
Knecht im Stalle, durch dessen Fenster die Hexe eine brennende Fackel
hereinreicht. Rechts unten ist ein Täfelchen mit dem Monogramme.
H. 12 Z. 9 L. Br. 7 Z. 4 L. Bartsch beschreibt dieses Blatt unter
den Holzschnitten des Hans Brosamer N0. 15.
Von H. Baldung Grien dürfte auch das treffliche Blatt in Hell-
dunkel seyn, welches F. von Bartsch (Die Kupferstichsammlung der
k. k. Bibliothek in Wien S. 284 N0. 2562) dem Hans Burgkmair zu-
schreibt. Die Madonna liest sitzend in einem Buche, während sie mit
der linken Hand das nackte Jesuskind stützt. Letzteres ergreift den
ihm von einem fiiegenden Engelchen dargereichten Apfel. Die Jung-
frau umgeben noch sieben andere kleine Engel. Zwei schweben mit
einer Königskrone über ihrem Ilaupte, und drei sind zu ihren Füssen.
Den Hintergrund bildet eine bergige Landschaft, und rechts unten