208
656.
9 Blättern die Bathseba im Bade vor. Links im Vorgrunde stehen
drei Frauen, und gegen die Mitte zu sitzt Bathseba bekleidet am
Rande eines Bassin. Sie streckt das linke nackte Bein einer Dienerin
zum Waschen hin, während eine zweite Schwamm und Seife bringt,
unter welcher Zani (Ene. met. III. 2. p. 324) eine Abgeordnete David's
mit Oonüturen erkennt, da sie auf den königlichen Palast deutet. In
Mitte des Bassin erhebt sich ein zierlicher Springbrunnen, an welchem
der Schalksnarr trinken will, während ihn aber ein Höi-ling am Aermel
zurückhält. Der königliche Palast nimmt einen grossen Theil des Mittel-
grundes ein, und David mit der Harfe vor zwei Begleitern sitzt rechts
auf dem Balkon. Links im Mittelgrunde ist eine Ruine, und vier Engel
tragen eine Tafel mit acht Versen:
Als david yezend massig wavs.
dardvrch er gods ge ot vergas.
das er mit mordt amd eebrvck svndt
des bosen selten mvssig get.
Unten rechts ist das Täfelchen mit dem Künstlerzeichen. Das
Monogramm H B erklärt man auf Hans Brosamer, und es wird sich
wohl so verhalten. Das Zeichen MB ist jenes des Formschneiders,
dessen Name unbekannt ist. Er gehört wahrscheinlich der Familie
Brosamer an. Man nennt einen Martin Brosamer, welcher der Sohn
unsers Künstlers seyn könnte, da er noch zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts gelebt haben soll. Bartsch kennt das erwähnte Formschnitt-
werk nicht. Es wurde zuerst von Zani beschrieben, und dieser Schrift-
steller hielt das Dresdner Exemplar fast für das einzige. Es kommen
indessen noch etliche andere Abdrücke vor. Den Holzschnitt umgibt
eine schmale Bordure mit Arabesken. H. 29 Z. 3 L. Br. 36 Z. 3 L.
Schliesslich bemerken wir noch, dass auch am Ende des vorher-
gehenden Artikels ein grosses Formschnittwerk mit Bathseba im Bade
als in Erfurt gedruckt erwähnt wird. Damit hätten wir den Form-
schneider Hans Brösamer, und das hier beschriebene grosse Blatt ist
entweder Copie, oder es fehlt die Angabe des Druckortes.
656- Hans Brosamer, Maler, Kupferstecher und Formschneider,
wurde nach der gewöhnlichen Annahme
a 1506 zu Fulda geboren. Gewiss ist, dass
er 1540 daselbst thiitig war, denn das
I H8) von ihm gestochene Bildniss des Abtes
sein: Johannes von Fulda trägt die Jahrznhl
1541, und noch ein älterer im k. Cabinet
, H; zu Copenhagen vorhandener Probedruck
IPB als Unicum ist gar von 1536 datirt. Auf
' zwei andern Blättern von 1542 und 1545
, 1550 dEB steht: Johannes Brosamer Fuldae de-
gens faciebat. Ihm gegenüber trltt in Erfurt ein Formschneider Hans
Brösamer auf, welcher. in der Technik seiner Kunst Ausgezeichnetes
leistete. Wir haben über diesen Meister N0. 654 gehandelt, und fanden
annehmbare Gründe, ihn für eine andere Person zu halten. In neuester
Zeit erklärt man aber den Meister, der sich unter dem Bildnisse des
Landgrafen Philipp von Hessen: Ilans Brösamer Formschneider m:
Erjfordt nennt, mit dem Kupferstccher, welcher Fulda als seinen
Wohnort bezeichnet, für die eine und dieselbe Person, was wir mit
der Zeit und den Umständen nicht in Einklang bringen können. Der
Erfurter starb 1552 an der Pest, und Hans Brosamefs Lebenszeit
wird traditionell bis 1560 ausgedehnt. Wenn er, wie wir glauben, der