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zeichnender Künstler war. Wenn wir also an ihn als selbstständigen
Meister halten, dann ist der Maler, Kupferstecher und Formschneider
(Zeichner?) Hans Brosame-r von Fulda ein anderer Künstler, obgleich
man jetzt auch annimmt, dass dieser H. Brosamer in Erfurt gelebt habe.
Es geht aber aus zwei Kupferstichen desselben hervor, dass er 1542
und 1545 in Fulda thätig war, da sie folgende Inschrift tragen:
Johannes Brqsamer Fuldae degens faciebat. Das Bildnigg des Abtes
Johann von Fulda ist 1541 gestochen. Der Formschneider Hans Brö-
samer lebte aber schon früher in Erfurt. Das durch seine Namensunter-
schrift beglaubigte Bildniss des Landgrafen Philipp von Hessen ist jenes
eines Mannes von 30 bis 33 Jahren, und muss also um 1535 geschnitten
worden seyn, da der Landgraf 1504 geboren wurde. Einem um 1534
in Erfurt lebenden Künstler gehört auch das obige Zeichen an. Den
in Erfurt verstorbenen Hans Brosamer (richtiger Brösamer) hat C, Becker
im Kunstblatt 1834 S. 180 aus dem Universitats-lllatrikel nachgewiesen.
Nach der Aufschrift auf einem Miniaturgemälde starb er 1552 an der
Pest. Sie lautet: Hans Brosamer pinwit qui obiit peste 1552. Der
Maler und Kilpferstecher Hans Brosamer in Fulda lebte noch 1554,
und nach der Tradition starb er erst 1560. Aus diesen Umständen
schliesse ich, dass H. Brösamer von Erfurt mit dem H. Brosamer von
Fulda nicht Eine Person sei. In den früheren Werken über Kunst
und Künstler nennt man einen Hans Bresang, welcher vielleicht aus
Brösamer hervorging. Man deutete aber irrthümlich das Zeichen des
Hans Baldung Grien, und auch des Jakob Binck auf ihn.
Brulliot I. No. 966 gibt das erste Zeichen nach Christ (Monogr.-
Erklärung S. 210), welcher sagt, dass das Monogramm mit einer Raute
in Mitte des H auf Holzschnitten von Anton von Worms stehe. Christ
fügt aber gleich darauf auch eines der andern Zeichen bei, aber ohne
weitere Bestimmung. Auf Holzschnitten von Anton Woensam von Worms
hatte Brulliot das fragliche Monogramm nicht vorgefunden, und kannte.
auch kein anderes Blatt mit demselben. Er glaubte vielmehr, Christ
habe das Zeichen ungenau gegeben, und es sei jenes des Jakob Binck,
da dieser Meister in der Mitte des H ein C bildete. Der ein ver-
kehrtes C scheinende Beisatz der obigen Monogramme ist nur die un-
vollkommen ausgedrückte Raute, und hat als solche keine Bedeutung.
Das erste Zeichen zwischen der Jahrzahl 15 84 ündet man auf
einem Holzschnitt mit dem Wappen der Stadt Erfurt, und mit den
vier Grafschaftswappen. Es wurde zu Druckwerken benutzt, wir kennen
aber aus dem Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1855 S. 16
nur ein solches späteren Datums: Concordate und Verträge, so
zwischen dem Erzbischoff von Mainz und der Slad Erßurdt auf-
gericht, Item Concordate etc. etc. Gedruckt in der [freyen Stad
Erffurdt durch Melchior Sachsen 1589, fol. Auf diesem Titel ist
das erwähnte Wappen eingedrückt, es muss aber schon in früheren
Werken vorkommen. Der Berichtgeber im Anzeiger für Kunde der
deutschen Vorzeit verfiel auf Heinrich Bopp, Meister der freien Künste
und Astronom in Erfurt, welcher dem Sebastian Münster eine Ansicht
von Erfurt zum Schnitte für dessen Cosmographey überschickt hatte.
Er vermuthet sie in den Ausgaben von 1592 an , der Stock ist aber
schon in der Ausgabe von 1578 abgenützt, und wenn die Ansicht der
Stadt Erfurt auch schon etwas früher vorkommen sollte, so kann
Heinrich Bopp (Münster sagt Bopv) doch die Titelvignette mit dem
Stadtwappen nicht gezeichnet haben, da sie mit der Jahrzahl 1534
versehen ist. Diesen Bopp oder Bopf müssen wir also aufgeben,
da wir über seine frühesten Kunstleistungen keine Nachricht haben.
Im Anzeiger 1857 S. 216 werden ihm zwar auch noch zwei alte Spiel-