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Dibdirüs Aedes Althorpinae II. p. 20 zu ersehen ist. Das Schreiben
und Illuminiren führte den Künstler auf die Buehdruckerkunst, es hat
sich aber die lange geltende Tradition, dass -er schon 1466 und 1467
zwei deutsche Bibeln geliefert habe, nach ZapPs schärfcrer Kritik
nicht als wahr bewiesen. Er tritt erst 1472 als Buchdrucker auf, und
übte diese seine Kunst bis 1495, in der spältern Zeit nur mit grösserer
Gemächlichkeit. Wenn nun Bemler keine Bibel gedruckt hat, so hal-
ten wir ihn wenigstens für den Illustrator der bei Hans Schönsperger
1487 gedruckten Bibel in Folio. Diese Ausgabe enthält 80 Holzschnitte
und figurirte Titel, welche gewöhnlich colorirt vorkommen. Wir kennen
keinen Augsburger Meister, welcher zu dieser Ausstattung geeigneter
war, als Hans Bemler, da er sicher auch den Schnitt der Platten
überwachen konnte. Auf dem Blatte mit David, wie er links vorn im
Erdgeschosse seines Palastes die Harfe spielt, ist unten in der Mitte
das obige Zeichen, welches wir auf Bemler deuten zu dürfen glauben.
Das erwähnte Blatt ist 3 Z. 3 L. hoch und 5 Z. 6 L. breit. Die
übrigen Holzschnitte sind etwas grösser, 3 Z. 8-9 L. hoch und 5 Z.
6-8 L. breit. Sie sind mit zwei Linien eingefasst, kommen aber auch
mit einer Leiste von Arabesken vor. Die Stöcke wurden nämlich später
zur Ausschmückung der 1507 und 1515 (1518?) von Silvan Otmar
gedruckten Bibel benützt. In dieser sind die Columnen breiter, als
jene in der Schönspergefschen Bibel von 1487 und 1490, und es wurde
daher bald rechts, bald links eine Leiste mit Arabeskcn beigefügt.
In der von S. Otmar auf Kosten des Johann Rynmann gedruckten
Bibel scheinen auch einige frühere Bilder copirt worden zu seyn. Das
Blatt mit David ist 3 Z. 1 L. hoch und 5 Z. breit, und somit etwas
kleiner, als jenes in der Bibel von Schönsperger. In der Otmarlschen
Ausgabe von 1507 ist noch ein anderer Holzschnitt mit dem zweiten
Zeichen versehen. Er stellt die babylonische Hure auf-dem Thiere
mit sieben Köpfen und zehn Hörnern vor. Wir haben in dem uns
vorliegenden Exemplare der Bibel von 1487 diese Vorstellung nicht
vorgefunden, in der Ausgabe von 1490 ist sie aber enthalten.
Uebrigens sind diese biblischen Vorstellungen nicht Original-Com-
positionen, sondern nur Copien nach den grösseren Blättern der Ko-
bergefschen Bibelbilder von 1483, wie schon Panzer bemerkt. Es liess
aber Koberger oder Koburger die Darstellungen nicht selbst zeichnen,
sondern er benützte die Holzschnitte der berühmten Cölnischen Bibel,
welche zwischen 1.470 und 1480 erschien. In der Vorrede dieses Werkes
heisst es, dass die Figuren zum Nutzen oder Vergnügen der Leser
nach den Gemälden, die in vielen Kirchen und Klöstern befindlich
waren, hergestellt wurden. Die Bilder der Schönspergerlschen Bibel
haben aber durchaus den gleichen Charakter, so dass sie von der einen
und derselben Hand zu kommen scheinen.
654. Hans Brösamer, gewöhnlich Brosamer genannt, gehört
zu den tüchtigsten Formschneidern, welche in der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebten. Das ge-
Hß gebene Zeichen wurde aber bisher nicht auf H. Brö-
samer gedeutet, es treffen jedoch Zeit und Umstände
ein, welche es fast zur Gewissheit machen, dass
Brösamer darunter angedeutet ist. .Der Meister mit diesem Mono-
gramme lebte in Erfurt zu einer Zeit, in welcher Brösamer daselbst
tliätig war. Er nennt sich _uiiter einem meisterhaft geschnittenen Bild-
nisse des Landgrafen Philipp von Hessen: Hans Brösamer Form-
sclmeider zu Erffordt. Wir haben es also hier mit einem Xylo-
graphen von Profession zu thun, welcher aber in jeder Hinsicht auch