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568. Unbekannter Formsohneider, dessen Thätigkeit sich in pol-
nischen Chroniken und Bibeln verfolgen lässt. Es
fragt sich aber, ob er ein Pole von Geburt gewesen,
I oder ob er nicht vielmehr von Krakau aus in
h). Deutschland Aufträge erhalten hat. Der Bibliothekar
Ji l Muczkowski fand vor mehreren Jahren in einem
10b Winkel des Universitätsgebaudes zu Krakau eine
grosse Anzahl von Holzstöcken, welche aus der Zeit des Königs Sig-
mund I. (1467-1548), und des Königs Sigmund August (1548-1572)
stammen, und zu Büchern benützt wurden. Solche Werke wurden da-
mals in Polen und im Auslande gedruckt, und es ist daher schwer zu
sagen, wo der Künstler gelebt hat. Die aufgefundenen Holzplatten
liess der erwähnte Bibliothekar 1849 abdrucken, und darunter sind
N0. 127, 131, 138, 143, 147, 151 und 152 solche unsers Meisters h.
Die Blätter enthalten biblische Vorstellungen, und waren vielleicht
zu der von Sigmund August veranstalteten Bdblia Leopoldi bestimmt.
569. Der unbekannte Xylograph mit diesem Zeichen wurde früher
Hieronymus Hölzel und auch Hieronymus Resch
genannt, und in neuerer Zeit wollte man ihn.mit
dem folgenden Meister identificiren. Letzterer war
um 1564 in Cöln thätig, der Verfertiger des Blattes
mit dem Fische muss aber gegen Ende des 15. Jahr-
hunderts gelebt haben, und es könnte der Fisch eine Anspielung auf
seinen Namen seyn. Brulliot II. N0. 2844 vermuthet daher einen Hans
Fisch oder Fischer, wir lassen es aber bei dieser Vermuthung. Merlo
(Kunst und Künstler in Cöln 8m. S. 547) nimmt ihn entschieden für
Cöln in Anspruch, hat aber keinen anderen Grund, als die nicht auf
Autopsie gegründete Meinung, dass der Meister mit dem Fisch mit
dem folgenden Künstler Eine Person sei. Wir halten ihn für viel älter,
da Zeichnung und Schnitt nicht für den Cölner stimmen. Die Compo-
sition ist von einem altdeutschen Meister, aber nicht originell. Der
Engel Gabriel ist z. B. einem Bilde oder einer Zeichnung des Martin
Schongauer entnommen. Im Uebrigen erinnert der Holzschnitt an
Wohlgemuth, und auch die Behandlung hat einige Aehnlichkeit mit
den ersteren Blättern der Chronik von Hartmann Schedel, wie mit
jenem der Erschaiiung der Eva dzc.
Das Blatt mit dem Zeichen des Fisches stellt die heil. Jungfrau
mit dem Kinde in halber Figur zwischen St. Rochus und St. Sebastian
am Baume vor. Sie sitzt im faltenreichen Gewande in der unteren
Abtheilung, oben rechts steht der Engel Gabriel mit dem umwundenen
Scepter, und links Maria. In der Mitte von beiden erscheint Gott
Vater in Wolken, wie er die Taube als Symbol des heil. Geistes aus-
strahlet. Das Zeichen ist unten in der Mitte, und im Rande sind die
Namen der Heiligen Rochus und Sebastian beigefügt. H. 14 Z. 2 L.
Br. 10 Z. 2 L.
570. Unbekannter Formschneider, welcher um 1564 in Uöln oder
in Frankfurt a. M. gelebt hat. Merlo nimmt ihn ent-
{Zkälß schieden für Cöln in Anspruch, weil in Druckwerken
a5 ä ä von Johann Quentel und Johann Birckmann Blätter von
' ' ihm vorkommen. Allein er arbeitete auch für die im
Jahre 1364 bei Sigmund Feyerabend in Frankfurt erschienene Bibel.
Gleichzeitig ist die Prachtbibel von Hieronymus Emser, welche bei
J. QuentePs Erben und Gerwin "Calenius in Cöln erschien. Letztere
hat Holzschnitte nach Zeichnungen von Virgil Solis, erstere solche