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zu Augsburg, München, Nürnberg und Schleissheirn sind die Belege
dafür. In München findet man die 17 Bilder aus dem Leben und
Leiden Christi, und den Tod der Maria, welche Holbein 1502 für die
Abtei in Kaisersheim gemalt hat, wie durch die Klosterchronik nach-
gewiesen ist. In der k. Gallerie zu Augsburg sind vier meisterhafte
grosse Gemälde, welche sich mit anderen im Kapitelhause und im
Kreuzgange des Katharinenstiftes zu Augsburg befanden, woraus sich
die den Wänden desselben entsprechende Form gothischer Giebel er-
klärt. Diese Gemälde stellen die sieben Hauptkirchen Roms mit auf
einer derselben bezüglichen Gegenständen vor. Die Bilder Holbein's
sind von 1495, 1499, 1502 und 1504. Auf jenem mit der Kirche
S. lllaria maggiore von 1499 steht in einem schief gestellten Schilde
der Buchstabe H, auf der Glocke des Gebäudes aber auch der Name
HANS HOLB. Die Gemälde des St. Katharinenstiftes beschreibt Waagen,
Kunstwerke und Künstler in Deutschland II. S. 13 ff.
Holbein schrieb auf seinen Gemälden meistens den Namen ein,
und nur die wenigsten Bilder sind H gezeichnet. Dieser Buchstabe
steht nur noch auf dem Gemälde des Besuches der Maria bei Elisabeth
in der Kirche des Spitals zu Dinkelscherben. Merkwürdig sind zwei
Gemälde, welche neuerlich durch den Archivar Theodor Herberger
nach Augsburg kamen, und für den Dom erhalten wurden. Sie bildeten
wahrscheinlich die Flügel zu einem Altare mit Schnitzwerk. Das eine
stellt die Opferung Mariens im Tempel vor, oder vielmehr, wie sie die
Stufen desselben hinansteigt, und vom hohen Priester mit offenen Ar-
men empfangen wird. Das zweite führt in den Tempel, wo Maria das
Kind dem hohen Priester zur Beschneidung übergibt. Unter den Zu-
schauern bemerkt man die Figuren eines Mannes und einer Frau,
welche Portraite zu seyn scheinen. Vom Gürtel der Frau hängt ein
schmaler Streifen bis zum Boden herab, und auf diesem steht in gol-
denen Buchstaben: Paul. Erhart. Pilthauer. 1495. Hanns. Holbein.
Maler. O Maler. Misere. Nobis. Wenn die Namensinschrift auf Bildern
von 1512 an vorkommt, muss man unterscheiden, ob sie von Hans
Holbein dem Vater oder dem Sohne herrühren. So befinden sich in
der Gallerie zu Augsburg zwei auf beiden Seiten bemalte Flügel eines
Altares mit St. Katharina und St. Ulrich. Auf dem gleichzeitigen Rah-
men steht: HANS noma, und im Bilde mit St. Katharina MCXII. Die
Tradition schreibt dieses Gemälde dem alten Holbein zu, neuere
Kunstkenner wollen aber darin ein Werk des jungen, 1512 vierzehn
Jahre alten HansHolbein erkennen. Letzterer gab allerdings Proben
einer frühen Reife, der Vater war aber 1512 nicht im Rückschritt be-
griffen, und werden die schönen Bilder wohl von ihm herrühren.
Auch Zeichnungen mit dem Buchstaben H kommen vor. Im Mu-
seum zu Basel sind Entwürfe zu Glasmalereien, welche dem jüngeren
Holbein zugeschrieben werden. Auf einem Blatte steht: ANNO DOMINI.
M. nxx. H. Der Buchstabe H bezieht sich wahrscheinlich auf den alten
Holbein, welcher 1520 noch in Basel tbätig war.
505. Unbekannter Formschneider oder Zeichner. welcher unter
dem Einflusse des Hans Bnrgkmair
II stand, und daher in Augsburg gelebt
AH V haben könnte. Wenn wir uns daselbst
um einen Künstler umsehen, welcher
1511 das Schneidemesser geführt hat, so tritt uns Daniel Hopfer
entgegen, welchen wir im zweiten Bande N0. 1132 als Formsehneider
kennen gelernt haben. Doch wagen wir es nicht, das Blatt mit dem
Buchstaben H dem D. Hopfer entschieden zuzuschreiben. Auch für