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haben könnte. In den Kirchenrechnungen von St. Moriz zu Augsburg
erscheint Holbein von 1502 1508, im Jahre 1502 zugleich mit den
Bildschnitzern Gregor Erhard und Adolph Dawher. Erhard domicilirte
damals in Kaisersheim, so wie Holbein, was aus der Kaisersheimer
Chronik erhellet. Das von Thomas Burgkmair im Jahre 1460 angelegte,
und dann von anderen bis 1548 fortgesetzte Handwerksbuch der Augs-
burger Künstler kennt nur einen einzigen Hans Holbein. Der angeb-
liche Hans Holbein von 1459 wäre der Zeitgenosse des Th. Burgkxnair
gewesen, und letzterer erfreute sich eines so ungewöhnlich hohen Al-
ters (1- 1523), dass er ihn nicht tibergehen konnte, wenn je der soge-
nannte Grossvater des berühmten Hans Holbein in Augsburg gelebt
hätte. Im Handwerksbuche ist ein Maler Hans Holbein unter den im
Jahre 1524 verschiedenen Meistern eingetragen, und dieser ist unser
Künstler, der Vater des jüngeren Hans Holbein. Der Sage nach wurde
er nach Basel berufen, um das 1508 daselbst im Bau begriffene Rath-
haus anszuschmücken. Das Jahr seiner Ankunft in Basel ist nicht be-
kannt, wir können aber annehmen, dass er 1512 bereits in dieser Stadt
lebte. Im Museum daselbst sind 55 grosse Handzeichnungen von dem
älteren Holbein, welche wahrscheinlich aus der Zeit seines dortigen
Aufenthaltes stammen. Mit ihm kamen auch seine Söhne Hans und
Ambrosius nach Basel. Von ersterem sind zwei Zeichnungen von 1513
im Museum vorhanden, das Bildniss des Bernhard Meyer von Basel,
und drei Nachtwächter im Schweizerkostüme. I-Ians Holbein, der Vater,
war also um 1513 sicher in Basel thätig, doch nicht als Bürger, da
er 1516 als solcher wieder in Augsburg vorkommt. Man dürfte daher
auf einen zweimaligen Aufenthalt in Basel schliessen, indem der Künstler
nach 1516 in Augsburg nicht mehr urkundlich vorkommt. Ambrosius
Holbein trat vielleicht die Rückreise nach der Vaterstadt gar nicht
mehr an, indem er 1517 im rothen Buche der Zunft zum Himmel in
Basel als zünftiger Meister erscheint. Auch ein Hans Holbein ist unter
dem Jahre 1520 im rothen Buche eingetragen, wahrscheinlich H. Hol-
bein der Vater, und nicht dessen gleichnamiger Sohn, welcher 1520
noch ein Jüngling war. Der Vater scheint nach Vollendung seiner
Arbeiten, gegen 1524, wieder nach Augsburg zurückgekehrt zu seyn,
da er in diesem Jahre daselbst starb. Nach einer anderen Angabe soll
indessen der Künstler 1526 in Basel gestorben seyn, sie verdient aber
weniger Berücksichtigung, als das Handwerksbuch der Stadt Augsburg.
Die Malereien am Rathhauset zu Basel sind langst verschwunden. Im
Museum daselbst ist eine Vorstellung des heil. Abendmahles, und der
Geisslung Christi aus dei- letzten Zeit seines Aufenthaltes in Basel.
Hans Holbein der Vater hat wahrscheinlich auch den Basler Todten-
tanz gemalt, und zwar mit zeichnender Beihülfe seines Sohnes Hans.
Wir haben darüber unter G. S. N0. 365 gehandelt, da die G. S. ge-
zeichneten Holzschnitte _den_ 'l'odtentanz noch ziemlich in der alten
Holbeimschen Form verslunlichen dürften. Im Weiteren vergleiche den
angezogenen Artikel. Von dem alten H. Holbein sind höchst wahr-
scheinlich auch die in Basel vorhandenen Passionsbilder, welche dem
H. Holbein jun. zugeschrieben werden. Die zehn im Museum daselbst
vorhandenen ausgetuschten Entwürfe deuten ganz auf die Art des
Vaters. Hans, Sigmund und Ambrosius Holbein könnten indessen Theil
genommen haben.
Hans Holbein der Vater hiuterliess eine ziemliche Anzahl von
Malwerken, welche zwar nicht alle von gleicher Vollkommenheit sind,
im grossen Theile aber beweisen, dass der ältere Holbein zu Anfang
des 16. Jahrhunderts nicht nur der vorzüglichste Meister der Augs-
burg'schen Schule, sondern von ganz Deutschland war. In den Gallerien