Volltext: GK - IML (Bd. 3)

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5Ü5. llüIlS Holbein der Vater stammt nach der gewöhnlichen An- 
nahme aus einer Familie, welche von 1301 bis 1390 
zu Ravensburg im alleinigen Besitze des Geheimnisses 
der Papierfabrikation war, nämlich des Papieres mit 
 ,H dem Ochsenkopf. Die Brüder Frik und Hans Holbein 
erscheinen schon 1301 als Besitzer des sogenannten Hammer am Flatt- 
bach in der" Vorstadt Oehlschwang zu Ravensburg. Von 1344 bis 1358 
war ein Frik Holbein, doch wohl nicht der Gründer der Mühle, Amt- 
mann der Stadt, wurde aber im letzteren Jahre seines Dienstes ent- 
setzt und aus Ravensburg verwiesen, weil er Geheimnisse der Stadt 
verrathen haben sollte. Auch der Sohn dieses Mannes, Hans Holbein, 
konnte sich nicht lange mehr halten. Er verkaufte 1366 alle seine 
Besitzungen, und zog fort. Von 1367  1398 kommt aber wieder ein_ 
Frik Holbein als Amtmann in Ravensburg vor. Im Jahre 1404 machte 
er eine Stiftung an das Seelhaus. Mit diesem Jahre hören die Nach- 
richten über die Familie Holbein in Ravensburg auf, und man glaubt 
daher, dass sich ein Zweig derselben nach Augsburg gewandt habe, 
wo aber die weitere Succession noch nicht nachgewiesen ist. Man 
nahm zwar in neuester Zeit einen Hans Holbein als Grossvater des 
berühmten Künstlers dieses Namens an, und wollte seine Blüthezeit 
um 1459 setzen. Herr Samm auf Mergenthau bei Friedberg erwarb 
nämlich ein grosscs Gemälde, welches die Madonna mit dem Kinde 
vorstellt, und jetzt im Maximilians-Museum zu Augsburg aufgestellt ist. 
Sie steht in einem Garten an die Brüstung gelehnt, und auf letzterer 
stehen natürlich gemalte Finken und Hänfiinge. Den Grund bildet 
Landschaft mit Bergen und Gebäuden, und die Luft ist blau eingemalt. 
Diese grosse Tafel war angeblich ganz übermalt, und nach der Rei- 
nigung soll der jetzt in goldenen Buchstaben glänzende Name des 
Meisters hervorgekommen seyn. Man liest nämlich: rnms HOLBEIN, 
darunter CA und 1459. Diese Inschrift ist sicher später aufgesezt, 
da in den Buchstaben etwas Gesuchtes und für jene Zeit Fremdartiges 
ist. Die ziemlich modernen Zahlen 4, 5 und 9 passen nicht für die 
Zeit von 1459. Auch die Auffassung der Figuren und die Landschaft 
ist der Zeit von 1459 entgegen, gesetzt auch, es sei die Luft ursprüng- 
lich golden gewesen, wie man auch glauben will. Wenigstens ist sie 
jetzt ungeschickt eingemalt, ungefähr im Charakter des Joachim Patenier. 
Holbein der Grossvater muss also als Maler noch weiter auf Be- 
glaubigung warten. Es fragt sich aber auch, ob Hans Holbein, der Vater 
des berühmten Namensgenossen, in Augsburg geboren wurde. In den 
Steuerbüchern der Stadt kommt ein Hans Holbein erst 1495 mit seiner 
Mutter vor. Im Jahre 1499 erscheint aber auf einmal ein Haus Holbein 
als Bürger in Ulm, und es wird sich wohl um denselben Künstler 
handeln. Professor Hassler fand im Stadtarchive zu Augsburg einen 
Zinslehenbrief des Lodwebers Mathes Graber und seiner Frau, in 
welchem "Hans Holbain der Maller yetzo Burger zu Ulm" vmkommt. 
Diesen Brief theilt Hassler in den Verhandlungen des Vereins für 
Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben, Ulm 1855 S. 79, mit, 
um den Hans Holbein wenigstens als Bürger zu beanspruchen. Der 
Meister muss aber sein Ulmer Bürger-recht noch lll demselben Jahre 
aufgegeben haben, oder er malte das Bild aus dem St. Katharinenstifte 
von 1499, jetzt in der k. Gallerie zu Augsburg, in jener Stadt In 
den Steuerbüchern der Stadt Augsburg kommt gleichzeitig, und bis 
1516 auch ein Maler Hans Michael, und Hans der Maler vor. Man 
erkennt darunter ebenfalls den Hans Holbein, welcher aber sehr wohl 
irgend einen Maler Hans, oder Hans Michael zum Collegen gehabt"
	        
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