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504.
Register der Bremer Hemling nicht vor, sondern nur ein Rathsherr
Johann Hemling von 1364 1410, welcher 1395 auch "Bumester der
kerken to Bremen" genannt wird. Der nun Hans Memling statt Hein-
ling genannte Maler ist und bleibt ein Deutscher, und er wird daher
Hans der Deutsche, oder geradeweg Meister Hans genannt. Seinen
Geschlechtsnamen fanden G. Carton (Les trois freres van Eyck, Jean
Hemling etc. Brugges 1848), und Graf Leo de Laborde l. c. in den
Burgundischen Archiven nicht vor. Er heisst immer nur Meester Hans.
Unter dem Jahre 1499 wird er bei Laborde Feu maistre Hans genannt.
Der Künstler starb also in diesem Jahre oder kurz zuvor.
Wenn wir nun den deutschen Ursprung des Meisters Hans, der
mit seinem Familiennamen Hemling geheissen haben dürfte, verthei-
digen, so müssen wir uns zum Ersatz für Flandern um einen Joh.Mem-
meling umsehen, und dieser ist auch gefunden. E. de la Coste schrieb
ein Werk über die Reise des Anselme Adornes nach Palästina unter
dem Titel: Anselme Adorne etc. Bruwelles 1855. Seite 312 spricht
er von dem Bildnisse der Agnes Adornes, der Enkelin des Anselm,
welches 1499 Jan van Memmelinghe gemalt hat. Das Bildiiiss ist aber
nicht mehr vorhanden, und es steht auch in Frage, 0b der Name des
Künstlers darauf gesetzt war. Dieser Jan van Memmelinghe scheint
überhaupt nur aus der noch nicht sicheren Lesart Memling entstanden
zu seyn. Wir würden unbedingt so lesen, wenn der Buchstabe H mit
dem Striche zwischen den Schenkeln nicht auch in dem Worte IOHAN-
NES vorkame, und im Worte HEMLING derselbe Buchstabe conse-
quenter Weise zweimal gezeichnet wäre. Es ist aber nicht einzusehen,
warum der Künstler in seinem Familiennamen am Anfange das aller-
dings für M zu nehmende H, und in der Mitte das gewöhnliche M
gebraucht haben soll. Es schreiben dessswegen gerade auch hollän-
dische Autoritäten Hemling, und warum sollen wir den deutschen
Hemling in einen holländischen Memling verwandeln? Sicher ist, dass
der dem H ahnelnde Buchstabe, welchen wir oben in Facsimilc geben,
in den meisten Fällen die Stelle des M vertritt, unerklärlich ist es
aber, dass der Künstler im Geschlechtsnamen mit der Form der Buch-
staben wechselt. Eine Correktur fand mit dem Geschlechtsnanien nicht
statt, dieser ist es aber gerade, welcher auch in neuester Zeit Autori-
täten zur Beibehaltung des Namens Hemling bestimmt hat. Und den-
noch kann man diese Lesart nur dann retten, wenn man annehmen
will, dass dem Künstler der Unterschied zwischen H mit dem Mittel-
striche und dem gewöhnlichen H unbekannt geblieben ist, so dass er
es im Tauf- und Geschlechtsnamen gegen die Regeln der Orthographie
anwaudte. Und man möchte wirklich glauben, er habe nur H im Sinne
gehabt, indem er sonst im_ Worte HEMLING nicht gewechselt hätte.
C. v. Mander konnte ihn mit einiger Lizenz wohl Memmelinck nennen,
da ihm die Bilder in Brügge wohl bekannt waren. Auch der anonyme
Reisende des Morelli nannte ihn desswegen Memelingo, da ihm In.
schritten vor Augen gekommen seyn mussten, in welchen das M die
fragliche Form hat.
504. Unbekannter deutscher Maler, _welchei- um 1550-1565
thatig war. Man findet Zeichnungen biblischen und allegorischen
Inhalts, meist reiche Compositionen in guten Federumrissen. Nur
auf wenigen kommt aber das Zeichen vor. Wir vermuthen darunter
I H, nicht M, wie im vorhergehenden Artikel. Darunter deutete wahr.
scheinlich Jakob Hieboler seinen Namen an ein_ wenig bekannter
Meister. Er_ malte den Todtentauz in der IFIGlDGTgISChGII Kapelle bei
St, Magnus in Füssen, in der Weise, wie der Baseler TOdiientanz
durch die Holzschnitte des Meisters G S bekannt ist.