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diesem Falle die Form des M als H mit einem Striche zwischen den
Schenkeln von dem einfachen H nicht streng unterschieden hätte,
würde dann der Name IOHANNES mit letzterem auf dem Gemälde
der Anbetung der Könige bewiesen. Ein drittes Werk mit der Namens-
Inschrift ist unsers Wissens nicht bekannt. Erst wenn ein beglaubigtes
Bild mit dem Namen MEMLING sich findet, in welchem beide M, wie
oben das erste Zeichen, geschrieben sind,. ist die Lesart MEMLING
statt HEMLING unabweisbar.
Und dann ist es ja auch noch nicht vollkommen entschieden, 0b
der Künstler ein Deutscher, oder ein Holländer war. Die holländischen
Schriftsteller begrüssen ihn allerdings als Landsmann, und zwar unter
dem Namen Memling. Nur Christian Kramm (De Levens en Werken
der Iwll. en olaam. Kunschilders Amsterd. 1857) halt an dem
Namen Hans Hcmling fest, obgleich ihm die Controverse zu Gunsten
des holländischen Ursprungs bekannt ist. Heisst der Künstler wirklich
Memling, und ist er mit dem Memelingo des anonymen Reisenden und
dem Memmelinck des v. Mander Eine Person, dann ist der Deutsche
Hans, welchen Vaernewyck in seiner Chronik von Brügge neben
Hugo (van der Goes) und Rogier (van der Weyden) nennt, ein leerer
Name, da man ihm kein Gemälde zuschreiben kann. Adoptiren wir
den Namen Memling, so ist Hans Hemling von Constanz für Deutsch-
land verloren. Wir müssen aber an diesen Meister halten, da er im
Geschlechtsregister der Hcmling in der Lassbergischen Chronik genannt
wird. Hans Hcmling wurde nach diesem um 1439 geboren, welches
Datum mit dem jugendlichen Bildnisse des Künstlers von 1462 in Pas-
savantis Knnstreise, und dem gereiften in der oben erwähnten Anbet-
ung der Könige von 1479 im Hospitale zu Brügge übereinstimmt, wie
E. Harzen (Naumaniüs Archiv I. S. 13) bemerkt. Somit finden wir den
Hans Hcmling von Constanz in Brügge, wo sein Name traditionell ist,
nicht der eines Hans Memling. Und vielleicht liegt auch der Name
der Geburtsstadt in dem zweiten, auf dem Gemälde der Vermählung
der hl. Katharina im Spitale St. Jans zu Brügge vorkommenden Zeichen.
Das Bild liess allerdings ein Jan Floreins fertigen, und es ist auch
die"Portraitfigur desselben beigefügt; wer sagt uns aber mit voller Ge-
wissheit, dass das Zeichen wirklich die Initialen seines Namens ent-
halte? Man kann zwar I F darin vermuthen, es bleibt aber dabei
doch noch der untere Winkel unerklart. Wir können eben sowohl I K
lesen, und dann wäre Johanns von Konstanz nicht sehr ferne. In
diesem Falle ist er aber von einem älteren Maler dieses Namens zu
unterscheiden, welcher gleichfalls in Brügge lebte, und vielleicht als
Onkel unsers Meisters erscheint. Diesen zweiten Hans von Konstanz
hat Leo de Laborde aus den Burgundischen Archiven zu Lille ans
Licht gezogen (Les Ducs de Bourgogne II. 1. p. 206). Er kommt in
den Rechnungen des Herzogs Philipp des Guten vor, aber nicht unter
dem Namen Hcmling oder Memling. In den Jahren 1424-1425 wurde
er von Brügge nach Paris berufen, um die Garderobe für den Herzog
von Gloncester einzurichten. Dieser Meister Hans ist der Zeitgenosse
des Jan van Eyek, welcher mit demselben in Philipps Dienste trat.
Der Meister Hans könnte von J. van Eyck nach Brügge gezogen wor-
den seyn, wo er der Deutsche blieb, selbst im Falle er daselbst ge-
boren wäre. Und man nimmt auch an, dass Hcmling oder Memling
zu Damme bei Brügge das Licht der Welt erblickt habe. Die Familie
Hemling ist einmal eine deutsche. Sie ist in Konstanz constatirt, und
ein anderer Zweig sprosste in Bremen. Wir wissen dieses aus der
Chronik des Gerh. Rynesberg von Bremen, welche Lappenberg heraus-
gegeben hat. Ein Maler dieses Namens kommt zwar im Geschlechts-