358
361
H1
358. Georg Stirleyn, Miniaturmaler, lebte in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts zu Nürn-berg. In dem Gebetbuche des
G S - Cardinals Albert von Brandenburg, welches auf der Bibliothek
in Aschaüenburg aufbewahrt wird, sind Randverzierungen von seiner
Hand, theils {mit G. S. bezeichnet. Die grösseren Miniaturen dieses
Buches sind von Hans Sebald Beham, das Ganze um 1531 gefertiget,
und ein Meisterwerk dieser Art. Auch in einem für den Cardinal 1533
verzierten Missale findet man Ornamente von ihm. Die grösseren Mi-
niaturen sind darin von Nikolaus Glockendon aus Nürnberg. In J. von
Hefner's Werk: Kunstwerke und Geräthsclzaften des Mittelalters etc.,
sind Taf. 26 zwei Rankenornamente abgebildet. Stirleyn gehört zu den
berühmtesten Meistern seines Faches. Wir fanden ihn auch G. Schir-
leyn genannt.
359. Der unbekannte Formschneider, welcher durch die Initialen
GS seinen Namen andeutete, ist mit dem Monogrammisten
G5 N0. 344 Eine Person. Letzterer copirte die kleine Passion
0c?" von A. Dürer, und wenn solche Leidensvorstellungen mit den
Buchstaben GS vorkommen, so findet man sie im Verzeichnisse der-
selben unter dem Monogramme. Die Initialen weichen vielleicht von
den obigen etwas ab. Heller gibt die angeblich auf den Blättern der
Passion vorkommenden Buchstaben in der Form jener des vorher-
gehenden Artikels,.wir zweifeln aber an der Richtigkeit dieser Angabe.
Die nach Bartsch IX. p. 439 faosimilirteu Initialen G S mit dem Messer-
cheu findet man auf einer Copie nach H. S. Beham, B. N0. 123. Dieses
Blatt stellt die unter einem Baume sitzende Madonna mit dem Kinde
in den Armen vor. Rechts neben ihr hält. St. Joseph eine Flasche,
und oben auf derselben Seite ist das Künstlerzeichen. H. (iZ. Br. 3 Z. 10 L.
360- Gerhard Slpmann, Zeichner und Maler, geb. zu Düsseldorf
G S 1790,! huldigte Anfangs in München der Langefschen Schule,
' bis P. v. Cornelius daselbst eine andere Richtung bezeichnete.
Sipmann pflegte unter Leitung dieses Meisters besonders die Arabeske,
doch in Verbindung mit sich in ihr bewegenden Figuren, besonders
aus dem Kreise der Mythe, und der christlichen Symbolik. Er malte
auch historische Darstellungen, und zuletzt Landschaften in Oel und
Aquarell. Auf solchen Bildern und auf Zeichnungen findet man die
Initialen des Namens. Als Professor der Zeichenkunst am k. Cadeten-
Gorps in München arbeitete Sipmann ein Unterrichtswerk aus, über
welches wir im Künstler-Lexicon Nachricht gegeben haben.
361- Gabriel Simeoni, Maler von Florenz, ist oben unter dem
G S Monogramme GS N0. 349 als muthmasslicher Verfertiger eines
Kupferstiches eingeführt, und hier erscheint er nach Christ,
welcher in seinem Monogrammenbuche S. 202 auf feine, GS gezeich-
nete Holzschnitte mit symbolischen Vorstellungen aufmerksam macht.
Er vermuthet, dass G. Simeoni von Florenz die Zeichnungen geliefert
habe, letzterer müsste aber zu jener Zeit in Lyon gelebt haben, da.
nach Christ die Blätter um 1570 daselbst erschienen. Man glaubt,
dieser G. Simeoni sei Eine Person mit dem Gelehrten Simeoneus, nach
welchem A. Ortelius für das Theatrum orbis terrarum eine Karte
copirt hatte. "Ortelius sagt, Simeoneus sei um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts aus Florenz vertrieben worden, und habe sich nach Frank-
reich begeben. Im Jahre 1572 scheint aber Simeoni wieder in Florenz
gewesen zu seyn, wie l. o. bemerkt ist. Heller und Brulliot nennen
ihn Simonei.