1040
272i.
zeichnisses beschriebenen Holzschnitt mit einer Landschaftsstudie in
Tizian's Manier einem anderen Meister zuzuschreiben, als demjenigen,
welcher auch den Tod des Abel und die Brustbilder in Holz geschnit-
ten hat. Wir schreiben diese Blätter dem berühmten Jan Livens zu,
wenn auch auf landschaftlichen Zeichnungen in Bister der Name Li-
vens de Jonge steht. Man will zwar den Jan Livens, wie alle anderen
älteren Maler, nicht als Formschneider gelten lassen, allein diese Holz-
schnitte zeugen von einer solchen Unmittelbarkeit in Zeichnung und
Behandlung, dass der Ausschnitt in Holz nur von der Hand des Zeich-
ners herrühren kann. Man kennt keinen niederländischen Formschnei-
der, welcher zur Zeit des Jan Livens im Stande gewesen wäre, mit
einer solchen geistreichen Bravur eine Zeichnung in Holz zu schneiden,
und oft nur durch wenige kräftige Linien anzudeuten, was der Maler
im Erguss des Geistes auf das Papier hinwirft. Livens konnte auch
nur nach Lust und Laune nach dem Schneidemesser gegriffen haben.
Er betrachtete die Abdrücke von den Platten nur als Versuche in
Nachahmung von Zeichnungen, und ging nicht weiter mehr darauf ein,
da nur äusserst wenige Exemplare sich erhalten haben. R. NVeigel
gibt in seinem Prachtwerke: Holzschnitte berühmter Meister äc.
drei Holzschnitte in meisterhaften Copien, und erklärt die Originale
als eigenhändige Schnitte des Jan Livens. Auf Holzschnitten kommen
die ersten und zweiten Initialen der ersten Reihe der Facsimiles vor.
Einen Theil der radirten Blätter des J. Livens beschreiben Ger-
saint und Yver in ihren Catalogen der Radiruugen des Rembrandt. A.
Bartsch fügte das Verzeichniss derselben ebenfalls dem Oeuvre de
Rembrandt II. p. 23 H". bei, und brachte es auf 66 Nummern mit den
vier Holzschnitten. Chv. Claussin bearbeitete bekanntlich ein neues
Werk über Rembrandt, basirte aber auf jenem des A. von Bartsch.
Höchst schatzbare Bemerkungen und Zusätze zum Verzeichnisse von
Bartsch gibt F. Link in Nanmanms und R. WeigePs Archiv für die
zeichnenden Künste V. S. 269 E. Im Künstler-Lexicon ist das Ver-
zeichniss unvollständig und ohne hinreichende Angabe der Druckver-
schiedenheiten. Auf letztere geht Herr F. Link ein, und wir ersetzen
auf dem Grunde von Bartsch und Link das Verzeichniss im Künstler-
Lexicon durch ein neues, da die Initialen I L, welche theils leicht
gerissen, und dann auch nachgestochen wurden, zur Bestimmung der
Priorität der Abdrücke beitragen. Ch. le Blanc hat ebenfalls nur
einen dürftigen Auszug gegeben, und Ch. Kramm, der neueste Fort-
setzer des Werkes von Immerzeel, blieb hinter allen zurück. Die
Nummern 1-55 sind jene bei Bartsch mit den Zusätzen von F. Link.
Von N0. 56 an beziehen sich die Buchstaben B und L in Parentheseu
auf Bartsch und Link. Letzterer spricht dem Verzeichnisse im Künstler-
Lexicon die Bedeutung für die speziellere Kenntniss der Arbeiten des
Livens nicht ganz mit Unrecht ab, und wir suchen daher in mög-
lichster Kürze eine solche zu gewinnen. Die wenigen Zusätze zu
Bartsch und Link wollen wir gering anschlagen, doch jene zu den
Holzschnitten auch nicht für überflüssig halten. Link bringt mit den
Apokryphen das Verzeichniss auf 75 Nummern.
1) Die hl. Jungfrau mit dem Kindc im Schoose, wie sie diesem
eine Birne reicht. In der Mitte unten: IESVS MARIA, links: Joan-
nes Liuius fecit, rechts: franc Vanden Wyngaerde ewcud. Links
oben IL. fe. H. 9 Z. ohne Rand, Br. 7 Z. 4 L.
I. Ohne alle Schrift, der 9 L. hohe Rand unrein. Aeusserst sel-
tener Probedruck.
II. Mit der vollen Schrift, aber ohne I L fe. Selten.
III. Mit den Initialen links oben in der Ecke.