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I. K. die Zeichnungen bis auf 8 oder 9 Blätter auf Holz gefertigt
habe, und dass sie von verschiedenen Händen Strich für Strich aus-
geschnittenwurden. Unter den dritten Initialen der oberen Reihe ist
aber ein Instrument eingeschnitten, welches deutlich einem Schneid-
messer gleicht. Die beiden Blätter mit diesem Zeichen haben die
Wappen der F rauenberg und Rittlingen. Herr v. Sotzmann will keinen
Stichel, sondern etwas Anderes annehmen, bei verlängerter oberer
Linie wird aber das Messer deutlich. Der Meister I K war demnach
Zeichner und zugleich auch Formschneider, die meisten Figuren
mögen von ihm selbst geschnitten seyn.
2-15) Joannis Boccatiz" de Certaldo insiyne Opus de Claris
Mulieribus. Bernae Hßllh, Mathias Apiarius M. D. XXXIX, fol.
Dieses beliebte Unterhaltungsbuch des Mittelalters ist auch in
deutscher Uebcrsetzung vorhanden, und in dieser, sowie in der Origi-
nalsprache häuüg illustrirt. Die Ausgabe des M. Apiarius enthält mit
Ausschluss einiger Wiederholungen 13 historische Vorstellungen zu 13
der 105 Kapitel. Aus den Holzschnitten dieses Werkes ist der Meister
der Wappenfiguren schwer zu erkennen, es nimmt aber auch Sotzmann
an, dass es sich um den einen und denselben Zeichner handle. Die
Bilder sind gut erfunden und gezeichnet, und nähern sich im Allge-
meinen dem Holbeiiüschen Style. Der Schnitt ist aber für so kleine
Dimensionen nicht fein und zart genug, die Umrisse sind zu stark, die
Schraßiruugen zu wenig sparsam, die Köpfe ohne schärfere Charak-
teristik. Das Handzeichen des Künstlers ist auf den Blättern des
Boccatius jenem auf den Blättern im Wappenbuche nicht gleich, indem
auf den meisten Holzschnitten den Initialen der Dolch beigefügt
ist. Dieses Instrument ist noch nicht erklärt, es deutet aber nicht
ausschliesslich auf einen Formschueider. Eines ähnlichen Zeichens
bedienten sich auch Ursus Graf, Nikolaus und Rudolph Manuel Deutsch,
Jobst Amman und einige andere Schweizer-Künstler, welche mehr als
Zeichner, wie als Formschneider zu betrachten sind. Ursus Graf fügte
aber den Dolch auch auf eigenhändigen I-Iolzschnitten bei. Wir gaben
in der zweiten Reihe zwei Facsimiles mit dem Dolche nach Blättern
dieses Werkes, und bemerken nur, dass dieses Instrument in verschie-
dener Lage vorkomme, auch getrennt von den Initialen. Letztere allein
finden wir nur auf dem Blatte mit dem Tode der Lukretia,
ebenfalls im Boccaz , in welchem auch drei unbezeichnete Blätter vor-
kommen. Jeder Holzschuitt dieses Werkes hat eine lateinische Anf-
schrift mit Angabe des betreffenden Kapitels. H. 2 Z. 10-11 L.
Br. 5 Z. 2-3 L.
3) Der Sündenfall, oder Adam und Eva unter dem Baume im
Paradiese. Am Baume hängt ein Täfelchen mit der Jahrzahl 1537.
Ca 1.
( pDiegelbe Vorstellung ist auch in folgendem Werke: Evangelien
und Episteln- durch Ambrosium Kempßen. Colmar, B. Grüninger
4543, fol. Früher abgedruckt ist sie in Schimpif und Ernst durch
alle Welthändel. Bern, M. Apiarius 1540 und 1542.
4) Semiramis im Zimmer mit ihren den Haarputz ordnenden Frauen.
Rechts ein öffentlicher Platz mit Kriegern um das Standbild eines
Königs (Cap. 2). Unten rechts am Schafte der Säule, auf welcher die
Statue steht, sind die Buchstaben Ilf in einem Täfelchen, und der
Dolch darunter.
5) Ceres als Beschützerin des Feldbaues. Sie steht in der Mitte,'
im Vorgrundc piiügt ein Mann mit Ochsen, und im Grunde gehen die
Feldarbeiten vor sich (Cap. ä). Rechts am Steine I. K mit dem
Dolche schief darüber.