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gezeichnete Grotesken in Schaufelims Manier, und allerhand Fahnen-
träger und Wappenschilde in altdeutschem Geschmack in Holz ge-
schnitten haben. Papillon spricht von einem Wappentuch des heiligen
römischen Reichs, welches 1540 bei Cyriac Jakob in Frankfurt a. M.
gedruckt worden sei, und dann von Holzschnitten mit demselben M0-
nogramm in einem zu Bern 1543 gedruckten Buche: Joco-Seria.
Diese Blätter will er aber dem ebenfalls zu streichenden Johann Kal-
lenbach zuschreiben, und kommt dann auf Jakob Kobel (Köbel) zu
sprechen, welcher als Schreiber zu Oppenheim in dem genannten
Wappenbuche vorkomme. Papillon deutet die Initialien I K auch auf
diesen Köbel, und ist also weder mit ihm, noch mit Jakob Kerver im
Reinen. Christ hat mit andern Worten dieselbe Meinung, und somit
figuriren Kerver und Köbel in Füssly's Künstler-Lexicon, in Heller's
Geschichte der Holzschneidekunst, und in dessen Handbuch für
Kupferstichsammler, im neuen allgemeinen Künstler-Lexicon, in den
Kunstkatalogen von R. Weigel und in zahlreichen Auctionskatalogen.
Für Jakob Kerver allein spricht sich Wieehmann-Kadow 1855 in
Dr. Naumanms und R. Weigels Archiv für die zeichnenden Künste
I. S. 49 E. aus, und stellt die Nachrichten zusammen, welche bis dahin
über J. Kerver im Umlauf waren, und die somit nicht von ihm er-
funden sind. Gegen Wiechmann-Kadow trat aber der geheime Ober-
Finanzrath Sotzmann in dem genannten Archive VI. S. 90 und 125
mit auilallender Härte auf, während doch Papillon die Veranlassung
gab, dem Franzosen Jakob Kerver Holzschnitte zuzuschreiben, welche
einem deutschen Meister I If angehören. Wiechmann-Kadow brachte
diese Blätter in ein Verzeichniss, welches Sotzmann purificirte, wobei
er aber zugleich dem Jakob Kerver und dem Jakob Kübel die gehörige
Stelle anwies. Ueber den ersteren handeln wir im folgenden Artikel,
und würden ihn auch ohne Sotzmann nicht mehr unter die Künstler
gezählt haben, da wir seine Druckervignette wohl kennen. Wer Jakob
Köbel ist, wird unten bei der Anzeige des auch von Bartsch IX. p. 157
erwähnten Wappenbuches gesagt, und es ist daraus zu ersehen, dass
die Initialen I K sich nicht auf ihn beziehen können. Es bleibt also
ein unbekannter deutscher Meister übrig, welcher in Bern gelebt haben
könnte. Die alten Berner Künstler sind aber bis auf R. Mauuel Deutsch
fast alle unbekannt geblieben, und somit unterlassen wir die Deutung
des Zeichens. Herr v. Sotzmann räth im Archiv für die zeichnenden
Künste VI. S. 166 denjenigen, welche für das Monogramm und die
Initialen I K um jeden Preis einen Namen haben wollen, statt des älteren
Jakob Köbel den jüngeren herbeizuziehen, da der Stadtschreiber und
Mathematiker von Oppenheim einen gleichnamigen Sohn hatte, über
welchen alle Nachricten fehlen, und mit dem man daher nach Belie-
ben schalten könne. Wir ünden uns nicht bemüssigt, diesem wohl-
gemeinten Rathe zu folgen, und warten lieber den Zeitpunkt ab, in
welchem der geheime Oberünanzrath Sotzmann den wirklichen Namen
des Meisters I. K. der Nachwelt verkündet. Mit dem Wappenbucbe
bringen wir das Verzeichniss der Holzschnitte auf 170 Nummern.
1) Wappen Des heyligen Römischen Reichs Teutscher nation.
Der Churfürsten, Fürsten, Grauen, Freiherrn, Rittern, Auch der
meerer theil Stett so zu dem Reich (in Teulschem land gelegen) e-
hören und gehört haben. Franckfurt am Meyn, Cyriacus Jacohqus
zum Bart 1545, dann bei S. Feyerabendt 1579, fol.
Dieses Werk enthält in erster Ausgabe 144 Blätter mit ganzen
Figuren von Fahnenträgern, deren Fahnen mit Ausnahme der 24 letz-
ten jede das Wappen eines Reichsstandes fuhren. Diese Figuren sind