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2616 2617.
Gherardo Fiorentino, einem von Vasari im Leben des Bartolomeo della
Gatta gerühmten Mosaikarbeiter und Miniaturmaler. Man schreibt ihm
Kupferstiche nach Martin Schön zu, worüber Passavant, P. gr. I, p. 239
handelt. Andere wollten auch wissen, dass dieser Gherardo in Dürer's
Manier Holzschnitte geliefert habe. Diese Angabe ist wohl ohne Grund,
da Gherardo Miniatore 1495 im 63. Jahre starb. Er kann daher die
erwähnte Copie der Madonna auf dem Halbmonde in keinem Falle ge-
fertiget haben, da Dürer das Blatt wohl nicht vor 1510 gefertiget hat.
Man wollte aber dennoch einen italienischen Meister vermuthen, ohne
mit Bestimmtheit einen Namen füriihn zu finden. Wenn dieses sich
so verhält, so könnte der Meister G der von Achillini im Vii-idario
fol. 188 erwähnte Gaoardino oder Guardino da Bologna seyn. Bumaldi
(Minervalia p. 244) nennt ihn auris incisor et sculptor perrarus, doch
kennt weder er, noch irgend ein-anderer älterer Schriftsteller ein Blatt
von seiner Hand. Zani (Enc. met. I.) nennt ihn einen Goldschmied,
Stecher und Bildhauer um 1505, hätte aber auch ein späteres Datum
geben können, da er kein Blatt von 1505 kennt. Malvasia, Heller und
spätere Schriftsteller machen den Gavardino zum Formschneider, von
welchem man aber kein Werk kennt. Der Gavardino aeris incisor des
Achillini ist nur als Kupferstecher zu nehmen.
2615. Unbekannter Zeichner und Knpferstecher, welcher um
G 1500-1520 in Holland gelebt haben könnte. Bartsch,
, P. gr. VIII. p. 11, fand das erste Zeichen aut einer
Copie nach Lucas van Leyden, welche einen jungen Mann an der
Spitze einer Truppe von Soldaten vorstellt. Er steckt die linke Hand
an der Brust in seinen Mantel, und erfasst mit der rechten einen
der Biegenden Aermel. Zu seiner rechten Seite steht ein Mann, welcher
mit der Mütze in der linken Hand zu ihm spricht.. Zwischen beiden
reicht der Kopf eines rückwärts stehenden Mannes empor. Rechts
und links gegen den Rand zu sind Gruppen von drei Soldaten im Ge-
spräche. Das Tafelchen mit dem Buchstaben G, welchen Bartsch für
S nimmt, ist rechts nach unten zu sehen. 'IYI. 3 Z. 3 L. Br. 2 Z. 5 L.
Das Original beschreibt Bartsch N0. 142.
Den zweiten Buchstaben fand Brulliot II. N0. 2458 auf Tusch-
zeichnungen, darunter anf einer solchen mit den Aposteln in zwei
Reihen. Er schreibt sie einem holländischen Meister gegen Ende des
15. Jahrhunderts zu.
2617- eeomy Tory, Maler, Metallschneider und Buchhändler,
geb. zu Bourges 1485, machte gegen 1504 seine Studien in
G, F der Sapienza zu Rom, und hörte noch die Vorträge des be-
rühmten Philippus Beroaldus in Bologna, welcher aber 1505 starb.
Nach seiner Rückkehr beschäftigte er sich in Paris mit der Philologie,
nahm aber zugleich auch Unterricht im Zeichnen und in der Miniatur-
malerei. Man nennt als seinen Meister den Jean Perreal, welcher
schon unter König Oarl VIII. sehr angesehen war, und dann von
Franz I. beschaftiget wurde. Im Jahre 1516 besuchte G. Tory zum
zweiten Male Rom, erscheint aber schon 1518 als Mitglied der Corpo-
ration der Buchhändler in Paris. Uebrigens war das Verlagsgeschäft
nicht -seine einzige Aufgabe, er fertigte auch viele Zeichnungen,
und schnitt Bilder in Metall, zunächst zur Illustration v_0n Druck-
werken, worunter die Gebetbücher (I-Ieures) besonders reich ausge-
stattet sind. Die ersten Metallschnitte dieses- Künstlers vermuthet
Passavant (Peintre-graveur I. p. 165) in einem solchen Gebetbuche,
welches Simon Vostre druckte, aber ohne Beifügung der Jahrzahl. Das
Buch erschien gegen 1515. Später arbeitete Tory für die Offizinen