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rührung des V. Stoss mit P. Vischer kann ich aber nicht in Abrede
stellen, geseszt auch, dass noch kein positiver Beweis dafür gefunden
ist. Herr Döbner macht indessen auf die Nachricht bei Neudörlfer,
dc-n Zeitgenossen des P. Vischer, aufmerksam, welch_er behauptet, dass
man die grössten Gusswerke desselben in Polen finde. Wer konnte nun
diese Arbeiten eher vermitteln, als V. Stoss, und wem konnten die
Modelle eher übertragen worden seyn, als diesem in Polen so berühmten
Meister? Wir wollen dem Peter Vischer den Ruhm nicht schmälern,
räumen ihm als Giesser im Gegeiitheil die erste welle in seiner Zeit
ein. Nur können wir nicht glauben, dass er immer auch die Zeichnung
und das Modell oder wenigstens das letztere geliefert habe. Die In-
schrift auf den Werken: Gemacht von Peter Viecher oder Fischer, Opus-
M. Petri Fischer u. s. w. beweiset nicht zur Evidenz, dass zugleich auch
das Modell von ihm gefertiget sei. Er gibt sich nur als Verfertiger
des gegossenen Werkes kund, und dagegen konnte der Künstler, welcher
die Zeichnung oder das Modell gefertiget hatte , nichts einwenden, da
der Guss von Vischer ist. Herr Döbner sucht aber in der Bezeichnung
der Werke namentlich den Beweis, dass er der selbstständige Schöpfer
seiner Werke sei. Er beruft sich dabei zunächst auf Dr. Kugler,
welcher im deutschen Kunstblatte 1851 N0. 41 derselben Ansicht ist,
anderseits aber auch zugesteht, dass Vischer fremde Modelle benützt.
haben könnte. Mit den Zeichnungen ist es eine andere Sache, beson-
ders mit Portraiten. Diese konnten auch an den vorzüglichsten Bild-
hauer eingesandt werden.
Schliesslich bemerken wir nur noch, dass eine frühere Vermuthung,
V. Stoss habe auch Modelle zu den um das Grabmal des Kaisers Ma-
ximilian zu Innsbruck aufgestellten colossalen Erzstatuen geliefert, in
Nichts zerfalle. Eine kurze Geschichte jenes Monumentes und der da-
bei betheiligten Künstler haben wir unter dem Monogramme AP im
ersten Bande N0. H07 gegeben. Herr Döbner führt in der angezo-
genen Nummer des deutschen Kunstblattes darauf ebenfalls die Sprache,
diessmal zu Gunsten HeideloiPs; man vergleiche aber den Artikel
No. 1107, und es wird sich zeigen, ob ich mich allein geirrt habe.
Die Geschichte des Maximiliamschen Denkmals in Innsbruck hat eine
ganz neue, nach Urkunden bearbeitete Auflage erlebt, und sie liefert
neuerdings den Beweis, dass der eigentliche Künstler, der Bildhauer
oder Modellirer nur zu oft in Vergessenheit kam, während der Name
des Erzgiessers in den Annalen der Geschichte glänzt. Niemand dachte
in Innsbruck an den schlichten Augsburger Meister Muschgat; Godl,
Löffler und Lendenstrauch sind aber nicht allein in Innsbruck, sondern
auch in ganz Deutschland genannt. Es würde mich indessen sehr
freuen, wenn auch ein historisches Document zu Tage käme, in welchem
dem Peter Vischer die Zeichnung und das Modell zum St. Sebaldus-
grabe entschieden zugesprochen" wäre. Bis dahin möge man mir aber
erlauben, wenigstens einen Zweifel zu hegen, da Zeit und Umstände
für ihn nicht recht sprechen wollen. _Den grossartigen Erzguss kann
ihm ja Niemand rauben, und dieser sichert ihm allein den Ruhm für
die Dauer der Zeit.
V. Stoss scheint in Nürnberg als Mensch in geringer Achtung ge-
standen zu Seyn, da er 1503 als Urkundenfälscher durch die Backen
gebrannt wurde. Er hatte damalige Zeit ein grosses Vermögen er-
worben, und somit muss seine Kunst lohnend gewesen seyn. Nach der
gewöhnlichen Angabe starb er 1533 oder 1542 erblindet im Hospitale
zu Sehwabach in einem Alter von 95 Jahren. In Crakau hatte er
einen Bruder, Namens Mathias, welcher ihn in Krankheitsfällen ver-
treten musste; 0b Mathias Stoss Künstler war, ist nicht angegeben,