Volltext: CF - GI (Bd. 2)

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da. wird sich zeigen, dass die von Hrn. Döbner auf mich angewendete 
bekannte Sentenz: Dass Rosen gemalt werden, wie Nelken. nur ganz 
anders. auch so ziemlich für ihn passt. Wahr ist es, dass das Zeichen 
am Grabmale des Königs Casimir JagePon jenem auf der grossen Zeich- 
nung mit dem Sebaldusgrabe nicht vollkommen gleiche, und ich habe 
im Künstler-Lexicon auch nur gesagt, dass letzteres mit dem ersten 
einige Aehulichkeit habe, wenn man es umgekehrt sich denken wolle. 
Eine stereotype Wiederholung der Handmarkexi alter Künstler ist gar 
nicht anzunehmen, wie hundertfach in diesem Werke der Augenschein 
lehrt. Ich habe die erwähnte Zeichnung auch nicht eigenmächtig dem 
V. Stoss zugeschrieben, sondern dem Urtheile des Professors Heideloff 
mehr vertraut, als meinem eigenen, wie aus der urkundlichen Darlegung 
im Kunstblatte 1847 zu ersehen ist. Dafür musste ich aber die ganze 
Schwere des Unwillens des Herrn Landbaumeisters Döbner auch für 
Heidcloif empfinden, obgleich dieser unser Gegner im Ganzen nichts 
vollkommen bewiesen hat. Der Ausspruch, dass P. Vischer der selbst- 
ständige Schöpfer seiner Werke sei und bleibe, und dass somit auch 
Zeichnung und Guss des Sebaldusgrabes von ihm herrühre, ist bei der 
auffallenden Verschiedenheit der Modelle zu den Gusswerken desselbQ 
sehr problematisch. Vischer konnte aber das eherne Monument des 
hl. Sebaldus ohne Rüge seiner Mitwelt mit seinem Namen bezeichnen, 
da er den Guss besorgte, und auch die Form dazu hergestellt haben 
könnte. Aus der Inschrift: Peter Vischer purger zu, Nurnberg machet das 
Werk mit seiü Surme, ist aber nicht mit voller Zuversicht abzuleiten, 
dass auch die Zeichnung und das Modell von ihm nothwendig her- 
rühren müsse. Das Wort "gemacht" bedeutet in diesem Falle wohl nur 
"gegossen", und den Guss kann ihm auch Niemand streitig machen. Ich 
glaube aber, dass P. Vischer selbst zeichnen und modelliren konnte, 
und dass er zuweilen Modell und Guss eigenhändig besorgt habe, be- 
sonders in seiner späteren Zeit, in welcher ihm sein Sohn Hermann 
als tüchtiger Künstler zur Seite stand. Die erste Zeichnung zum Se- 
baldusgrabe mit der Jahrzahl 1488. welche in dem wirklich ausge- 
führten Monumente trotz des Einflusses des Renaissance-Styles ent- 
schieden durchleuchtet, möchten wir ihm auch jetzt noch nicht zu- 
schreiben, obgleich Herr Döbnerts Machtspruch durch das deutsche 
Kunstblatt von 1852 tönt. P. Vischer vollendete einen Theil des Gusses 
1505 mit seinem Sohne, worunter wohl Hermann Vischer zu verstehen 
ist. Die Reduktion des alten Planes von 1488 musste vorhergehen, und 
es ist daher möglich, dass Hermann Vischer unter den Augen des 
Vaters das Modell zum Gusse gefertiget habe, da Veit Stoss in den 
 bisher bekannten Nürnberger Documenten gar nicht genannt ist. Es 
ist aber auch von Hermann Vischer keine Rede, so dass, da Adam 
Kraift ausgeschlossen bleibt, V. Stoss dennoch Antheil haben könnte, 
da ausser Krafft kein anderer Künstler in Nürnberg lebte, welcher 
einer solchen Arbeit gewachsen war. In der Zwischenzeit wurden aber 
auch die übrigen Söhne V1scher's tüchtig, und daher lautet die spätere 
Inschrift: Peter Visrrher llurger in [Vurnberg marhet das Werk mit seinen 
Söhnen  151.0. Wenn die Zeichnung, das Modell und. der Guss von 
P. Vischer allein herrühren sollte, dann müsste er 1488 als Geselle 
bereits auf der Höhe seiner Kunst angelangt seyn, indem die alte 
Zeichnung zum Sebaldusgrabe einen vollendeten Meister beurkundet. 
Wozu nimmt man aber an, dass er 1489 die erste, und später noch 
eine zweite iValiderung, um zu sehen. und zu lernen, unternommen 
habe? Wenn P Vischer der selbstständige Schöpfer aller der ihm zu- 
geschriebenen Werke ist, d. h. als Bildhauer und Former den gleichen 
Ruhm verdient, warum kam er denn Ilach Neudörfferis Zeugniss alle
	        
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