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sind noch immer getheilt, wie aus der Controverse im deutschen Kunst-
blatte 1852 S. 155, 1853 S. 162, und auch aus anderen Werken er-
hellet. Den höchsten Missmuth erregte ich aber in Herrn Landhau-
meister A. W. Döbner von Meiningen durch meine Mittheilung über
V. Stoss in Grakau und dessen Ankunft in Nürnberg im Stuttgarter
Kunstblatte 1847 N0. 36, indem ich auf das Ansehen des Architekten
und Professors Heideloif hin den von diesem Künstler in der Orna-
mentik des Mittelalters, I. 1843 S. 29 ff., publicirten, im Original fünf
Fuss hohen ursprrünglichen Entwurf des St. Sebaldus-Grztbes in
Nürnberg zuschreiben wollte. Herr Döhner trat dagegen im Kunstblatt
1853 N0. 41 mit Heftigkeit auf, und machte zunächst mir den Prozess,
welcher aber indirekt auch seinem Collegen Heideloff galt. Auf diesem
erwähnten Risse ist das letzte der obigen figürlichen Zeichen mit der
Jahrzahl 1488 , und somit stammt die Zeichnung aus einer Zeit, in
welcher Peter Vischer, wohl als junger Mann, gerade sein Meisterstück
Inachte, welches aber nach damaligem Gebrauche nicht in einer Zeich-
nung, sondern in einem Gusswerke bestehen konnte, da Vischer in der
Giesshütte seines Vaters Hermann die Lehre erstanden hatte. Herr
Döbner macht auf den magistratischen Zulassungsschein vom 24. Jäner
1488 aufmerksam, welcher in Dr. M. Meyer's Werk über die Sitten
und Gebräuche des alten Nürnberg II. S. 35 abgedruckt ist. Vischer
meldete sich wahrscheinlich bald nach dem Tode seines Vaters zur
Meisterprüfung, denn das betreffende Document lautet: ltem Muister
Herman vischers des Rotsrhmids seligen Sune ist vergormt beraytung seiner
Muislcrzlüclc Ein vierlail jars das Handwerrk zu arbeiten. Actum feria
v. Thymolhej Apostoli lggguiij. Vischer konnte also den 24. Jünner
1488 an die Arbeit gehen, und ein Vierteljahr darauf verwenden. Seine
Aufnahme als Meister erfolgte aber aktenmässig erst 1489, und trotz
der gewaltigen Hiebe des Herrn Döbner, um die Vischer'sche Autor-
schaft des Planes zum Sebaldusgrabe durchzusetzen, entsteht nun den-
noch die Frage, ob der Rath von Nürnberg einem jungen Manne,
welcher noch nicht Meister war, die Zeichnung zu einem so gross-
artigen Monumente übertragen hatte, oder ob sich der angehende bür-
gerliche Rothgiesser aus freiem Antriebe eine solche umfassende Auf-
gabe gesetzt habe. Wenn der von Heideloff aufgefundene grosse Plan
zum Sebaldtisgrabe mit seiner reichen, später bedeutend reducirten
gothischen Bekrönung wirklich von P. Viecher herrührt, so muss er
ihn 1488 als Bewerber um eine Rothgiessers-Gereclitsame gefertiget
haben. Wer kann aber behaupten, dass derselbe damals eine so hohe
Kunststufe einnahm, er, der sich später nur mit dem bescheidenen
Prädikate eines Rothgiessers begnügte? Wer kann denn den Vergleich
mit anderen selbstständigen Werken Vischer's aus dem Jahre 1488
anstellen? Wenn Herr Döbner glauben machen will, dass P. Vischer
neben seinem praktischen Meisterstücke höchst wahrscheinlich auch
einen Riss zu einem Sebaldusgrabe gefertiget, und damit die Idee zu
dessen nachmaliger Ausführung zuerst angeregt habe, so bcweiset diess
gerade so viel, als meine im Kunstblatte 1847 aufgestellte, und eben-
falls für wahrscheinlich befundene Vermnthung, dass V. Stoss nach
seiner 1486 erfolgten Ankunft in Nürnberg den grossen Riss zum Se-
baldusgrabe von 1488 gefertiget habe. Wir haben beide nur eine Hy-
pothese für uns. welche keineswegs als Glaubensartikel gelten kann.
Auch das Handzeichen entscheidet weder für P. Vischer, noch für
V. Stoss, am wenigsten aber für den ersteren, da auf sptiteren Guss-
werken die Form abweicht , und man überhaupt nicht weiss, welches
Monogramm Vischer als Geselle, der er 1488 noch war, geführt habe.
Unter den Initialen P. V. werden wir seine Handmarke beifügen, und