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die correkte Durchbildung nicht, was sich besonders in der Proportion
und in den Extremitäten bemerklich macht. Facini. ist ein schwacher
Zeichner, und in der Anatomie wenig erfahren.
Bartsch, Ppgr. XVIII. p: 272, schreibt ihm drei radirte Blätter
zu, es steht aber auf denselben weder der Name , noch eines der ge-
"gebenen Zeichen. Sicher scheint aber nur das erste zu seyn, nämlich
der hl. Franz von Assisi mit dem Jesuskinde in den Armen, welches
der links auf Wolken von Engeln getragenen heiligen Jungfrau das
Händchen reicht. Das dem P. Facini zugeschriebene Gemälde ist in
der Oapuziner Kirche zu Bologna, und stimmt mit einem Bilde des
Künstlers, welches aus der IPranziskaner-Iiirche in die Pinakothek da-
selbst kam. Es stellt die Madonna mit dem Kinde, die Schutzheiligen
der Stadt und vier Engelchen vor. In der Färbung erinnert es nicht
an die Schule der Oarracci, sondern an die venezianische Schule, und
besonders an Barocci. Auch die Radirung mit dem Wunder des heil.
Franciscus ist in der Manier des Barocci sehr geistreich behandelt.
Keines der erwähnten Gemälde ist mit dem Namen bezeichnet, und
daher gelten sie wohl nur traditionell für Werke des P. Facini. Mal-
vasia wusste indessen nichts von diesem Künstler. Er hält das Blatt
mit dem hl. Franz für Arbeit eines Anonymus nach Annibale Carracci.
Man findet auch wirklich eine alte Radirung desselben Inhalts, auf
welcher rechts unten auf dem Boden von rechts nach links: A Car fe
Romae steht. Um für P. Facini einen Ausweg zu finden, müsste man
annehmen, dass er das Bild mit der Erscheinung des hl. Franz nach
der Zeichnung des Annibale Carracci gemalt habe, oder es ist weder
das Gemälde, noch die Radirung von ihm. Die beiden übrigen von
Bartsch beschriebenen Blätter, der singende Bettler auf der Strasse,
und der von seinem I-lunde geführte Bettler, stimmen nicht ganz mit
der erwähnten Radirung, obwohl sie ebenfalls sehr geistreich behandelt
sind. Ein drittes Blatt mit Bettlern, welches Bartsch mit einigen an-
deren nicht kennt, ist mit dem Monogramme bezeichnet, worunter wir
aber den P. Facini um so weniger vermuthen möchten, als das mit
grosser Wahrscheinlichkeit ihm zugeschriebene Blatt mit St. Franziskus
mit den übrigen Blättern nicht vollkommen stimmt. Frenzel , Catalog
Sternberg I. No.5124, zweifelt das Monogramm für P. Facini ebenfalls
an, und will die schöne Radirung mit dem Affen, für welchen die
Katze die Maronen aus dem Feuer holen soll, einem Holländer zu-
schreiben. Diese subtille Unterscheidung hat aber wenig Gewicht, und
wir können getrost den italienischen Ursprung annehmen. Der Radirer,
welcher sicher auch Maler war, gehört unläugbar der Schule der Car-
meei an, denn auch auf einer gleichgrossen Oopie oder Wiederholung
der Vorstellung mit der Katze steht der Name des Annibale Carracci.
Der Künstler hielt sich vielleicht in späterer Zeit zu Rom auf, denn
auf dem Blatte mit den vier Bettlern stehen die Buchstaben PSF..
d. h. Pietro Stefanoni Formis. Stefanoni betrieb um 1625-1650 in Rom
eine Kunsthandlnng, und erwarb mehrere Platten der Carracci und
ihrer Schüler zum Wiederabdruck. Würde er jene unsers Meisters. un-
mittelbar erhalten haben, so könnte von P. Facini keine Rede seyn,
da dieser Künstler 1602 starb. Folgende Blätter gehören unserm Mono-
grammisten an, und sind alle zu den Seltenheiten zu zählen.
i) [R2] Ein auf der Strasse stehender blinder Bettler mit dem
Hunde zu seinen Füssen. Im Rande ist der Text eines bergamaskischen
Liedes: Andei au, a lauord ßeui de porchc etc. H. 9 Z. 8 L. Br. 6 Z. 3 L,
2) [B. 3] Der blinde Bettler von seinem Hunde geführt, im Grunde
rechts zwei junge Leute. H. 7 Z. Br. 5 Z. 5 L.
Diese beiden sehr seltenen Blätter sind ohne Zeichen.