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gelbem Grunde. Letzterer hält einen roth bemalten Baumstamm. Unter
diesen altdeutschen Wappenschilden steht : Anno Domini MCCCCLXXX VIII.
Auf dem einen Flügel ist nach Waagen 1. c. S. 352 die Geburt Christi
in der Art vorgestellt, wie die Eyck'schen Schüler diesen Gegenstand
aufgefasst haben; ungewöhnlich ist indess die Gegenwart von zwei
heiligen Jungfrauen. Dieses Gemälde ist mit- dem Monogramme des
Künstlers bezeichnet, nach Waagen wie Brulliot I. No.1874 doch nicht
recht genau es gibt. Das Zeichen bei Brulliot ist unserm zweiten
ähnlich, welchem er die Jahrzahl 1488 beifügte. Dieser Beisatz ist
in jedem Falle überflüssig, da auf dem Flügel mit der Geburt Christi
keine Jahrzahl vorkommt, und das Monogramm mit dem Datum auf
dem anderen Flügel von dem zweiten Zeichen abweicht. Brulliot sagt
auch nicht, dass das von ihm gegebene Zeichen mit der Jahrzahl 11m8
auf dem Gemälde mit der Familie Herlein vorkomme, er könnte daher
von einem Bilde mit dem von ihm gegebenen Monogramme Kunde er-
halten haben. Das erste Zeichen verdanken wir der gefalligeu Mit-
theilung des Herrn Dr. R. Marggraf, welcher es vor mehreren Jahren
vor dem Originale copirte. Es gleicht in einiger Hinsieht dem von
Brulliot gegebenen zweiten Zeichen des Künstlers , welches wir aber
hier nicht beifügten, da uns das Facsimile ungenau zu seyn scheint.
Die genannten Schriftsteller sahen Herlein's Familiengemälde noch im
früheren Zustande. Vor einiger Zeit wurde es von dem Conservator
Eigner restaurirt, und somit erscheint das Bild wieder in der ursprüng-
lichen Farbenpracht. Im Jahre 1858 nahm Herr L. Mayle, Maler und
Custos in Meihingen, Einsicht von diesem Werke, das fragliche Mono-
gramni scheint aber nicht mehr deutlich hervorzntreten, da dem ge-
nannten Herrn nur das Monogramm des zweiten Flügels aufiiel, welches
aber von den obigen Zeichen abweicht, indem es deutlich aus den Buch-
staben FHR besteht, doch nicht in der Form bei Brulliot N0. 1921.
Der zweite Flügel stellt den im Tempel lehrenden Knaben Jesus vor.
Vor ihm sind fünf Pharisäer, und Maria und Joseph kommen heran.
An einem Säulenschafte steht nach Waagen: Friz Herlen Maller 1488.
und darunter das aus FHR bestehende Monogramm des Künstlers.
Herr Mayle liest aber jetzt: irie (der Rest verwischt) ßerte (n oder in
verwischt) l maIIct [ dann die Jahrzahl und das Monogramm FH R.
Nach Waagen zeigt sich in den meisten Köpfen dieses Werkes beim
Vergleich mit den früheren Bildern bereits eine entfallende Vergröber-
ung, und in der Behandlung etwas mehr Handwerksmässiges und Derbes,
wenn man auch in dem Fleischtone, den Farben der Gewänder, dem
guten Ixnpasto noch immer den van Eyck'schen Schüler erkennt. In
dem sehr scharfbrüchigen Gefält verrath sich der überwiegende Einfluss
der oberdeutschen Schule.
Waagen l. c. S. 353 erkannte in der St. Georgenkirche zu Nörd-
lingen auch noch zwei andere Gemälde als Werke Herleinls. Das eine
bildet das Epitaphium einer Frau aus der Familie Müller. Es stellt
Christus am Kreuze mit Maria, und Johannes, unten den Stifter
mit vier Söhnen, und die Verstorbene mit vier Töchtern vor. Am
Rahmen steht in gothischen Charakteren: 19W Januarius 1463. Viel
bedeutender ist das zweite Bild, ein Ecce Homo an einem Epitaphium
von 1488. Oben zeigt Pilatus den Heiland im Purpurmantel dem Volke.
Daneben stehen vier Henker, und unten sieht man sieben Spottjuden
mit spitzen Schuhen in niederländischer Tracht. Der Stifter erscheint
mit seinem" Hunde. Am Rahmen steht die Jahrzahl 1468 . das Epi-
taphium hat aber die Jahrzahl 1488, so dass das Bild erst später
dazu benutzt wurde. In der erwahnten Hauptkirche zu Nördlingen ist
auch das Epitaphium des Künstlers, doch an ßlnem ganz obscuren Orte,