Volltext: CF - GI (Bd. 2)

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an Schönheitsgefühl, und in der Reinheit der Faltenmotive, welche be- 
sonders in der Magdalena überladen sind, dem Altare in Rothenburg 
nachstehen müssen, dass aber der Ausdruck der Köpfe , die, obwohl 
in den Gliedern magere, doch keineswegs schlechte Zeichnung, und 
die sorgfältige Ausführung doch immer einen sehr achtbaren Meister 
zeigen. Die Aussenseiten der Flügel waren mit Gemälden des F. Herlein 
geschmückt, welche jedoch leider bei einer im Jahre 1683 vorgenom- 
menen Erneuerung des architektonischen Theils des Altares auf der 
Rückseite befestiget, und rücksichtslos der Einwirkung der Sonnen- 
strahlen blossgestellt wurden, so dass sie noch 1843, als Waagen die 
Bilder besah, ein sehr verblichenes Ansehen hatten. In letzter Zeit 
wurden aber diese Gemälde von dem rühmlich bekannten Restaurateur 
Eigner in Augsburg gereiniget, und mit einem stylgemässen Rahmen 
versehen. Diese Bilder stellen die Verkündigung, die Heimsuchung, die 
Anbetung der Hirten, die Anbetung der Könige, die Darstellung im 
Tempel, die Beschneidung , die Flucht nach Aegypten, und Christus 
als Knaben im Tempel lehrend vor. Nach Waagen findet. man hier 
diehämlichen Motive, wie auf den Bildern des Rothenburger Altares, 
doch stehen diese Gemälde in der Sorgfalt der Durchführung, in der 
Reinheit der Faltenmotive, in der Ausbildung der Räumlichkeit, welche 
durchaus landschaftlich ist, den Erzeugnissen der xiiederländischen 
Schüler des vanEyck offenbar um etwas näher, als jene Bilder, in 
welchen der Goldgrund vor-herrscht. .Da. spätere Arbeiten des Herlein 
beweisen, dass jene niederländischen Vorbilder allmählig in ihm zurück- 
traten, und er mehr und mehr von den Umgebungen der derberen 
oberdeutschen Kunst annahm, so sind die erwähnten Bilder wohl früher 
entstanden, als der Altar in Rothenburg. Dr. Waagen hält sie für 
gleichzeitig mit den Schnitzwerken, welche nach Chroniken von Nörd- 
lingen 1462 von dem reichen Bürger Jakob Fuchshart gestiftet wurden. 
Die Bilder passen sicher in die Form des alten Altares, indem die 
Verkündigung und die Darstellung im Tempel durch eine grössere 
Höhe der des Crucifixes entsprechen. Dr. Schorn (Kunstblatt1836 S. 8. 
Anmerkung) ist zwar geneigt, dieses frühere Dat der Bilder aus dem 
Grunde zu bezweifeln, dass Herlein erst 1467 sich als Bürger in Nörd- 
lingen niedergelassen habe. Dr. Waagen stimmt aber mit Recht für 
die Zcit der Schnitzwerke, so dass die erwähnten Gemälde allenfalls 
in das Jahr 1463 oder 1464 fallen. Das Bedenken des Hofrathes von 
Schorn fällt weg, wenn man annehmen wollte, dass dem Künstler 
für solche Leistungen 1467 die Steuerfreiheit zu Theil geworden ist. 
Ein zweites Werk der St. Georgenkirche in Nördlingen ist für uns 
von besonderer Wichtigkeit, da es ausser dem Namen des Meisters 
auch das Monogramm desselben eutaglt. Ehedem vielleicht auf einem 
Altare der Kirche, und wohl Stiftung des Künstlers, behauptet dieses 
Werk jetzt eine Stelle im Chore, in welchem auch Bilder von Schäu- 
felin u. A. Platz finden, und eine kleine Gallerie bilden. Die mittlere 
Tafel stellt die thronende Madonnamit dem Kinde vor, hinter welcher 
nach niederländischer Weise zwei Engel einen Teppich von Goldstoff 
halten. Rechts reicht der heil. Joseph im rothen, fast fürstlichen Ge- 
wande dem Kinde ein Buch, und stellt ihm den Maler Herlein vor, 
welcher es mit vier Söhnen knieend verehrt. Links erscheint die heil. 
Margaretha mit ihren Schutzbefohlenen, der Frau des Malers und fünf 
Töchtern. Im Hintergründe öffnet sich durch zwei Marrnorsäulen die 
Aussicht auf eine Stadt. Auf dem Originalrahmen sind drel gemalte 
Wappen, jenes links mit einem schwarzen schreitenden Löwen auf 
gelbem Grunde, das mittlere mit drei weissen Schildchen auf rothem 
Grunde, und das dritte rechts mit einem aufrecht stehenden Bären auf
	        
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