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Im Museum des Louvre zu Paris ist das Brustbild eines schwarz
gekleideten jungen Mannes mit Halskrause, auf welchem die Buch-
staben F. H. 1633 stehen. Vielleicht handelt es sich um den einen
und denselben Meister, worunter aber nicht Franz Hals zu verstehen ist.
2139. Friedrich licgenaiier, Bildhauer und Medailleur, welcher
JFAIJERÄQLIH, vor und nach 1526 in und um Augsburg arbeitete,
siyeÄsgs-ßg9 und noch 1543 lebte, gehört nicht nur zu den ausge-
zeichnetsten Künstlern seiner Zeit, sondern steht als Miniaturplastiker
noch heut zu Tage unübertroffen da. Grössere Werke sind jetzt nicht
mehr bestimmt nachzuweisen, der Künstler sagt aber selbst in einem
Briefe, welcher im städtischen Archive zu Augsburg aufbewahrt wird,
dass er für die hohe Geistlichkeit als Bildhauer gearbeitet, später aber,
weil diese in Folge der eingetretenen Reform keine Bildwerke mehr
fertigen liess, als Stempelschneider sein Brod zu verdienen gesucht
habe. Theodor Herberger, der gelehrte Augsburger Archivar, macht
auf dieses Verhaltniss in seiner gehaltreichen Schrift: Augsburg und
seine frühere Industrie S. 24 aufmerksam, und er erklärt die Basreliefs
in Solenhoferstein in der Seitenkapelle des Kreiizganges des Doms in
Augsburg wohl mit vollstem Rechte für Werke des F. Hagenauer. Sie
stellen in meisterhafter Arbeit die Geburt Christi, und vier Scenen
aus dem Leben der heil. Jungfrau vor. Von gleicher Vortrefdichkeit
sind die Basreliefs am Grabmale des Domherrn Jakob Heinrichmann
im Kreuzgange des Domes, so wie an jenem des Domherrn Bernhard
von Waldburg daselbst. Die Mitte des ersteren nimmt Christus am
Kreuze ein, und das Basrelief des anderen Monuments stellt die Ver-
klärung auf dem Tabor vor. Im k. Wittelsbacher Museum zu München
sind zwei lebensgrosse Büsten in Holz, welche bayerische Fürsten vor-
stellen, und ein so feines plastisches Gefühl verrathen, dass man nur
an Hagenauer denken kann, dessen meisterhaft stylisirten Bildniss-
inedaillen für diese Holzsculpturen sprechen. Wenn die erwähnten Grab-
mäler und Basreliefs in Stein, wie kaum zu verneinen, wirklich von
diesem Künstler herrühren, dann ist es zu beklagen, dass ihn die Re-
formation um die Arbeit der Geistlichkeit gebracht hat, da die süd-
deutsche Plastik nichts Schöneres aufzuweisen hat, als jene Werke.
Ein historisches Document, oder ein Monogramm, spricht an jenen
Werken zwar nicht für Hagenauer, es ist aber auch nur ein Theil der
Medaillen desselben bezeichnet. Nach H. von Aufsess (Anzeiger für
Kunde der deutschen Vorzeit 1853 No. 6) erkennt man sie aber leicht
in dem eigenthümlich lebensvollen Ausdruck, welcher allen Gesichtern
auf diesen Denkmünzen eigen ist; ferner an der Behandlung derselben,
nach welcher in acht künstlerischer Weise der Bildner stets das grosse
Ganze vor dem einzelnen hlebenwerk im Auge behält. Bei treffiichster
Haltung sind daher oft die Nebendinge mit einer gewissen virtuosen
Nachlässigkeit behandelt, während Meister niederen Ranges gewöhnlich
gerade darauf ihr Hauptaugenmerk richten. Hagenauer deutet vor-
kommende Pelzkrägen meistens nur durch rautenförmig über einander
gezogene Striche, das schlichte Haar durch einfach eingerissene Ver-
tiefungen in dem erhaben vorstehenden Wulste an. Unter den Enden
der obersten Haarschichte erblickt man gewöhnlich auch noch die
Spitzen der unteren Lagen, _was von_ guter plastischer Wirkung ist.
Eine andere Eigenthümlichkeit des Meisters ist ein häufig wiederkehr-
endes, dreiblätteriges Blümchen, welches er als Muster auf buntgewirkten
Gewändern gebraucht, so wie ein anderes einblatteriges Blümchen m11;
langem, gewundenen Stengel, der von einer Ranke in der Mitte gekreuzt
wird. Dieses ündet sich gewöhnlich auf dem Schriftrande zwischen Ende