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2078.
Dieses Werk scheint sehr selten zu seyn. Wir haben nur durch
Herrn Baron v. Löifelholz genaue Kunde davon. Für Franeois Fradin
können wir uns aber nur muthmasslieh aussprechen, da er nicht in
Paris, sondern in Lyon lebte. Er folgte noch der älteren Manier mit
punktirtem schwarzen Grunde, welche überhaupt in Frankreich länger
beibehalten wurde, als in Deutschland und in Italien. An dem Drucke
des obigen Werkes kann Fradin keinen Theil haben, da sich Denis
Janot als Buchdrucker nennt, welcher die Titelbordure vielleicht in
Lyon bei F. Fradin bestellt haben könnte.
2078- Friedrich Fleischmann, Maler und Kupferstecher, geb. zu
aß) Nürnberg den 23. März 1791, gest. zu München den 9. N0-
cg; vember 1834. Mit ungewöhnlichem Talente begabt, und nach
ß ß kurzem Unterrichte bei Ambros Gabler auf dasselbe ange-
"V-z wiesen, erlangte er als Jüngling eine Reife, welche viele
Künstler erst mit den Jahren erreichen. Aus dieser Zeit stammen viele
Zeichnungen nach der Natur, und Bildnisse in Miniatur und Aquarell.
Fleischmann hatte die Gabe, ausgezeichnete Physiognomien auf den
ersten Blick aufzufassen, und später, oft lange nachher, aus dem Ge-
dächtnisse noch auf's Papier hinzuwerfen. Bis zum Jahre 1814 war er
aber auf einen engen Kreis in Nürnberg beschrankt. Schon vor 1808
lieferte er für die Kunsthandlung des Dr. Oampe lithographische Ar-
beiten, und später radirte er für ihn eine grosse Anzahl von Blättern,
besonders Sehlachtbilder, welche illuminirt erschienen, und jetzt zu
den Seltenheiten gehören. Auch in J ugendsehriften und anderen Büchern
aus jener Periode findet man Radirungen von Fleischmann. Oampe spe-
kulirte aber besonders mit Blättern aus der Zeitgeschichte, und um ja
nicht zu spät zu kommen, mussten die von ihm beschäftigten Künstler
schon Schlachten zeichnen, bevor sie noch geschlagen waren. Im Jahre
1814 begleitete Fleischmann den Dr. Oampe auf einer Reise den Rhein
hinab nach Holland und England, und dabei fand er Gelegenheit, die
ausgezeichnetsten Helden und Heerführer der damals dort vereinigten
Armeen zu zeichnen. Diese Bildnisse hatte er nachher in Punktirmanier
gestochen, und bei der bekannten Auffassungsgabe des Künstlers kann
man auf getreue und charakteristische Abbilder schliessen. Fleischmann
punktirte aber auch noch viele andere Portraite, immer mit grosser
Zartheit, welche den Miniaturmaler verräth. Er führte ferner in Nürn-
berg den Stahlstich ein, und liess mit bedeutendem Aufwande eine
Linir-Maschine coustruiren, wodurch er sehr viel an Zeit gewann. Seine
radirten, punktirten und gestochenen Blätter sind daher sehr zahlreich.
Ausser den Pomraiten findet man eine Masse von Vignetten und Al-
manachbildern, selten fand er aber Gelegenheit, in grossen Blättern
seine Kunst zu zeigen. Unter seinen kleinen radirten und gestochenen
Blättern finden sich aber viele Einfälle, scherzhafte Scenen und Vignetten,
welche sich durch Geist und Humor auszeichnen. Der ochsenmässige
Beobachter an der Pegnitz vertrieb ihn 1831 aus Nürnberg. Der Künstler
siedelte mit Gram im Herzen nach München über, und lebte da nur
noch kurze Zeit der Kunst.
Die gegebenen Zeichen findet man auf radirten und gestochenen
Blättern, theils mit beigefügter J ahrzahl. Die beiden ersten Mpnogramme
kommen, zuweilen etwas grösser, auch auf Malereien in_ Miniatur und
Aquarell vor, besonders auf Bildnissen. Fleischmann hinter-liess auch
einige Glasgemälde. Die Transparent-Malereien, welche er mit grossem
Fleisse durchführte, scheinen zu Grunde gegangen zu seyn. Sehr zahl-
reich sind aber seine Zeichnungen, und die radirten, punktirten und
gestochenen Blätter sollen sich gegen 1900 belaufen.