2071.
747
behandelte. Im Pariser Museum sind Gemälde mit der Geschichte der
Esther und des verlernen Sohnes in dieser Weise durchgeführt. Nach
dem alten Meister dieses Namens ist ein Blatt gestochen , welches in
reicher Composition Christus vorstellt, wie er die Kinder zu sich ruft.
Es hat die Adresse des P. Baltens, welcher 1569 in Antwerpen auftrat.
Das von Brulliot I. N0. 1826 erwähnte Blatt mit obigem Zeichen ent-
hält eine Allegorie auf den Tod. Rechts sieht man drei Skelette, wovon
das eine nach dem jungen Ritter den Pfeil abzusenden im Begriffe ist.
Im landschaftlichen Grunde macht ein anderes Skelett die Dame auf
jene Gerippe, Todtenköpfe 8m. aufmerksam, welche mit Kronen, 'l'iaren
u. s. w. vermischt, auf dem Boden liegen. Rechts am Rande ist Christus
in der Vorhölle vorgestellt. Diese Coniposition ist in der Weise der
Sadeler gestochen, kl. qu. fol. Sie dürfte eher von Franz Francken
dem Jungen, als von Jeronymus Francken herrühren. Christ, Monoga-
Erklär. S. 181, bringt ein ähnliches Zeichen mit der Bemerkung, dass
es auf Blättern vorkomme, welche um 1650 von einem deutschen Meister
gestochen seien. Heller, welcher im Monogrammen-Lexicon S. 129 von
der Form abweicht, macht einerseits auf Franz Floris (T1570) auf-
merksam, will aber dann doch eher den Maler und Kupferstecher Franz
Friedrich Frank (1- 1687) anerkennen. Letzteren müssen wir entschieden
streichen, und von F. Floris wird ebenfalls keine Rede seyn.
2071. Franz Floris, der sogenannte flandrische Rafael, war der
Sohn des Steinhauers Cornelis de Vriendt, welcher
aber bereits den Beinamen Floris führte. Im Jahre
H. 1520 zu Antwerpen geboren, sollte er Bildhauer
' ' 1-4 werden, seine Neigung zog ihn aber zur Malerei, in
Hin FA INVE welcher er den Unterricht des Lambert Lombardus
genoss. Dieser Meister hatte bereits die Grundsätze der t-ransalpinischen
Schulen angenommen, und somit ward Floris der heimatlichen Kunstweise
schon früh entwahnt. Im Jahre 1539 (nicht 1540) als freier Meister
erklärt, führte er in Antwerpen einige Werke aus, ging aber bald nach
Italien, wo er durch das Studium der Werke des Michel Angele jenen
antik-modernen Geist schöpfte, welcher nach seiner Rückkehr fast alle
seine holländischen Kunstgenossen durchdrang. Vasari hatte den Franz
Floris in Italien nicht kennen gelernt, er wusste aber bereits, dass man
ihn in der Heimath mit dem Prädikate des Handrischen Rafael beehre.
Dem genannten Schriftsteller lagen nur Kupferstiche nach Zeichnung
oder Gemälden des F. Floris vor, welche ihm das enthusiatische Lob
nicht rechtfertigen wollten. Vasari war indessen geneigt, das Mangel-
hafte auf Rechnung der Stecher zu bringen, und so war der Rafael von
Antwerpen fertig, da auch Guicciardini und Oarl van Mander in das-
selbe Lob einstimmten. Auch die Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts
bewunderten ihn als einen nach classischer Idealitat strebenden Meister.
Man gesteht ihm auch jetzt noch ein bedeutendes Talent, und eine
grosse technische Fertigkeit zu, im Uebrigen ist der Enthusiasmus be-
deutend herabgestimmt. Denn die Aehnlichkeit mit grossen italienischen
Meistern beschränkt sich nur auf Aeusserlichkeiten der Zeichnung und
Anordnung. Seine allerdings gut gezeichneten Figuren haben weder
Leidenschaft noch Humor. Auf den prahlerischen nackten Fleichmassen
sitzen geistlose Köpfe, welche oft dem Modelle nicht angehören. Floris
suchte durch Formenprunk, und durch Bravour des Vortrages das Auge
zu bestechen, und den Mangel an geistigem Gehalt zu verdecken. Die
Bewunderung des Künstlers dauerte aber mehr als zwei Jahrhunderte.
Noch in den ersten Decennien unsers Jahrhunderts standen die Bilder
dieses Meisters in hohen Preisen. Ihre Zahl ist gross, da der Künstler