Volltext: CF - GI (Bd. 2)

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behandelte. Im Pariser Museum sind Gemälde mit der Geschichte der 
Esther und des verlernen Sohnes in dieser Weise durchgeführt. Nach 
dem alten Meister dieses Namens ist ein Blatt gestochen , welches in 
reicher Composition Christus vorstellt, wie er die Kinder zu sich ruft. 
Es hat die Adresse des P. Baltens, welcher 1569 in Antwerpen auftrat. 
Das von Brulliot I. N0. 1826 erwähnte Blatt mit obigem Zeichen ent- 
hält eine Allegorie auf den Tod. Rechts sieht man drei Skelette, wovon 
das eine nach dem jungen Ritter den Pfeil abzusenden im Begriffe ist. 
Im landschaftlichen Grunde macht ein anderes Skelett die Dame auf 
jene Gerippe, Todtenköpfe 8m. aufmerksam, welche mit Kronen, 'l'iaren 
u. s. w. vermischt, auf dem Boden liegen. Rechts am Rande ist Christus 
in der Vorhölle vorgestellt. Diese Coniposition ist in der Weise der 
Sadeler gestochen, kl. qu. fol. Sie dürfte eher von Franz Francken 
dem Jungen, als von Jeronymus Francken herrühren. Christ, Monoga- 
Erklär. S. 181, bringt ein ähnliches Zeichen mit der Bemerkung, dass 
es auf Blättern vorkomme, welche um 1650 von einem deutschen Meister 
gestochen seien. Heller, welcher im Monogrammen-Lexicon S. 129 von 
der Form abweicht, macht einerseits auf Franz Floris (T1570) auf- 
merksam, will aber dann doch eher den Maler und Kupferstecher Franz 
Friedrich Frank (1- 1687) anerkennen. Letzteren müssen wir entschieden 
streichen, und von F. Floris wird ebenfalls keine Rede seyn. 
2071. Franz Floris, der sogenannte flandrische Rafael, war der 
Sohn des Steinhauers Cornelis de Vriendt, welcher 
 aber bereits den Beinamen Floris führte. Im Jahre 
 H. 1520 zu Antwerpen geboren, sollte er Bildhauer 
' '  1-4 werden, seine Neigung zog ihn aber zur Malerei, in 
Hin FA INVE welcher er den Unterricht des Lambert Lombardus 
genoss. Dieser Meister hatte bereits die Grundsätze der t-ransalpinischen 
Schulen angenommen, und somit ward Floris der heimatlichen Kunstweise 
schon früh entwahnt. Im Jahre 1539 (nicht 1540) als freier Meister 
erklärt, führte er in Antwerpen einige Werke aus, ging aber bald nach 
Italien, wo er durch das Studium der Werke des Michel Angele jenen 
antik-modernen Geist schöpfte, welcher nach seiner Rückkehr fast alle 
seine holländischen Kunstgenossen durchdrang. Vasari hatte den Franz 
Floris in Italien nicht kennen gelernt, er wusste aber bereits, dass man 
ihn in der Heimath mit dem Prädikate des Handrischen Rafael beehre. 
Dem genannten Schriftsteller lagen nur Kupferstiche nach Zeichnung 
oder Gemälden des F. Floris vor, welche ihm das enthusiatische Lob 
nicht rechtfertigen wollten. Vasari war indessen geneigt, das Mangel- 
hafte auf Rechnung der Stecher zu bringen, und so war der Rafael von 
Antwerpen fertig, da auch Guicciardini und Oarl van Mander in das- 
selbe Lob einstimmten. Auch die Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts 
bewunderten ihn als einen nach classischer Idealitat strebenden Meister. 
Man gesteht ihm auch jetzt noch ein bedeutendes Talent, und eine 
grosse technische Fertigkeit zu, im Uebrigen ist der Enthusiasmus be- 
deutend herabgestimmt. Denn die Aehnlichkeit mit grossen italienischen 
Meistern beschränkt sich nur auf Aeusserlichkeiten der Zeichnung und 
Anordnung. Seine allerdings gut gezeichneten Figuren haben weder 
Leidenschaft noch Humor. Auf den prahlerischen nackten Fleichmassen 
sitzen geistlose Köpfe, welche oft dem Modelle nicht angehören. Floris 
suchte durch Formenprunk, und durch Bravour des Vortrages das Auge 
zu bestechen, und den Mangel an geistigem Gehalt zu verdecken. Die 
Bewunderung des Künstlers dauerte aber mehr als zwei Jahrhunderte. 
Noch in den ersten Decennien unsers Jahrhunderts standen die Bilder 
dieses Meisters in hohen Preisen. Ihre Zahl ist gross, da der Künstler
	        
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