1850 1851.
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1850. Unbekanntes Zeichen, welches auf einem Gemälde im Be-
2 l" sitze des Musik-Direktors Wilhelm Rehfeldt in Danzig
vorkommt. Es ist diess das meisterhaft gemalte Bildniss
F eines Mannes in prachtvoller Tracht mit langem Barte,
wie er sinnend vor sich hinblickt, und mit den Fingern
etwas abzuzahlen scheint. Am Daumen seiner linken Hand trägt er
einen Ring mit der dem Buchstaben F beigefügten Handmarke, dessen
zweiter Buchstabe auch L seyn könnte. Oben rechts vom Kopfe des
Mannes ist ein gemalter Zettel mit der Schrift U1 deutschen Charakteren:
An Herrn Gabriel Albrecht] die bier Rechnung flo. 18 bezahlt N0. 413 F.
Anno 1538. Etat intra 46' et 47.
Dieses Bildniss ist vollkommen in der Weise des Hans Holbein
behandelt, und müsste, wenn es von diesem Meister selbst herrührt,
zur Zeit des 1538 stattgefundenen Besuches des Künstlers in Deutsch-
land gemalt worden seyn, entweder in Augsburg, oder in Basel. In
diesem Falle ist aber das gegebene Zeichen nicht jenes des Malers,
woran wir überhaupt nicht halten kennen, Ada Kenner für Holbein ent-
scheiden. Von Interesse wäre es, die dargestellte Person zu kennen,
wenn nicht die Adresse dieselbe nennt. Der reiche Herr ist jedenfalls
bürgerlicher Abkunft, und dürfte nach der Handmarke durch I S oder
L S seinen Namen angedeutet haben, da man annehmen kann, dass
der Ring die-Anfangsbuchstaben seines Vor- und Zunamens enthalte.
In diesem Falle bleibt aber die Adresse an Gabriel Albrecht auffallend,
da sie als Beleg zur Tilgung einer Schuld auf dem Bilde des unbe-
kannten I S oder LS keinen Zweck hat, im Gegentheile als unzeitiger
Spass mit.dem reich geputzten kalculirenden Manne erscheint. Einen
solchen Scherz könnte sich indessen ein Maler F mit seinem Wirthe
erlaubt haben, indem er die Bierschuld von 18 Gulden durch das
Bildniss desselben tilgt, und zugleich auf dem Gemälde selbst quittirt.
Uebrigens ist nicht anzunehmen, dass die dargestellte Person der allen-
fallsige Wirth Gabriel Albrecht sei, da die Marke des Ringes für eine
andere Person spricht. Wer nun der vornehme Herr I S oder LS sei,
und 0b das fragliche Zeichen einen Künstler bedeute, können wir
nicht entscheiden: Letzterer müsste mit der dargestellten Person in
einem sehr vertraulichen" Verhältnisse gestanden seyn, wenn er es
wagen konnte, einen solchen Schuldzettel aufzumalen. Im anderen
Falle hat der reich gekleidete Mann durch sein allenfalls von Holbein
gemaltes Bildniss dem unbekannten Gabriel Albrecht eine Schuld ab-
getragen. Der Buchstabe F findet aber keine Erklärung. Die sonder-
bare Aufschrift ist gleichzeitig, und contrastirt auf dem nicht sehr
reinen Papierstücke in sonderbarer Weise mitvdem nobel costümirten
Manne.
1851. Simon Pierro Fourniar, Formschneider, Schriftstecher und.
J; Buchdrucker, geb. zu Paris den 16. September 1712, gest. den
E 8. Oktober 1768. In Theorie und Praxis höchst erfahren, hinter-
liess er Schriften über den Ursprung der Formschneidekunst und des
Bücherdruckes, und namentlich auch über die von ihm erfundenen und
geschnittenen Typen. Diese Werke haben wir im Künstler-Lexicon IV.
S. 427 verzeichnet. Malpe I. p. 256 behauptet aber auch, dass die
von ihm geschnittenen Vignetten und Fleurons mit dem Buchstaben F.
bezeichnet seien. Schnitte dieser Art kommen wohl in seinen Werken
vor, und die Stöcke könnten auch in Cliches verbreitet werden seyn.
.Wir wissen nämlich von Vignetten, welche mit den obigen Buchstaben
versehen sind, sie kommen aber in späteren Druckwerken vor. Solche
sind in Le Chou-King, un des Livres sacräs des Chinois, par De Gttignes.