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1763.
Eine solche Vorstellung haben wir im Künstler-Lexicon IX. S. 26
N01 113 angezeigt, es handelt sich aber wahrscheinlich um das obige
Blatt, da. in dem von F. v. Bartsch beigefügten Facsimile des Zeichens
Buchstaben und Zahlen ebenfalls durch Punkte getrennt sind.
10) Der Evangelist Johannes auf Pathmos, wie ihm in Wolken
die hl. Jungfrau mit dem Kinde erscheint. Er kniet im weiten Mantel
im Vorgrunde einer Landschaft mit Bäumen und üppigen Kräutern,
und hält mit der Linken ein Buch. Neben ihm bemerkt man das
Schreibzeug und das Tiutenfass. Der Adler sitzt auf einem Felsblock
am Flusse, "und rechts zwischen grossblättrigen Baumen kommt ein
Löwe und ein Pferd hervor. Links im Mittelgrunde steht auf dem
Felsen eine hohe Burg, und daneben schwebt die heil. Jungfrau mit
dem Kinde. In der Ferne schreitet St. Christoph durch den Fluss.
Oben rechts von _der Madonnaist das dritte Zeichen. H. 5 Z. 7 L. Br. 4 Z.
Dieses Blatt beschreibt Bartsch im Appendix p. 48 nach Heinecke.
Frenzel l. c. No. 40 erklärt es als eine der vorzüglichsten Arbeiten
des.Meisters, ohne Zeichen würde man aber weder den Stich, -noch
die Composition ihm zuschreiben, sondern darin eher einen Meister
aus der- Schule des Sandro Botticelli und Baccio Baldini vermuthen.
Mit- den oben beschriebenen Blättern hat es keine Aehnlichkeit.
11) Die Marter des heil. Sebastian. Der Heilige ist in Mitte des
Blattes mit einem Arm an den Baum gebunden, und von Pfeilen durch-
bohrt. Rechts vorn zielt ein Bogenschütze nach ihm, und links spannt
in. einiger Entfernung ein zweiter den Bogen. Oben links bemerkt man
das vierte Zeichen, doch in der Art, dass das S rechts allein steht.
Dieses Blatt erwähnt Bartsch im Appendix p. 49, da er es nicht
gesehen hatte. Frenzel l. e. No. 41 zählt es zu den Hauptwerken des
Künstlers, und macht auf verschiedene Eigenthümlichkeiten aufmerksam.
Wir bemerken nur, dass es in der Zeichnung fast mit dem obigen
stimmt, und besonders erkennt man aus dem Blätterwerk des Baumes
die eine und dieselbe zeichnende Hand. Nur ist das Blatt mit St. Jo-
hannes auf Pathmos nicht so ausgearbeitet, bietet mehr weisse Flachen,
während hier Alles fein gestrichelt ist, besonders in den Schattenparthien.
Auffallend sind dagegen die starken Umrisse im Gewande des Heiligen,
auf welchem er steht. Es gibt auch noch einige andere Blätter mit
starken und sicheren Conturen, und feinen Schraftirnngen. Sie gelten
gewöhnlich für Arbeiten des Meisters ES. während ein uns befreun-
deter competenter Kenner derartige Arbeiten einem originellen Meister
aus der Schule unsers Künstlers zuschreiben will. Im Style des Blattes
mit St. Sebastian behandelt, sind die Blätter mit den ersten Menschen
im Paradiese, B. No. 1, der alterthümlichen Darstellung der Dreieinig-
keit, B. No._37 , und der Enthauptung der heil. Barbara, B. No. 81.
Diese seltenen Stiche konnten wir vergleichen, und es werden sich
wahrscheinlich auch noch andere analoge Vorstellungen finden. Hat
aber z. B. der Meister E S den Johannes auf Pathmos, den heil. Se-
bastian am Baume, Adam und Eva im Paradiese äc. zugleich auch
gezeichnet, dann sind die meisten der übrigen hier bßsßhrlebenen Blätter
der Composition nach nicht von ihm. Der Meiste!" E S ist so räthsel-
haft, und spottet der genauen Classification so_ sehr, dass man leicht
in die Ketzerei verfallen könnte, zwei in gleicher Weise zeichnende
Künstler anzunehmen. Um davon frei zu bleiben, haben wir keinen
anderen Ausweg, als zuzugeben, dass sich unser Meister auch fremder
Zeichnungen bedient habe, deren Reproduktion zuweilen eine andere
Behandlungfdes Stichels erforderte.