Volltext: CF - GI (Bd. 2)

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1763. 
weichen aber in der Behandlung von anderen Blättern mit dieser Jahr- 
zahl so sehr ab, dass man ohne Bezeichnung auf den Meister E S. 
nicht leicht verfallen dürfte. Der Stecher scheint Goldschmied gewesen 
zu seyn, und es möchte bedünken, dass er damit seine Erstlinge ge- 
liefert habe. Dagegen spricht aber die Madonna von Einsiedel, welche 
mit E 1466 bezeichnet ist. Dieses Blatt gehört zu den Meisterstücken 
des Künstlers, und wenn er dazu auch die Zeichnung geliefert hat, so 
liegen der Büste des Heilandes, und den analogen, mehr oder weniger 
kräftig, selbst etwas roh behandelten Blättern andere Vorlagen zu Grunde. 
Und es ist auch wahrscheinlich, dass er ältere Zeichnungen benützt 
habe, da namentlich Christus im ganz alten Typus aufgefasst ist. Die 
Benützung einer fremden Zeichnung darf gar nicht irre führen, da ja 
die Wahl des Gegenstandes dem Künstler eben so frei bleibt, als dem 
Besteller. Das Blatt mit dem segnenden Erlöser kennt Bartsch nicht, 
Frenzel beschreibt es aber No. 72. -Uns lag das Exemplar im k. Ca- 
binet zu München vor, welches auf jenes Papier gedruckt ist, in welchem 
zuweilen der Ochsenkopf als Wasserzeichen vorkommt. 
2) [B. No. 84] Die halbe Figur des Heilandes in V4 Ansicht etwas 
nach rechts. Er hält die Weltkugel in der Linken, und erhebt die 
andere zum Segen. Links nach oben! sanctus o , rechts: salffidoro Ganz 
oben steht die Jahrzahl 1467 zwischen den Buchstaben E S. Höhe 
5 Z. 6 L. Breite 4 Z. 5 L.  
Dieses Blatt stimmt in Vielem mit dem obigen und mit der be- 
tenden Madonna, und wenn Frenzel mit seiner Periodenmacherei Recht 
hätte, so müsste der Künstler zugleich Fort- und Rückschritte gemacht 
haben. F. v. Bartsch, die k. k. Kupferstichsammlung in Wien S. 103, 
sagt, die Initialen ES und die Jahrzahl 1467 seien mit einer Stampille 
gemacht. Das Zeichen gleicht ziemlich jenem unsers Facsimile in 
dritter Reihe, nur gibt Bartsch Alles in Doppellinien 
3) Das Antlitz des Heilandes auf dem Schweisstuche, welches von 
St. Petrus und St. Paulus gehalten wird. In den Säumen des weiten 
Mantels des links stehenden Heiligen sind Sterne als Stickerei ange- 
bracht, "und über den Figuren die Tiara mit den Schlüsseln beigefügt. 
In der Mitte unten steht das Zeichen der letzten Reihe mit der Jahr- 
zahl 1467. H. 5 Z. 6 L. Br. 4 Z. 
Dieses Blatt beurkundet im Vergleiche mit den genannten Stichen 
einen wesentlichen Fortschritt, sowohl in der Zeichnung, als in der 
grösseren Freiheit der kupferstecherischen Behandlung. Der Typus des 
Ohristuskopfes ist noch jener des Blattes No. 2, doch ist die Nase 
proportionirt, nicht so übermässig lang, wie in den erwähnten Bildern. 
Die Apostel in ihren schön geworfenen reichen Mänteln sind würdige, 
aber wider Gewohnheit nicht schlanke , sondern etwas gedrungene Ge- 
stalten mit ausdrucksvollen Köpfen. Rechts an der Basis des hl. Paulus 
steht ein Zeichen, welches einem verkehrten, altgeformten kleinen f 
gleicht. Dieses Zeichen deutet aber keinen Künstler an, es ist nur als 
willkührliches Steinmetzzeichen zu betrachten, wie man deren auch an 
den Seitenwänden der heil. Maria von Einsiedel bemerkt. In diesem 
Blatte ist die Manier der erwähnten betenden Madonna, und der Sal- 
vatorbilder veredelt, und wir gewinnen hierin weitere Anhaltspunkte 
zur Bestimmung der ächten Blätter des Meisters E S ohne Bezeichnung. 
Damit stimmt die Erscheinung des hl. Geistes_B. No..27 , die Folge 
der Apostel mit Christus B. No. 50-62, in geringerem Grade die An- 
betung der Könige B. No. 14, und wohl noch etliche andere Blätter, 
deren Einsicht uns nicht möglich war. In allen genannten Vorstellungen 
erkennen wir Originalarbeiten des Meisters, und 1hm gehört sicher auch
	        
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