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keine Spur zu finden ist, so dass der Zeichner unläugbar ein anderer
seyn muss. Und treten dann auch noch Verschiedenheiten in der Be-
handlung des Stichels hervor, so kann man ohne Scrupel auf eine
andere Hand schliessen, da das Zeichen nur in seltenem Falle einen
Anhaltspunkt gewährt. Belege zu der Behauptung, dass der MeisterES
sich auch fremder Zeichnungen bedient habe,-hä.tte Frenzel 1m Dresdner
Cabinet finden "können, so wie deren auch jenes in München nicht
entbehrt. Wer z. B. die hl. Maria von Einsiedel, welche wir unter
dem Buchstaben E beschrieben haben, mit den Aposteln B. N0. 318-49,
Adam und Eva unter dem Baume B. N0. 1, dass. g. Wappen Christi
B. N0. 88 u. s. w., vergleicht, wird sicher einen grossen Unterschied
finden. Die Apostel hat der Meister ES weder gezeichnet noch ge-
stochen, und wenn die mit Adam und Eva stimmenden Blätter ihm
der Zeichnung nach angehören , dann hat er mehr nach fremden, als
nach eigenen Zeichnungen gestochen.
Wir zählen hier nur die Blätter mit den Initialen ES auf, wie
N0. 1477 nur jene mit dem gothischen Buchstaben E beschrieben sind.
Gerade die bezeichneten Stiche sind'für diesen Meister massgebend,
da. daraus analoge Schlüsse auf andere demselben zugeschriebene Blätter
gezogen werden können. LeiderÄst die Seltenheit dieser alten und
merkwürdigen Kunstprodukte so gross, dass man nur in den reichsten
k. Sammlungen den Vergleich anstellen kann. Auf das Verzeichniss
des Direktor Frenzel in Dresden in Dr. Naumann's Archiv I. S. 22-49,
haben wir schon oben hingewiesen, so wie auf jenes von Bartsch P. gr.
VI. p. 1-52. Das neuesteWerk von J. DpPassavantz Le Peintre-
graveur. contenant l'histoire de la gravure sur bois. sur mätal et au
burin etc. I. Leipzig 1860. liegt uns noch nicht vor. Das Verzeiehniss
der Blätter des Meisters E S folgt im zweiten Bande dieses Werkes,
welches auf langjährigen ernsten Forschungen basirt. Die Initialen
der ersten Reihe unsers Facsimile sind dem Peintre-graveur von
A. Bartsch entnommen, aus dem Verzeichnisse dieses Schriftstellers
geht aber nicht hervor, auf welchen Blättern jene Buchstaben vor-
kommen. Man hat sie auch für DS genommen, wogegen die alten
Handschriften nicht durchgehends sprechen. Wir haben desswegen
diese Buchstaben No_. 1379 auch unter DS eingereiht, und machen
zum Vergleiche besonders auf No. 1380 aufmerksam, wo Blätter mit
ähnlichen Buchstaben beschrieben werden. Wir haben aber keines
derselben gesehen , und können daher für das genaue Facsimile nicht
stehen. Die Buchstaben der zweiten, dritten und vierten Reihe sind
auf Originalblättern durehgezeichnet, und sie wiederholen sich mit ge-
ringer Abweichung.
Auf folgenden Blättern kommen die Initialen des Namens vor.
Wir wissen nicht, ob Passavant andere dazu entdeckt hat.
i) Die halbe Figur, oder starke Büste des Heilandes in falten-
reichem Gewande mit der Weltkugel und segnond vorgestellt. Er ist
etwas nach links geneigtydie Haare fallen auf die Achsel herab, und
der Bart. ist gekräuselt. Der Kopf, mit einer unverhältnissmässig
langen Nase, ist ganz von vorn genommen, im Typus der byzantini-
sirenden Periode. Rechts und links der architektonischen Einfassung
ist in gothischen Nischen je ein spielender, auf eine Säule gestellter
Engel. Oben links und rechts vom Kopfe stehen die Buchstaben der
Zweiten Reihe ohne Jahrzahl. H. 5 Z. 8 L. Br. 4 Z. 2 L.
Dieses Blatt stimmt so ziemlich mit der betenden Maria in halber
F 181113 welche wir unter dem Initial E S. 558 N0. l aufgezählt haben.
Das Blatt mit der Madonna trägt die Jahrzahl 1467 ä beide Stiche
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