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1763.
der aus Menschen und Thieren gebildete Buchstabe y oder h des
Alphabets abgeschnitten und verkehrt gestellt, somit ein u oder v
bildend, in dem Werke des Petrus de Abano: De venenis. Milano
1472, f0l., ünde, und zwar als erster Buchstabe des Wortes umnn.
Daraus ist aber nicht zuschliessen, dass das figurirte Alphabet italie-
nische Arbeit sei.
"Diess ist indessen nicht das erste Werk dieser Art, welches wir
im.Stiche haben, indem das-figuriijte Alphabet eines Goldschmiedes
von 1.464 vorausgeht. Darüber ist im Kunstblatt 1822 S. 51, und in
Raumefs Taschenbuch, neue Folge II. S. 567 gehandelt. Es handelt
sich wohl nur um den Nachstich eines in Holz geschnittenen Figuren-
Alphabets, welches französisch-niederländischen Ursprungs seyn soll.
Vor nicht langer Zeit wurde ein Exemplar aufgefunden, welches jetzt
im brittischen Museum aufbewahrt wird. Jackson (and Chattü), Trea-
tise on Wood-engraving p. 131, gibt Proben in Holzschnitt.
Abgesehen von der burgundischen Fabel, welche Frenzel in seiner
Beschreibung der k. Kupferstich-Sammlung in Dresden S. 20 zum
Bessten gibt, können wir auch nicht begreifen, wie dieser Schriftsteller,
welcher Kupferstecher war, und als Direktor der erwähnten Sammlung
so viele Blätter vor sich hatte, die Idee fassen konnte, alle diese Stiche
der einen und derselben Hand zuzuschreiben, nämlich jener des
Meisters ES. Er nimmt in Naumanms Archiv für die zeichnenden
Künste I. S. 22 if. 200 Blätterfür ihn in Anspruch, und zeigt sich
sogar noch geneigt, mit Duchesne Paine ihm auch mehrere der im
zehnten Bande des Peintre-graveur beschriebenen anonymen Spiel-
karten zuzuschreiben, wenn nicht der Unterschied zu augenfällig wäre.
Uebrigens reservirt er diese Karten der Schule, oder noch genauer,
dem Atelier des Meisters, da es ihm unmöglich war, eine besondere
Periode desselben dafür zu erfinden. Um Alles diesem Künstler zu
sichern, sah nämlich Frenzel sich genöthigt, die verschiedenen Arbeiten
nach Perioden aufzufassen, um nicht in die Lage zu kommen, für
Schüler und Nachahmer ausscheiden zu müssen. Er nimmt zunächst
dreiZeitabschnitte an. Die erste Periode ist ihm die der etwas rauhen
Manier, die zweite jene der feineren und mehr vollendeten Behandlung,
und in derdritten vermuthet er eine mehr rückgängige Bewegung im
Charakter der ersten Manier. Mit dieser Periodenmacherei können
wir nicht einverstanden seyn, da Blätter vorkommen, nach deren Ma-
nier der Meister im Jahre 1466 auf der FrenzePschen Stufe der Voll-
kommenheit gestanden, und 1467 wieder davon herabgesunken wäre.
Es ist eine pure Unmöglichkeit, anzunehmen, dass diese Stylunterschiede
in Zeit von ein paar Jahren hervorgetreten seien. Man weiss nicht,
welche-Blätter der Künstler vor 1466 geliefert, und auf jene nach 1467
können wir nur aus derAnalogie schliessen. Die Behauptung FrenzePs
(Beschr. der Dresdner Sammlung), dass nur die nicht gewöhnlich zu
vergleichenden Nuanciruiigen und Verschiedenheiten der Blätter bei
einigen Sammlern die Meinung hervorgerufen hätten, dass unter den
vielen Arbeiten des" Meisters für andere gleichzeitige Stecher ausge-
schieden werden müsse, ist so wenig stichhaltig, als wenn er glauben
machen will, der Meister ES bleibe sich im Charakter der Zeichnung
immer gleich. Allerdings treten gewisse Eigenthümlichkeiten hervor,
aber nur in so fern Zeichnung und Stich von ihui selbst herrühren.
Er liebte schlanke Verhältnisse, und hielt selbst bei veränderten Phy-
siognomien an einem gewohnten Typus fest. In mehreren Köpfen fallen
die langen Nasen auf, doch nur bei den männlichen, während einige
weibliche Figuren reizend genannt werden können._ Dagegen kommen
auch Blätter vor, in welchen von diesen charakteristischen Merkmalen