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1763.
von meist kleinen Blättern aus der Schule des Meisters ES, fast alle
Manuscripten aus Oberdentschland, Tyrol und Oesterreich entnommen.
In den Niederlanden findet man deren wohl nur sehr selten. Auf der
Bibliothek in Lüttich ist eine ganze Reihe von Handschriften ausdem
Kloster S. Trudo , in denen viele und merkwürdige alte Kupferstiche
eingeklebt sind, aber kein einziges Blatt vom Meister E S, oder von
einem seiner Schüler. Graf Leo, de Laborde durchmusterte alle Hand-
schriften, des Burgundischen Archives, fand aber wahrscheinlich kein
Blatt unsers Künstlers, oder seiner Schule, obgleich er den MeisterES
unter den von 1378 1482 lebenden burgundischen Künstlern nennt.
Auf diesen Schriftsteller beruft sich Frenzel, ohne zu bedenken, dass
Mr. de Laborde in seinem Werke über die Herzoge von Burgund kein
Document für den Meister E S bringt.
Zur Zeit des J. F. Christ, welcher bekanntlich 1747 sein Buch
über Monogrammen-Kunde herausgab, nannte man den Meister Engel-
brecht, worunter der von G. v. Mander erwähnte Cornelis Engel-
brechtsen zu verstehen ist. Bartsch hielt diesen Namen ebenfalls
fest, macht aber aufmerksam, dass Engelbrechtsen 1468 geboren wurde.
Damit fällt die ganze Hypothese um so mehr, als Engelbrechtsen im
Liggere van St. Lucas Gulde zu Antwerpen erst unter dem Jahre 1492
als freier Mei-ster eingetragen ist. Er heisst da Cornelis de Hollandere,
worunter Engelbrechtsen zu verstehen ist. Das Geburtsjahr von 1468
bot jedoch vom Anfange an keinen Anhaltspunkt, und daher verfiel man auf
den Vater des Engelbrechtsen, da dieser Name „Sohn des Engelbrecht"
bedeutet. Allein Engelbrecht der Vater war Holzschnitzer, und ist
übrigens ganz unbekannt. Warum ich den Maler und Goldschmied
Erhardus aus München seinem dunklen Schicksale überlasse, ist
oben, und dann auch in Naumannls Archiv I. S. 189 gesagt. Damit
wird nun zwischen dem artistischen Nord- und Süd-Deutschland Einheit
hergestellt seyn; Dagegen halte ich den l. c. erwähnten E. Stern
so lange fest, bis seine Existenz durch evidente Beweise vernichtet
wird. Die Tradition von einem Kupferstecher E. Stern ist alt, und
reicht über Sandrart hinauf, konnte aber bisher nicht historisch be-
gründet werden. Die Sache wäre leicht abgemacht, wenn Merlo in
seinen Nachrichten über kölnische Künstler, und namentlich in seinem
Urkundenbuche hiezn, einen Künstler dieses Namens an das Tageslicht
gezogen hätte. Cöln soll ja die glückliche Stadt seyn, in welcher der
MeisterES zu leben würdig war, aber die undankbaren Schreinsbücher
wollen ihn nicht kennen. Uebrigens würde es uns sehr freuen, wenn
aus einer noch versteckten Urkunde der ehrwürdigen Stadt Cöln die
Existenz eines Kupferstechers E. Stern erwiesen werden könnte. Gegen
einen Künstler dieses Namens wäre aber Frenzel entschieden aufge-
treten, da er nicht zu seiner burgundischen Hypothese passt. Er
baute desswegen im Archiv für die zeichnenden Künste I. S. 19 vor,
indem er sagt, dass verschiedene Schriftsteller aus den nach Art der
brokatenen Stoffe verzierten Sänmen der Gewänder und. Kanten, in
welchen auch viele Ornamente mit Sternen vorkommen, die Veranlassung
finden wollten, den Buchstaben S auf Stern zu deuten.- Frenzel fügt
drei ? bei, und ist also in dieser Sache sehr ungläubig. Welche
Schriftsteller durch diese Sterne auf einen E. Stern verfielen , wissen
wir nicht; nur einer schloss aus einem Wappenäcllildßhen mit einem
Sterne, dass der Meister Stern heissen dürfte. E_1n solcher Schild ist
nach unserer Meinung nicht ohne Bedeutung, wlr legen darauf fast
eben so viel Gewicht, als auf die ziemlich. alte Tradition, dass im
15. Jahrhundert ein Goldschmied und Kupferstecher E. Stern gelebt
habe. Das Schildchen mit dem Stern ist oben m letzter Reihe mit