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1763.
begeisterte. In letzterer Zeit fertigte er eine Reihe von Zeichnungen
zur Faust-Tragödie, welche die J. G. Gottaüsche Verlagshandlung be-
wogen, eine illustrirte Prachtausgabe derselben zu veranstalten. Sie
erschien von 1852 an in Lieferungen unter dem Titel: Faust. Eine
Tragödie. Mit Zeichnungen von E. Seibertz. 2 Theile. Sluttyart 1858. fol.
Dieses Werk enthält grössere Stahlstiche von A. Schleich, und Holz-
schnitte, welche als Vignetten in den Text eingedrückt sind. Auf den
treftlichen Stahlstichen kommt das Zeichen des Künstlers vor, doch
nicht stereotyp in obiger Form. Es ist nach Umständen auch gerade
gestellt, grösser oder kleiner gehalten. Seibertz ist seit 1858 Ritter
des königlich bayerischen Verdienst-Ordensvom hl. Michael.
1763. Der Meister (ES von 1466 behauptet oben unter dem go-
thischen Buchstaben ü No. 1477 bereits eine
Eß G" q einleitende Stelle, wir müssen aber hier seine
l Spur wieder aufnehmen, da es sich noch um
die Lebensverhältnisse desselben handelt, und
auch Blätter mit den gegebenen Initialen vor-
kommen. f) Man nennt ihn Maler und Kupfer-
"Gtl i-o-"ÖVX ' stecher, und er ist in jeder Hinsicht ein ori-
gineller Zeichner, welchem die Palette sicher
l 9- 6 A e nicht tgemd war. Doch findeä sich kein einziges
. . Gemäl e, welches mit E. o er ES bezeichnet
Q a 9' 6 A 2 ist. Passavant macht aber im deutschen Kunst-
g ä blatte 1852 S. 139 auf ein kleines Madonnen-
bild in der Gallerie des k. Museums in Berlin No. 347 A. aufmerksam,
worin sich dieser Anonymus durch die Zeichnung und den Charakter
der Köpfe so entschieden in seiner Weise aussprechen soll, dass es
ausser allen Zweifel ist, das Bildchen könne nur von ihm seyn. Es
stellt die halbe Figur der Madonna im blauen Mantel auf braun ge-
tupftern Goldgrunde vor, wie sie das auf ihrem Schoosse sitzende Christ-
kind mit der Rechten unterstützt. Die Ausführung in der Behandlungs-
weise der Eyckkschen Schule ist sehr zart, die Färbung klar und kräftig,
die Carnation selbst blühend", und das Ganze eine Perle in dem an
kunsthistorisch seltenen Werken so reichen Berliner Museum. Der
verstorbene Direktor Schorn erwarb dieses Gemälde in München von
einem Privatmanne, welcher den Werth desselben vollkommen erkannt
hatte. Durch den Ort, wo sich das Bild befunden, findet Passavant seine
frühere Annahme, dass der Meister E S. ein Oberdeutscher gewesen, fast
zur Gewissheit erhoben, worin wir ihm vollkommen beistimmen, gesetzt
auch, dass norddeutsche Kunstfrennde den Künstler entschieden der
kölnischen oder niederdeutschen Schule zuweisen wollen. Im deutschen
Kunstblatte 1853 S. 76 haben wir dagegen der VermuthungEingang
zu verschaffen gesucht, dass der Meister ES. in München gelebt, oder
wenigstens längere Zeit sich daselbst aufgehaltenehabe; unsere Be-
mühung fand aber ausserhalb Süddeutschland wenigBeifall, indem man
glaubte, dass das im 15. Jahrhunderte und auch noch später an Andachts-
bildern jeder Art so reiche München von Cöln zu fern liege, letztere
Stadt dagegen den Niederlanden die Hand reichen könne. München
Es liegt nicht in unserem Plane, .den Artikel über irgend einen Künstler von
Bedeutung zu zerreissen, und den Zueammenhang zu stören; es kommen aber Fälle vor,
in welchen eine Trennung nothwendig erscheint. Wir konnten unter dem Buchstaben
E. N0. 1'477 nicht die obigen Initialen beifügen, und daher ist erst hiE-P die geeignete
Stelle, über die Blätter mit E S. zu handeln. Auch konnte die Einleitung dazu nicht
früher gegeben werden, wie aus dem Zusammenhange zu ersehen ist. Aus Versehen
ist unser E die Zahl der Blätter bei Bartsch auf 103 statt H3 angegeben.