Volltext: CF - GI (Bd. 2)

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1663. 
1663- Erasmus Loy, Formschneider in Regensburg, war um 1560 
E L E o L bis 1570 thätig. Er scheint zur Olasse der 
; o0 Modelschneider gehört zu haben, als welcher 
o EO l o er vom Rathe der Stadt auf Yerfertigung von 
„Kunst-Flattenpapier" patentlsirt war. Er nennt 
sich nämlich in einer Eingabe an den Magistrat selbst: Fertiger von 
Kunst- und Flattenpapier, Niemand gab aber bisher eine nähere An- 
zeige über die derartigen Produkte des Meisters. In letzter Zeit kamen 
uns Blätter zu Gesicht, welche von bedeutend hoch geschnittenen Holz- 
platten gezogen sind, da wie bei den mit dem Reiber gedruckten alten 
Holzschnitten die Formen durchschlagen, so dass man auf der Rück- 
seite dieselben erhaben gepresst sieht. Auf einem dieser Blätter ist 
von gleichzeitiger Hand, oder von Loy selbst geschrieben: Erasmus 
Loyen Probacion auf dwji Eingeboüe priffylegung. Der Künstler suchte 
nämlich um ein kaiserliches Privilegium nach, welches er auch erhielt, 
da auf allen uns vorliegenden Blättern durch einen Holzstempel auf- 
gedruckt zu lesen ist: Mit K0; Kay: und Khu: Muy: etc. Freyhait: 
Nit Narhzudmtcken. Diese Holzschnitte sind sehr interessant, da sie 
den Künstler von einer vortheilhaften Seite kennen lehren. Sie stellen 
verschiedene Gebäude alten Styles vor, alle mit Rundbogen, Säulen und 
Pfeilern, an die sogenannte toskanische Ordnung der späteren klassischen 
Schule Italiens erinnernd. Es lagen uns sieben Blätter mit Gebäuden 
vor, darunter zwei in gr. fol. Die anderen sind in kl. fol. gedruckt. 
Die architektonischen Formen sind sehr gut gezeichnet, und beurkunden 
auch einen in der Perspektive crfahrnen Künstler. Sie gehören un- 
streitig zu den ersten Versuchen im Farbendrucke. Die Lichtseiten 
gibt das weisse Papier, und weiter sind die Gebäude mit ziegelrother 
und schwarzer Farbe "üherdruckt. Der gewürfelte Boden ist ebenfalls 
theils weiss und roth," theils schwarz und roth bedruckt. Durch diese 
Methode lösen sich die Gebäude vom weissen Papiergrnnde sehr gut 
ab. Ein anderes Blatt des E. Loy kommt offenbar von einer Platte, 
welche zum Tapetendruck bestimmt war.. Es enthält vier lange Reihen 
von Schweifwerk im Renaissance-Styl mit Köpfen , Figuren, Thieren 
und Laubwerk. Der Grund ist roth gedruckt, die Verzierungen braun- 
gelb und die Lichter sind weiss in Papierfarbe. Dass es sich um Ta- 
peten handle, beweiset auch ein weiteres Blatt in qu. fol. Es enthält 
zwei Bordüren, welche auseinander geschnitten wurden. Diese 5 Z.5 L. 
hohen Borduren zeigen grotteske, in Laubwerk ausgehende Figuren, 
wie sie mit einer Hand das Blattwerk erfassen, mit der anderen ein 
Medaillon stützen. In diesen Medaillons sind antike Kaiserbüsten, und 
auch weibliche Brustbilder dargestellt. Die Borduren haben überhaupt 
einen antiken Charakter, und sind auf ähnliche Weise farbig gedruckt, 
wie das Tapetenstück. Einige dieser Holzschnitte tragen die oben ge- 
gebenen Initialen, theils farbig auf weissem, theils weiss auf farbigem 
Grunde. Von einer Supplik des Künstlers an den Rath von Regens- 
burg, Kunst- und Flattenpapier in den Handel bringen zu dürfen, 
spricht auch Heller in der Geschichte der Holzschneidekunst S. 126, 
er wusste aber nicht, welche Gattung von Papier darunter Zu verstehen 
sei. Heller behauptet nur, dass E. Loy in Helldunkcl gearbeitet habe, 
es scheint ihm aber kein Blatt desselben zu Gesicht gekommen zu seyn. 
Von Clair-obscurs in der Weise eines Hugo da Oarpi, Andrea Andreani 
u. s. w. ist keine Rede. Loy geht im Farbendrucke allen anderen 
bekannten Künstlern dieser Categorie voran. Er war nach unserer 
Ansicht ein kaiserlich privilegirter Tapeten-Fabrikant, und die Blätter, 
welche uns vorlagen, scheinen die Proben gewesen zu seyn, die er 
dem Rathe der Stadt vor-legte, um ihm Kenntmss von seinem k. k. 
Privilegium zu geben.
	        
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