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1622.
verschiedenen Arbeiten für Kirchen und Hauskapellen, gewöhnlich in
gothischem Style. Entres pliegt seit Jahren die Holzsculptur mit
Vorliebe, und daher ist die Anzahl seiner Altäre und Altärchen,
seiner Statuen der Madonna, des Erlösers, verschiedener Heiligen u. s. w.
sehr gross. Darunter sind viele Bildwerke, welche mit den schönsten
und seelenvcllsten Erzeugnissen der älteren christlichen Kunst ver-r
glichen werden können, sei es, dass sie in sinnig gewähltem Farben-
schmucke, oder in natürlicher Farbe des Holzes erscheinen. Auf ver-
schiedenen Werken dieses Künstlers aus Marmor, Metall und Holz ist
das gegebene Monogramm in die Tiefe gravirt. Es kommt aber auch
auf Zeichnungen vor, fast immer in gleicher Form. Wir entnahmen
das Zeichen dem Blatte im Album des Königs Ludwig von Bayern,
welches eine Scene aus dem Nibelungenlied vorstellt: Wie die chunige
slnfen "giengen.
1622. John Evelyn Esq., Zeichner und Radirer, geb. zu Wotton
in Surrey den 31. Oktober 1620, gestorben den 27. Februar 1706.
ß Einer der grössten Geister seiner Zeit, widmete er sich in seinen
Jugendjahren fast ausschliesslich den zeichnenden Künsten, und
kam auf den zu diesem Zwecke unternommenen Reisen mit Künstlern
verschiedener Länder in Berührung. Während eines längeren Aufent-
haltes in Paris stach er unter Leitung NanteuiPs mehrere Blätter,
welche jetzt zu den Seltenheiten gehören. In England kam er mit
W. Hollar in Berührung, welcher mit J. Evelyn die Landschaft Surrey
durchwanderte, und viele Prospekte zeichnete, um sie in Kupfer zu
stechen. Später schenkte ihm König Carl II. Aufmerksamkeit, und da-
durch wurde er auch mit den angesehensten Personen des Hofes bekannt.
Unter diesen ist Prinz Rupert von der Pfalz, welcher ihm das Geheim-
niss der Schabkunst anvertraute. Evelyn spricht sich darüber in fol-
gendem seltenen Werke aus: Sculptura or the history und art of chalco-
graphy, und engraning in copper; to wich irannemedanew manner
of engraving or Mezzotinto communicated by His Highneis Prince Rupert
etc. London 1662, 8. Evelyn zeichnete das Titelblatt, und A. Hertocks
hat es gestochen. Man liest aber darauf nur: J. E. inv. A. H. scu.
Ausserdem ist p. 121 ein anderer unbedeutender Kupferstich beigefügt,
und p. 144-145 folgt ein Original-Schabblatt des Prinzen Rupert, der
Kopf. des Henkers aus dem Gemälde der Enthauptung des Johannes
von Spagnoletto. Dieses Blatt fehlt gewöhnlich, da es die Sammler
ihren Mappen einverleibten. Wir haben auf dieses Werk im Künstler-
Lexicon IV. S. 466 aufmerksam gemacht, irriger Weise aber 144 Kupfer-
stiche angegeben. Die zweite Ausgabe hat den Titel: Sculptura; or
the Hislßry und Art of Chalcography etc. London M. D. CC.LXIX., 8.
In diesem Buche ist das Blatt des Prinzen Rupert durch eine Copie
von Houston ersetzt, und das Werthvollste ist daher nur die Biographie
des Künstlers. Merkwürdig sind auch die lange nach seinem Tode ge-
druckten Tagebücher: Memoirs of John Evelyn comprising his diary
from 1641 to 1705. London 1822. 4.; 1027, 8.
Hier handelt es sich zunächst um das von R. Nanteuil gestochene
Bilduiss des J. Evelyn. Er ist in Oval vorgestellt, und am Vorhange
steht: Meliora retinete. Dieses Blatt ist mit obigem Zeichen versehen.
In dem Verzeichnisse der Blätter NanteuiPs von Florent le Comte ist
dieses Bildniss betitelt: Le petit milord anglais, oder Le porzrait grau,
was Evelyn in seinem Handexemplare "Impcrlinent mistake" nennt. In
der späteren Ausgabe der Sculptura ist eine radirte Copie. Unter
J. E. kommen wir auf diesen Meister zurück.