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Im Jahre 1839 trat Hasse als selbstständiger Künstler auf, zuerst mit
landschaftlichen Zeichnungen, in welchen er Figuren und Thiere an-
brachte. Diese Zeichnungen, deren er auch in Farben ausführte, sind
von grosser Schönheit, und stehen über seinen Oelmalereien. welche
überhaupt nur in geringer Anzahl vorhanden sind. Von 1842 1843
unternahm Hasse eine grössere Reise nach Podolien bis nach "Odessa,
und fertigte bei dieser Gelegenheit viele Zeichnungen , welche ihn als
Landschafter von der vortheilhaftestcn Seite bekannt machten. Besonders
schön sind seine Aquarellen , welche als mannigfaltige Reisebilder zu
betrachten sind. Der Künstler unternahm im Winter 1852 auch eine
Reise nach Spanien, kehrte aber im Frühjahr 1853 wieder nach Deustch-
land zurück, da das dortige Clima seiner Gesundheit nachtheilig ivar.
Seit dieser Zeit lebt der Künstler in Dresden, gegenwärtig sehr leidend
und abgeschieden.
Bisher haben wir nur auf seine landschaftlichen Zeichnungen, und
dann auf seine Aquarellen mit Thieren und architektonischen Ansichten
aufmerksam gemacht. Hasse steht aber vornehmlich als Geflügelzeichner
unerreicht da, wesshalb er mit vollem Rechte den Namen eines Raphaels
des Geiiügels verdient. Er hat die reizendsten Zeichnungen und Aqua-
rellen in diesem Genre gemacht. Sie gingen in verschiedenen Besitz
über, und bilden Glanzpunkte ihrer Art. Eine reiche Sammlung von
Studien, Skizzen , ausgeführten Zeichnungen und Aquarellen, welche
alle Perioden seines künstlerischen Schaffens umfasst, besitzt Herr
Aloys Apell in Dresden, der Landsmann und Freund dieses treffiichen
Künstlers. An diese Werke schliessen sich zunächst die Originallitho-
graphien desselben, welche meist in Ansichten der sächsischen Schweiz
bestehen. Acht andere lithographirte und colorirte Blätter, zu welchen
Th. von 0er und R. Reinick die Zeichnungen lieferten, sind in fol-
gender Schrift: Die Wurzelprinzessin. Einßindermärclzen von R. Reinick.
Leipzig 1848, 4. Eine grosse lithographirte Landschaft ist unter dem
Titel des Erntesegens bekannt: Aller Augen waren auf dich etc., gr. qu. fol.
Das Monogramm des Künstlers , aber noch öfter der Name des-
selben, kommt auf trefflichen Holzschnitten nach seinen Zeichnungen
vor. Man findet deren im Jugendkalender, in Wagnefs Buch der Natur,
und in Werken des Holzschnitt-Verlages des Malers und Formschneidcrs
Hugo Bürkner, an welchen auch letzterer Theil hat. Vorher nennen
wir noch G. KeiPs Neue Märchen für meine Enkel. Leipzig. G. Wiguml
1849 , 8 , und Heimische Vögel. Zu-m Nuchzeichnewi und Ausmalen.
50 Holzschnitte nach E. Hasse von H. Bürkner. Leipzig, G. Wigand
(1856), gr. 4. Als Bürknefsche Verlagsartikel betrachten wir zwei
meisterhaften Holzschnitte :
Landschaft mit reicher Staifage. Dresdner Kunstvereinsblatt 1852.
E. Hasse del. H. Bürckner so. in ligm, qu. fol.
Bauernhof am Abend. E. Hasse del. H. Bürckner so. 1052, qu. fol.
Im Jahre 1855 erschien im Commissions-Verlage der E. Arnold-
sehen Kunsthandlung zu Dresden ein Heft mit vier Holzschnitten nach
Hasse's herrlichen Zeichnungen unter dem Titel: Zahmes Geflügel, gr.
fol. Auf diesen Blättern kommen die Namen des Zeichners, und der
Formschneider Schwertführer, Noack und Reusche vor.
Im Jahre 1859 radirte E. Hasse für Herrn A. Apell, dessen Güte
wir die-Notizen über diesen, und viele andere Künstler verdanken,
eine klÄine Platte, welche einen Hahn und drei Hühner in einer Land-
schaft mit Gesträuchen und grossen Pflanzen vorstellt. Dieses zarte
und meisterhafte Blättchen ist unten gegen rechts, wo die Henne sitzt,