1528.
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cornus. aus der Liste der Cölnischen Buchdrucker zu streichen. Roth-
Scholtz behauptet, Gervicornns habe um 1527 in Marburg gedruckt,
nennt aber kein Buch von diesem Jahre, sondern spricht nur im All-
gemeinen von der Adresse: Marpurgi ex cfficina Eucharii Cervicomi
Agrippi-natis. Die Jahrzahl des Werkes gibt er ungeschickter Weise
nicht an, und da auch Panzer keinen Marburger Druck von 1527
kennt, so könnte wohl ein Irrthnmobwalten. Der genannte Schrift-
steller erwähnt in den Annales typogr. VII. nur drei
solche Druckwerke von_ 1536, und darunter" N0. 17: Anatomia Capitis
humani per Jaannem Dryandrum. Marpurgi ex offictna Eucharii Cer-
vicomi Agrippinqtis Anno 1536 mense Septembria- Dieselbe Adresse
steht auch auf einer kleinen Druckschrift in 4, unter dem Titel: Psalmi
ca: hcbraica vcritizte in latinam conversi, per JoamtemDraconitum etc.
Das gut gezeichnete und geschnittene Symbol auf dem Titel stellt einen
Dornstrauch vor, aus dessen Mitte eine Lilie hervorragt, welche drei
Blumen treibt. Auf der verschlungenen Bandrolle steht: SICVT LILIVM
INTER SPINAS. Dieses Symbol gibt Roth-Scholtz III. Tab. XX. als
jenes des Cervicornus , und er vermuthet in der Pflanze ein Hirsch-
kraut, auswelchern drei Blumen wachsen.
Druckwerke aus Marburg von 1527-1535 fehlen bei Panzer, Cölner
Drucke gibt er aber im sechsten Bande der Annalen mehrere an. Die
gegebenen Zeichen findet man nur auf Produkten der Offizin in Cöln.
Die Marburger Drucke haben demnach das Symbol der Lilie unter
Dornen, und als drittes Druckerzeichen des E. Cervicornus nennt Merlo
einen Merkurstab mit zwei Hörnern von zwei gekrönten Schlangen
umwunden. Dieser Caduceus deutet wohl auf den Buchhandel, welchen
Cervicornus neben der Druckerei betrieb.
Es fragt sich nur noch, ob dieser thätige Mann auch in Holz ge-
schnitten habe. Wir möchten es verneinen, da seine Zeit zu sehr in
Anspruch genommen war, indem ihn Hartzheim sogar zu den Schrift-
stellern zählt. Man müsste ihm zunächst sein Symbol zuschreiben,
und dann auch die Holzschnittverzierungen in seinen Druckwerken.
Wir lassen es mit Merlo unentschieden, obgleich die kunsteriahrnen
Typographen "aus jener Zeit nicht selten sind. Die Lilie, und der ge-
harnischte Ritter mit dem HessischenWappenschild in Marburger
Drucken sind wohl sicher von Anton Woensam von Worms.
Merlo verzeichnet mehrere Holzschnittverzierungen, welche zu ver-
schiedenen Druckwerken angewendet wurden. Die Titelverzierung mit
dem ersten Zeichen ohne Schild besteht aus 4 Leisten, welche rechts
und links phantastisch gebildete Säulen enthalten. Unter der links ein-
geschnittenen weiblichen Figur steht AGRIPPINA, und rechts unter
jener des bewaffneten Helden M. AGRIPPA. Zwischen den zwei Wun-
dergestalten der unteren Leiste bemerkt man das Zeichen. Diese Bor-
dure kommt dreimal vor in: Biblia juxta divi Hieronymi Stridonensis
translationem. Coloniac, ex officina Eucharii Ceruicorni Anno 1530, fol.
Der Titel ist ohne Einfassung; zuerst ist die Verzierung bei der Vor-
rede gebraucht. In Broikwy a Königsteinls Emzrrationes in quatuor
Evangelia. Coloniae, P. Quentcl 153.9 fol., kommt sie auf dem Dedi-
cationsblatte vor. Die vier Leisten, welche zu verschiedenen Quart-
bänden benutzt wurden," weichen in der Zeichnung ab. "Merlo beschreibt
Vier solche Titelverzierungell, wovon nur eine aus dem ganzen Stecke
gearbeitet ist. Sie stellt oben den Heiland mit der Weltkugel zwischen
Johannes und Matthäus, zu beiden Seiten die "Kirchenvater, und unten
fliß H. H. Marcus, Lucas, "Petrus und Paulus vor. Diese Einfassung
1st älter, als jene in Folio. Sie kommt im Novum Testamenlum von
1522 vor. Auf den kleineren Leisten findet man das zweite Zeichen