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Zeichner nicht ganz auszuschliessen. Von ihm ist sicher die Zeich-
nung zu jenem Holzschnitte von Nicolo Boldrini, welcher den Prediger
Johannes in der Mitte einer grossen Landschaft sitzend vorstellt._ Links
unten steht: Nich." B. V. T., und rechts I) C. Unter letzteren Initialen
ist Domcnico Campagnola angedeutet, und die andern Buchstaben sind
Nicholo Boldrini Vicemi-no Taglio zu lesen. Boldrini trat gegen 1530
als Künstler auf, zu einer Zeit, in welcher der Knpferstechei- D. Cam-
pagnola höchst wahrscheinlich nicht mehr gelebt hat, und so kann
man unter I) C nur den jüngeren D. Campagnola vermuthen. Als
Zeichner im historischen Style gibt er sich auf drei Kupferstichen des
Meisters fr. u fa. . d. h. Francesco Valegio oder Valesio, kund. In
diesen Blättern ist die Parabel vom armen Lazarus und dem reichen
Prasser behandelt. Das erste stellt den Armen vor, wie er nach
Lucas XVI. an der Schwelle des Reichen um die Ueberreste bettelt,
welche den Hunden vorgeworfen werden. Im Rande steht: ErumnosCP)
hic Lazamn iucens ad ianuam divitis micas etiam canibus obiectas de
mensa Epulonis petit. Das zweite Blatt schildert den Tod des von
seinen Angehörigen umgebenen Schwelgers, dessen Seele der in der
Luft schwebende Dämon in eine Rauchwolke hüllt. Die dritte Vor-
stellung führt den Prasser in der Hölle vor, in welcher die Dämonen
aller Art eine Bekanntschaft mit Dante's Inferno verrathen. Auf einem
Blatte in der Mitte steht die Bezeichnung: D. C. IN., worunter nur der
jüngere Domenico Carnpagnoln. verstanden werden kann, wenn, wie an-
genommen wird, ein Künstler dieses Namens die Zeichnung zu den
Stichen geliefert hat. Ueberdiess hat jedes Blatt das Zeichen des oben
erwähnten Kupferstechers F. Valegio, und die Adresse des Luca Ber-
telli, welrihe beide um 1580 thätig waren. Höhe 9 Z. 4 L. Breite
13 Z. 10
Bartsch P. gr. XIII. p. 377 beschreibt neun Kupferstiche, welche
theils mit dem vollen, theils mit dem abgekürzten Namen des Dom.
Campagnola bezeichnet sind, so dass wir unter DO. CAMP. auf ihn
zurückkommen. Sieben dieser Blätter tragen die Jahrzahl 1517.
Zanetti, Cabinet Cicognara p. 173, bemerkt auch, dass drei oder vier
andere, von Bartsch nicht erwähnte Blätter, mit den Initialen D. C.
bezeichnet seien. Wir haben oben ebenfalls auf solche Produkte auf-
merksam gemacht, können aber nicht glauben, dass dieselben von dem
alten Domenico Gampagnola herrühren. Auch das von Bartsch No. 10
beschriebene Blatt mit der Reiterschlacht im Walde ist zweifelhaft,
obgleich es mit dem Namen des Künstlers und der Jahrzahl 1517
bezeichnet istf Dieselbe Vorstellung hat auch H. Hopfer gestochen,
und die Oomposition stimmt auch eher für einen deutschen, als für
einen italienischen Meister aus der Schule des Gian Bellini. Dennoch
bezahlte Mr. Willett 1824 bei der Auktion Sykes 5 5 10 Sh. dafür.
Das Blatt der Madonna mit dem Kinde und mehreren Heiligen, B. N0. 5,
wurde aber auf 6 16 getrieben. Andere der von Bartsch beschriebenen
Blätter gingen zu 3 u. 4 .6 weg. Seit dieser Zeit sind aber die Preise
noch gestiegen.
Den von Bartsch beschriebenen Kupferstichen finden wir bei
Malaspina, Zanetti, Zani, Malpe, Ottley Szc. folgende beigefügt.
1) Die Anbetung der Hirten. lllaria kniet links in Anbetung des
göttlichen Kindes. Ohne Namen und Zeichen, aber im Cataloge des
Marchese Malaspina di Sannazaro II. p. 47 dem D. Campagnola zuge-
schrieben. Oval. H. 5 Z. 10 L. Br. 4 Z. 8 L.
2) Die Anbetung der Könige. Maria sitzend mit dem Kinde auf
dem Schoosse. Ohne Namen und Zeichen, in einem Ovale von der
Grösse des obigen Blattes. Malaspina 1. c. p. 47.