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des Dr. Marco Mantoa zu Padua Wassermalereien und Federzeich-
nungen sah. Diess is't jener Meister, dessen wir im _ersten'Bande
No. 2228 unter der Abbreviatur CAM. 1559 erwähnt haben. Von
dem jüngeren Domenico Campagnola sind landschaftliche Zeichnungen
im Charakter Tiziaifs durch Facsimiles bekannt, nämlich in der Folge
von 30 Blättern nach Zeichnungen von Tizian, A. Carracci, Grimaldi,
Guercino n. A., ehedem in Jabach's Besitz, jetzt im französischen
Museum. Sie sind von-Ch. Masse (Mace), J. B. Corneille, M. Cor-
neille u. s. w. radirt, und im Peintre- graveur franeais par Robert-
Dumesnil beschrieben. Der jüngere Meister dieses Namens ist-auch
jener D. Campagnola, welcher sich auf einer von G. Porro, dem Form-
Schneider, radirten Landschaft mit Figuren bei anfgehender Sonnerals
Erfinder nennt , qu. fol. Dom. Campagnola jun. radirte höchst wahr-
scheinlich auch die mit 1). C. bezeichnete Gebirgslandschaft mit einem
Dorfe , welche Marchese Malaspina di Sannazaro in seinem Catalogo
di una raccolta di Stampe II. p. 48 dem alten Kupferstecher dieses
Namens zuschreibt. H. 9 Z. 4 L. Br. 14 Z. 5 L. Solche Blätter
haben vielleicht zu der irrigen Behauptung verleitet, dass Domenico
Campagnola, der alte Kupfcrstecher, die Eau -f0rte zuerst angewandt
habe. Für ihn lässt sich aber kein radirtes Blatt nachweisen. Ein
zweiter Irrthuin ging aus der Verwechslung desselben mit dem Form-
schneider Domenico dalle Greche hervor. Letzterer ist sicher jener
Domenico Veneziano, welchen MorellPs Anonymus zu den Schülern
des Julius Campagnola zählt. Domenico dalle Greche kann aber nur
kurze Zeit unter Leitung dieses Meisters gestanden haben, da seine
meisterhaften Holzschnitte Compositionen von Tizian vervielfältigen.
Er ist höchst wahrscheinlich jener Meister D, dessen wir oben N0. 877
erwähnt haben. Man erklärte bisher diesen Buchstaben auf Domenico
Campagnola, die Tizian'sche Zeichnung lässt aber den Domenico dalle
Greche vennuthen. Es kann auch nur letzterer gemeint seyn, wenn
Malpe behauptet, dass Dom. Campagnola 1550 in Venedig gestorben
sei. Heinecke verfiel in denselben Irrthum, welchen dann seine Nach-
beter fortgepflanzt hatten. Das Todesjahr des älteren Domenico Cam-
pagnola ist unbekannt. Er starb jedenfalls lange vor 1550. Wenn
Zanetti l. c. p. 171 sagt, dass er im Kloster des hl. Anton zu Padua
begraben liege, hat er wahrscheinlich den von ihm nicht vermutheten
jüngeren D. Campagnola im Sinne. Wir wissen indessen nicht, 0b
eine Grahschrift vorhanden ist. Nach Zanetti ruht der Künstler in
der Gruft des Julius Campagnola im ersten Hofe des Klosters. Dass
Zanetti nur den jüngeren D. Campagnola, den Schüler Tizianls, im
Sinne gehabt habe, beweist eine Citation "einer Stelle aus den 1610 zu
Venedig gedruckten Gedichten des Malers Gio. Bat. Maganza, welcher
1589 im 80. Jahre starb. Dieser Künstler dichtete in der Paduanischen
Volkssprache unter dem Namen des Bauers Magagnö. Er vergleicht
seinen Freund und Mitschüler Dom. Campagnola bei Tizian mit Man-
tegna und Sperone Speroni, diess im Angesichte seiner Werke in Padua,
welche er zu den bessten Leistungen der Kunst zählt, sicher jene Ge-
mälde, deren auch Brandolese erwähnt, und daruntepsolche von 1581.
Wenn ihn aber der Dichter mit Mantcgna und Sperone auf gleiche
Stufe stellt, so müssen" wir es nur als ein zufälliges Lob hinnehmen,
welches er dem Freunde zollte. Ein Nachahmer Tizian's kann nicht
mit Mantegna verglichen werden.
Für den Kupferstecher und Formschneider Domenico Campagnola
finden wir kein altes Zeugniss, wenn er nicht jener Domenico Vene-
ziano ist, von welchem der anonyme Reisende im Hause des Ludovico
Cornaro zu Venedig Gemälde sah, nämlich einige Köpfe an einem