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Meister auszeichneten. In seinen Blättern ist die Zeichnung oft un-
bestimmt, und die Schraffirungen sind verwirrt, indem der Künstler
sie nach verschiedenen Richtungen führte. Wenn Bartsch darin nicht
Piccinils Hand erkennt, so ist aber auch Possentrs Antheil nicht zu
erweisen. Dieser Künstler wurde 1618 zu Bologna geboren, zu einer
Zeit, in welcher der Urheber der Blätter sicher nicht mehr am Leben
war. Possenti zeichnete sich als Schlachtenmaler aus, und malte
ausserdem nur etliche historische Bilder, da er in der Blüthe des
Lebens starb. Peruzzini dürfte nicht viel" älter seyn, als dieser Meister.
Man hält ihn muthmasslich für den Bruder des Malers und Radirers
Domenico Peruzzini, dessen Auftreten erst gegen 1640 documentirt ist.
Giovanni Peruzzini gehört zu den Nachahmern des Guido Reni und
des Cantarini Pesarese. Er malte für Kirchen und Paläste, und an
vielen Orten, so dass er ein unstätes Leben führte. Die radirten
Blätter mit dem obigen Zeichen verrathen aber weder einen Nach-
ahmer des Guido, noch des Pesarese, in dessen Weise Dom.Peruzzini
radirt hat. Es bleibt jetzt nur noch Georg Pecham übrig, welcher
der CarraccPschen Schule fremd ist, sowie denn auch die fraglichen
Blätter von keinem Meister derselben gefertiget sind. Wir stimmen
vor allen für G. Pecham, welcher in München thätig war, undodaselbst
1593 zünftig wurde. Er bezeichnete einige Gemälde mit GP. u. GPP.
Auch auf radirten Blättern stehen die Initialen G; P, und diese stim-
men am meisten mit den unten beschriebenen Radirungen, wenigstens
No. 3, 6 u. 7. Das Monogramm scheint zwar aus den Buchstaben CP
zu bestehen, es ist aber eben so wohl GP zu lesen, in vollständiger
Deutung: Georg Pecham Pictor. Dieser Künstler malte religiöse und
mythologische Darstellungen. Bart. Reiter soll nach ihm 1610 den
Neptun mit dem Dreizack auf einem Seepferde radirt haben, der
Künstler heisst aber auf diesem Blatte G. Beham, so dass der Maler
Georg Beham, der Schüler des Christoph Schwarz, darunter zu ver-
stehen wäre. Er selbst nannte sich gewöhnlich Peham oder Pechain.
Im Jahre 1610 war er aber nicht mehr am Leben. Man lässt ihn
1604 als churfürstlichen Hofmaler sterben. Seine sicheren, früher
ebenfalls fälschlich dem Piccini zugeschriebenen Blätter sind mit den
Jahrzahlen 1598 und 1594 versehen. Seinen Namen trägt die Ver-
mählung der hl. Oatharina von 1604. Ein späteres Datum findet man
auf keinem Blatte. Bartsch beschreibt folgende Radirungen.
i) Christus am Kreuze zwischen den beiden Mördern. Er neigt
das Haupt auf die Brust, so dass man das Gesicht nicht sieht. Vom
rechten Schächer sieht man ebenfalls nur die Schenkel und die rechte
Hand. Ohne Zeichen. H. 5 Z. 8 L. Br. 4 Z. 5 L.
2) St. Michael im Kampfe mit dem Dämon. Er schlägt ihn mit
dem Schwerte zu Boden, der Unhold stemmt sich aber mit dem linken
Arme an einen Felsen, um dem Engel Widerstand zu leisten. Unten
schlagen Flammen und Rauch über die Felsen empor. Ohne Zeichen.
H.7Z.6L. Br.6Z.
Die Nadel weicht in diesem und dem obigen Blatte von jener des
folgenden ab, so dass man einen andern Meister vermuthen möchte.
Ein entscheidendes Wort kann aber noch nicht gesprochen werden.
3) Herkules und Antheus. Ersterer, vom Rücken gesehen, um-
klammert den Riesen mit den Armen, und hebt ihn empor. Links
liegt ein anderer Riese auf dem Boden. Links unten ist das Zeichen.
Diess ist wahrscheinlich JBIIGS Blatt, welches Strutt dem Georg
Peham zuschreibt, als mit GP bezeichnet. Auch R. Weigel, Kunst-
katalog N0. 13,789 stimmt für Peham.