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mit malerischem Gefühle geführt. Nur an einigen Stellen sind Schatten-
massen eingeschnitten, in der Art, wie man sie allenfalls mit der Kohle
in die Zeichnung bringt. Man bemerkt durchaus eine Künstlerhand,
welche durch einfache Linien, und wenige geistreiche Drucker das
Bild in einem Gusse hinwirft. Wir möchten in diesem Blatte einen
eigenhandigen Formschnitt des L. Cambiasi erkennen. Unten steht
das erste Zeichen hoch geschnitten. H. 9 Z. 5 L. Br. 10 Z. 10 L.
Holzschnitte dieser Art hatte der Künstler selbst in Bister lavirt,
so dass sie Originalzeichnungen gleichen. Die schwarzen Abdrücke
kommen aber öfter vor, und er behandelte daher nur eine gewisse
Anzahl nach Art der Helldunkel. In schwarzen und in lavirten
Exemplaren findet man auch ein Blatt, welches in reicher Composition
die Bekehrung des Saulus vorstellt. Dieser Holzschnitt ist einfach
und skizzenhaft behandelt, sehr gut im Charakter der Original-Feder-
zeichnung gegeben. Unten links ist das zweite Zeichen, nach rechts
stehen die Buchstaben GG. N. FE., und P. S. F. (Pietro Stefanoni Formis),
gr. fol. Auf diesem Blatte deutete der Formschneider durch die Buch-
staben GG. N. seinen Namen an. Cambiasi zeichnete ihm daher das
Bild mit der Feder auf die Heizplatte, und es mag seyn, dass er das
Messer nicht angelegt habe. In dem Blatte mit dem Tode des Adonis
ist aber eine Kohlenzeichnung nachgeahmt, deren Reproducirung eine
malerische Hand erforderte.
Es finden sich auch noch einige andere Holzschnitte, welche unsers
Wissens theils den Namen tragen, theils unbezeichnet sind, und in
schwarzen wie in Bister lavirten Exemplaren vorkommen. Sie sind
folgenden Inhalts.
Die hl. Jungfrau in einer Landschaft das Kind umarmend, wäh-
rend zwei Kinder Aepfel pflücken, fol.
Die hl. Familie und der kleine Johannes, fol.
Die hl. Familie mit einer Heiligen, fol.
Die Grablegtmg Christi, fol.
Der Triumph der Amphitrite auf Delphinen von Liebesgöttern
umgeben. Oben auf Wolken Juno, fol.
313. Leonardo Uorona da Murano, der Sohn eines Miniaturmalers
Michele Corona, gehört zu den Nachahmern des Tintoretto
und des 'l'izia,n. Man findet historische Bilder von seiner
Hand, deren einige mit dem Monogramme bezeichnet sind.
Die grösste Zahl seiner Werke besteht aber in Copien nach
Tizian. Er suchte in allen Palästen und Kirchen Venedigls
Zutritt, wo nur immer ein Gemälde dieses Meisters zu finden war.
Viele Kunstliebhaber nahmen solche Oopien für Original. Das Mono-
gramm steht nur auf Bildern eigener Composition. Seine Lebenszeit
fällt von 1561 1605.
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314. Krafft Lindenmeyer von Ulm soll nach Brulliot I. No.1356ß-
der Träger dieses Zeichens seyn. Einen Künstler dieses
Namens nennt nämlich der Pfarrer Weyermailn von Wir-
tingen in Württemberg im Kunstblatt 1830 N0. 64, und er
will wissen, dass Lindenmeyer bis gegen 1490 Gemälde,
Holzschnitte und Kupferstiche hinterlassen habe. Wir wollen glauben,
dass ein Kraift Lindenmeyer in der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts in Ulm gelebt habe, Niemand aber nennt ein Werk mit
diesem Zeichen, welches dem erwähnten Ulmer Meister zugeschrieben
werden könnte. Es scheint auch wirklich nur aus dem Monogramme
des Lukas Cranach gebildet zu seyn, aber in modernerer Form, so