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311- Garl LDSSOW, Historienmaler, der Sohn des 1805 zu Bremen
gebornen Bildhauers Arnold Hermann Lossow,
stand zuerst unter Leitung seines Vaters, und
besuchte dann die Akademie in München, wo
er sich der Leitung des Professors Foltz zu
erfreuen hatte. Lossow entwickelte entschie-
denes Talent zur historischen Composition,
doch wählte er von jeher seine Stoffe weniger
I aus der klassischen Geschichte, als aus den
deutschen Dichtungen des Mittelalters. Die
Gudrun-Sage begeisterte ihn zu mehreren Bildern, welche aber bisher
noch grossentheils in Gartens und ausgeführten Zeichnungen vorliegen.
Auch die Gedichte von Uhland und anderen neueren Dichtern boten
ihm Stoff für Zeichnungen in Kreide und Aquarell. Auf solchen
Blättern, und auch auf Cartons deutete Lossow durch das Monogramm
seine Autorschaft an. Im Jahre 1856 hatte er das Glück, mit dem
treiflichen Maler Andreas Müller den kunstliebenden Erbprinzen Georg
von Sachsen-Meiningen nach Italien zu begleiten. Die diesem Fürsten
gehörige Villa Carlotta am Oomersee bildete einen reizenden Standort,
und von da aus wurden Ausilüge nach Mailand und Venedig unter-
nommen. Der Herzog berieth mit den genannten Künstlern mancherlei
Entwürfe zur Ausschmückung der Villa, und veranlasste in Folge
dessen unsern C. Lossow zur Uebersiedluug nach Meiningen. Hier
erregten 1857 bei der Ausstellung historischer Cartons berühmter
früherer und neuer Meister L0ssow's Zeichnungen und Entwürfe nicht
geringe Aufmerksamkeit. Wir verlassen aber den Künstler auf dieser
Stufe mit der Ueberzeugung, dass er zu einem rühmlichen Ziele ge-
langen werde. Gegenwärtig beschäftiget er sich mit dem Cyclus für
die Villa Uarlotta. Die Eroberung einer Stadt der Mallier durch
Alexander den Grossen war 1858 auf der deutschen allgemeinen Kunst-
ausstellung in München zu sehen.
312- 1.1166. Gambiasi, auch Cangiaci, Lucas Januensis, und Luchetto
da Genova genannt, geb. 1527, gest 1583 oder
1585. Schüler seines Vaters Giovanni, welcher
durch Pierino del Vaga die Grundsätze der
römischen Schule kennen gelernt hatte, begab
er sich nach Rom, um RafaePs Werke an der
I Quelle zu studiren. Aus seinen zahlreichen
Gemälden erkennt man aber eine dem Correggio verwandte Richtung.
Seine Zeitgenossen nannten ihn daher geradezu den ligurischen Cor-
reggio. In Genua sind mehrere Bilder von seiner Hand. Auch in
Spanien, besonders im Escurial, hinterliess er Werke. In den Galle-
rien zu Neapel, Rom, Wien, Berlin, München 8m. sind ebenfalls Ge-
mälde von Oambiasi. Wir kennen aber kein Bild mit dem Monogramm
des Meisters. Auch auf Kupferstichen nach Zeichnungen und Ge-
mälden kommt es nicht vor. "Auf ersteren müsste man das Zeichen
vor allen vermuthen, aber keine der zahlreichen Imitationen von B. Pi-
cart, J. Burde, A. Pond, S. Mulinari, L. Garreau, O. Metz, J. G. Prestel,
M. Oesterreich, Deacon u. s. w. ist mit dem einen oder dem anderen
Monogramme versehen. Nur auf etlichen Holzschnitten kommt es vor.
Die Blätter dieser Art scheint Cambiasi selbst verbreitet zu haben.
Sie ahmen entweder einfache Federzeichnungen, oder Umrisse in
schwarzer Kreide nach. Eine der letzteren stellt den Tod des Adonis
vor. Er liegt sterbend auf dem Boden, umgeben von Venus und einer
anderen nackten weiblichen Figur. Die Umrisse sind sehr kräftig und
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