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Schlange brachte aber Cranach schon vorher an, wie unter den Ini-
tialen CL mit der Jahrzahl 1506 zu ersehen ist. Der Wappenbrief
änderte Cranacws Stellung im bürgerlichen Verhältnisse nicht. Er
wurde dadurch nicht in den Adelstand erhoben, sondern blieb wie vor
und ehe Meister Lukas der Maler. Weder er, noch sein Sohn, noch
eines 'v0n dessen Kindern, nennen sich nicht ein einziges Mal von
Cranach. Wenn von Lukas von Cranach die Rede ist, so bezieht sich
das von immer nur auf den Geburtsort.
Die drei grösseren Monogramme kommen auf Gemälden selten
vor, und auch auf Holzschnitten begegnet man ihnen nicht häufig.
Sie sind aber auf Holzschnitten durchgezeichnet, und formgetreu. Ein
Gemälde mit einem ähnlichen Zeichen, doch in feineren Linien, und
mit der Jahrzahl 15011- haben wir oben erwähnt. Es stellt die hl. Fa-
milie mit Engeln vor, und beündet sich in der Gallerie Sciarra zu Rom.
Die verschlungenen Buchstaben CL, und überdiess die geflügelte
Schlange, findet man auch auf einem Gemälde in der k. k. Gallerie
zu Wien, welches die Judith mit dem Haupte des Holofernes vorstellt.
Des Monogramms bediente sich Cranach anscheinlich nur in seiner
früheren Zeit, wie aus den Jahrzahlen mit demselben zu ersehen ist.
Später schrieb er öfter die Initialen L C auf, theils ohne, und theils
mit der geflügelten Schlange. Die ächte Form der letzteren ist jene,
welche oben copirt ist. Dieses Zeichen kommt aber auch kleiner vor,
auf den meisten Gemälden mit einfacher Linie. Ausgeführter und
grösser ist es auf Kupferstichen und Ilolzschnitten, und wie bei Ge-
mälden, so vkann man auch aus der aufrechten Stellung der Fleder-
mausflügel auf die Originalität der Holzschnitte und Kupferstiche
schliessen. Es hatte ursprünglich nicht jeder Holzschnitt, welchen
man für Cranach's Arbeit halten kann, das Zeichen; dieses wurde
auf einigen Platten in nicht entsprechender Weise von anderer Hand
beigesetzt, oder auch durch einen Stempel aufgedruckt. Die Aus-
Scheidung solcher Blätter ist die Sache des Kenners, welchem die
grosse Verschiedenheit Crauach'scher Holzschnitte nicht entgehen wird.
Die Originalität des Schnittes muss empfunden werden. In diesem
Falle unterscheidet man die geistreiche Hand von der handwerks-
mässigen, wenn sie auch noch so geübt ist. Die geistreichsten Blätter
rühren von Cranach selbst her, wie die Ruhe auf der Flucht nach
Aegypten, B. No. 3, S. N0. 7, die Flucht der hl. Familie mit Engel-
tanz, B. N0. 4, S. N0. 9, Churfürst Friedrich der Weise vor der Ma-
donna, S. N0. 97, Dr. Luther als Junker Jörg, S. N0. 179, u. s. w.
Die hl. Familie mit den Engeln liess R. Weigel für sein Prachtwerk:
Holzschnitte berühmter Meister, Heft VII., in Ilelldunkel copiren.
Im fünften Hefte sind drei Blätter aus dem Wittenberger Heiligthums-
buche nachgebildet.
Die Monogramme auf dem vierten Stöckchexi iindet man auf Zeich-
nungen, welche theils von dem älteren Cranach, theils von Lukas
Cranach dem Sohne herrühren dürften. Das erste Zeichen der zweiten
Reihe ist so geformt, dass man auch GL lesen könnte. 'In diesem
Falle hat Gottfried Leigel, Cranach's Schüler, seinen Namen ange-
deutet, was um so mehr Wahrscheinlichkeit hat, da ein ähnliches
Zeichen dieses Meisters das G deutlich durch den Querstrich angibt.
Eine Zeichnung mit einem solchen Monogramme ist wohl jene, welche
Schuchardt II. S. 97 N0. 359 beschreibt. Sie stellt den hl. Martin
zu Pferd mit Gefolge vor, wie er mit dem Bettler den Mantel theilt.
Sie ist mit der Feder auf blaues Papier ausgeführt, und hat wenig
von Cranach. Schuchardt vermuthet daher eine Schularbeit, vielleicht
Monogrammisten Bd. II. 8